Wirbel um Übernahmegerüchte der Provinzial Nordwest
München (dpa) - Europas größter Versicherer Allianz greift der „Financial Times Deutschland“ zufolge nach dem großen regionalen Versicherer Provinzial Nordwest. Wie das Blatt berichtet, wollen die Münchner das Unternehmen für 2,25 Milliarden Euro kaufen.
Der Konzern lehnte am Freitag jede Stellungnahme dazu ab. Die Kommunen in Westfalen wollen ihr zur Sparkassenfinanzgruppe gehörendes Unternehmen aber wohl nicht einfach preisgeben. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) teilte mit, sich vorerst nicht von dem Konzern trennen zu wollen. „Wir planen derzeit nicht, unsere Anteile an der Provinzial Nordwest zu verkaufen“, sagte LWL-Direktor Wolfgang Kirsch. „Es gab in der Vergangenheit immer wieder Angebote für das wirtschaftlich gesunde Unternehmen mit hervorragenden Bilanzzahlen“, sagte Kirsch.
„Die Provinzial, die eine Institution in Westfalen ist, kann aber nur mit der Zustimmung aller Anteilseigner verkauft werden.“ Dem LWL gehören knapp 40 Prozent der Provinzial. Der spektakuläre Deal - für den es allerdings keine offizielle Bestätigung gibt - scheint damit zunächst vom Tisch zu sein. Die Gespräche dementierte Kirsch nicht.
Laut „FTD“ bemüht sich Allianz-Chef Michael Diekmann persönlich um das Geschäft. Der Versicherer hat in Deutschland in einigen Bereichen zu kämpfen, etwa in der Autoversicherung - und könnte die Übernahme wohl gut gebrauchen. Allianz-Deutschlandchef Markus Rieß soll der Zeitung zufolge auch eng in die Gespräche eingebunden sein. Europas größter Versicherer mag dies weder bestätigen noch dementieren.
Für den Konzern wäre der Deal nicht nur wegen der vielen hinzugekauften Kunden besonders erfreulich, sondern auch der mögliche Zugriff auf das über die Sparkassen organisierte Vertriebsnetz könnte die Allianz locken. Aus Branchenkreisen heißt es, die Verhandlungen seien allerdings noch nicht am Ende, möglicherweise könnten sich die Eigentümer der Provinzial vielleicht einigen.
An dem Versicherer sind neben dem LWL mit 40 Prozent zum gleichen Anteil auch die Westfälischen Sparkassen beteiligt. Die Sparkassen in Schleswig-Holstein besitzen 18 Prozent und die ostdeutschen Sparkassen 2 Prozent. Da die Sparkassen wiederum in kommunaler Hand sind und die Kassen von Landkreisen und Städten chronisch leer sind, könnte ein solcher Handel durchaus reizvoll sein.