Wie stabil ist der Rettungsschirm?

Fünf Euro-Staaten benötigen derzeit Hilfe. Auch Italien hat Probleme. Wie lange reicht das Geld?

Frankfurt. Fünf von 17 Euro-Ländern sind auf Hilfen ihrer Partner angewiesen. Damit müssen immer weniger Geberländer für immer mehr Krisenstaaten geradestehen. Wenn noch mehr Länder Hilfe bräuchten — wie viel Platz ist noch unter dem Schirm?

Welche Länder erhalten Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm?

Nach Griechenland, Irland und Portugal haben nun auch Spanien und Zypern erklärt, Hilfen aus den Euro-Rettungsfonds in Anspruch zu nehmen. Spanien bleibt aber als Garantiegeber für die Krisenfonds erhalten, da es lediglich Geld für die Sanierung seiner Banken beantragt hat.

Welche Summen bekommen diese Länder?

Für Irland, Portugal und Griechenland hat der Rettungsschirm EFSF 192 Milliarden Euro zugesagt. Die Kredite werden schrittweise ausgezahlt — unter der Voraussetzung, dass die Länder sparen und Reformen umsetzen. Spanien dürfte für die Banken-Rettung bis zu 62 Milliarden Euro benötigen. Die Euro-Finanzminister haben bis zu 100 Milliarden Euro zugesagt. Zypern benötigt rund zehn Milliarden Euro.

Wie viel Geld ist noch übrig?

Allein im EFSF stehen nach Angaben des Fonds noch 248 Milliarden Euro bereit — das würde für Spaniens Banken und Zypern locker reichen. Wobei noch offen ist, ob der EFSF oder sein Nachfolger, der permanente Krisenfonds ESM einspringt, der Mitte Juli starten soll. Mit dem neuen Programm für Spanien und Zypern dürfte sich die benötigte Summe auf maximal 300 Milliarden Euro erhöhen. Das ist noch immer weniger als die Hälfte des kombinierten Volumens der beiden Rettungsschirme EFSF und ESM von 800 Milliarden Euro.

Reicht das, wenn weitere Staaten Hilfen benötigen?

Die Reihe der potenziellen Bittsteller ist lang: Wäre Spanien gezwungen, doch noch voll unter den Rettungsschirm zu schlüpfen, wird der Kapitalbedarf Madrids auf bis zu 300 Milliarden Euro geschätzt. Auch Italien kämpft mit Problemen, möglicherweise benötigen auch Portugal oder Irland ein zweites Paket. Die Faustformel der Ökonomen lautet: Spanien passt auch als Gesamtstaat unter die Rettungsschirme, das Schwergewicht Italien nicht mehr.

Wie steht es um Wackelkandidat Italien?

Für viele ist es eine Frage der Zeit, bis die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone Hilfen beantragen wird. „Die Konjunktur ist zu Jahresbeginn eingebrochen, und der Reformwillen der italienischen Politik ist wieder deutlich erlahmt“, sagt Volkswirt Ralph Solveen.

Welche Kontrollmöglichkeiten haben die Geberländer?

Experten von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds kontrollieren als „Troika“ die Einhaltung der Auflagen. Die internationalen Geldgeber haben eine scharfe Waffe in der Hand: Sie können kurzerhand den Geldhahn zudrehen. Damit wurde Griechenland mehrfach gedroht.

Der Rettungsfonds ESM könnte Anleihen der Krisenländer kaufen. Wäre dies erfolgsversprechend?

Kurzfristig würden die Aufschläge für Anleihen der Krisenländer wohl sinken. „Solche Käufe könnten aber eine Einladung sein, gegen die begrenzten Mittel der Rettungsfonds zu spekulieren“, warnt Analyst Holger Schmieding. Dann würden Mittel verschwendet.