Wirtschaft in Frühlingsstimmung
München (dpa) - Die deutsche Wirtschaft bleibt in Frühlingslaune und sieht dem nächsten halben Jahr mit wachsender Zuversicht entgegen. Der ifo-Geschäftsklimaindex, das wichtigste Stimmungsbarometer, stieg im März zum fünften Mal in Folge - wenn auch nur leicht von 109,7 auf 109,8 Punkte.
„Der Schwung lässt etwas nach“, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Montag in München. Hauptgrund ist der Anstieg der Ölpreise. Aber die Aussichten für die Exportindustrie sind besser geworden, und die Kauflust der Verbraucher kurbelt den Einzelhandel überraschend kräftig an.
Die Nachfrage nach Kleidung, Unterhaltungselektronik, Lebensmitteln und Möbeln stieg - „es sieht durch die Bank gut aus“, sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Die befragten Einzelhändler bewerteten ihre Geschäftslage noch einmal sehr viel besser als in den Vormonaten, und auch dem kommenden halben Jahr sehen sie optimistischer entgegen. Der gute Arbeitsmarkt und „die anstehenden Lohnerhöhungen könnten erklären, dass die Leute mehr einkaufen“, sagte Wohlrabe.
Ohne den Konsum hätte die Wirtschaftsstimmung einen leichten Dämpfer erhalten. „Die Industriefirmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage etwas weniger positiv als im Vormonat“, sagte Sinn. Konjunkturexperte Wohlrabe erklärte das mit dem Abbau von Lagervorräten und dem unsicheren Umfeld. Der Ölpreisanstieg wegen der politischen Unsicherheit am Persischen Golf und die Krise in der Eurozone drückten die Stimmung. Die Autoindustrie laufe im Moment nicht mehr so gut.
Auf der anderen Seite gehe es bei der Investitionsgüterindustrie rund, und beim Export nach Asien und Amerika sehe es wieder besser aus: China scheine die Delle zu überwinden, die US-Wirtschaft scheine sich etwas besser zu erholen. Die Erwartungen der Industrieunternehmen für die kommenden sechs Monate haben sich insgesamt leicht verbessert. „Ihren Mitarbeiterstamm wollen sie erhöhen, wenn auch weniger stark als im Vormonat“, sagte Sinn.
Im Baugewerbe sorgte die große Nachfrage nach Wohnungen für bessere Geschäfte - getrieben von niedrigen Zinsen und Inflationsängsten. Die hohen Erwartungen für die Zukunft gaben allerdings etwas nach. Im Großhandel trübte sich die Stimmung deutlich ein.
Größte Risikofaktoren für die weitere Entwicklung seien der Ölpreis und die Inflation in der Eurzone. „Trotzdem schlägt sich die Wirtschaft gut“, sagte ifo-Konjunkturexperte Wohlrabe. „Das Stimmungsbild ist robust positiv.“ Eine neue Gemeinschaftsprognose wollen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Mitte April vorlegen.
Banken und Börse reagierten überwiegend positiv. Der DAX legte leicht zu. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet angesichts der ifo-Zahlen, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal nicht noch einmal schrumpft. Die Europäische Zentralbank habe mit ihrer Geldversorgung die Unsicherheit gedämpft. Aber der Aufschwung bleibe fragil, auch für die deutsche Wirtschaft könnten „die Bäume nicht in den Himmel wachsen“.