Marode Airline Wer kauft Alitalia? Italienische Regierung macht Druck
Rom (dpa) - Die italienische Regierung drückt bei der Suche nach einem Käufer für die marode Fluggesellschaft Alitalia aufs Tempo. Die Sonderverwalter, unter deren Regie die Airline seit Dienstag steht, sollen innerhalb von 15 Tagen mit einem Aufruf an potenzielle Interessenten den Verkaufsprozess starten.
Ministerpräsident Paolo Gentiloni bekräftigte erneut, die Maßnahmen der Regierung zielten nicht darauf ab, die Fluggesellschaft zu verstaatlichen. Eine Verstaatlichung sei „vom ersten Moment an ausgeschlossen“ gewesen.
Das Kabinett hatte am Dienstagabend einen 600 Millionen Euro schweren Brückenkredit für sechs Monate beschlossen. Damit soll Alitalia weiter in der Luft gehalten werden, bis ein Käufer gefunden ist. Nachdem ein Rettungsversuch gescheitert war, müssen die Sonderverwalter nun ausloten, ob es eine Zukunft für Alitalia gibt, oder die einst stolze Staats-Fluglinie aufgelöst werden muss.
Der Minister für Wirtschaftliche Entwicklung, Carlo Calenda, betonte in einem Radiointerview am Mittwoch die Notwendigkeit einer privaten Lösung: „Die Regierung hat die Verstaatlichung von Alitalia ausgeschlossen und ich glaube, dass die Bürger (...) genau darauf achten, wie ihr Geld verwendet wird, und auch wir müssen sehr darauf achten, wie es verwendet wird.“ Der Steuerzahler habe bereits 7,5 Milliarden Euro in die Airline stecken müssen - nun kämen noch die 600 Millionen Euro des Brückenkredites hinzu.
Das Darlehen soll der Regierung zufolge gewährleisten, dass der Flugbetrieb der Fluggesellschaft trotz Krisenmodus wie geplant weiterläuft. Denn bleibe Alitalia erst einmal am Boden, hätte das „schwere Unannehmlichkeiten“ für die Kunden der Airline zur Folge, hieß es in einer Mitteilung.
Alitalia mit rund 12.500 Mitarbeitern weltweit steckt seit Jahren in der Krise. Billigflieger wie Ryanair und Easyjet waren in den vergangenen Jahren massiv auf den italienischen Markt gedrängt und hatten die ohnehin schon schwache Alitalia unter Druck gesetzt. Im Jahr 2015 hatte diese fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht.
Im April hatte die Belegschaft einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmaßnahmen abgelehnt. Die italienischen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad - der mit Abstand größte Aktionär - hatten daraufhin die im Plan vorgesehene Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro abgesagt. Ohne Unterstützung aller Beteiligten für die nötige Umstrukturierung des Unternehmens stehe Etihad nicht mehr für Investitionen zur Verfügung. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile hat sich für die Araber als teures Zuschussgeschäft erwiesen.