Wirtschafts-Nobelpreis an zwei US-Forscher

Stockholm (dpa) - Der Wirtschafts-Nobelpreis 2011 geht an die US-Forscher Christopher A. Sims und Thomas Sargent.

Wie die Schwedische Wissenschaftsakademie am Montag in Stockholm mitteilte, teilen sich die beiden den mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Mio Kronen) dotierten Preis für ihre weltweit anerkannten Analyse-Modelle zu „Ursache und Wirkung bei volkswirtschaftlichen Entwicklungen“. Beide Ökonomen haben unabhängig voneinander ihre Methoden entwickelt, die von Regierungen und Notenbanken genutzt werden, um Antworten auf die Wirtschaftskrisen zu finden.

Der 1942 geborene Sims unterrichtet an der Princeton-Universität in New Jersey. Sargent ist ein Jahr jünger und arbeitet an der New Yorker Universität.

Ein Sprecher des Nobelkomitees erklärte, dank der Modelle von Sims und Sargent lasse sich das Wechselspiel etwa von Inflation, Zinsen und Arbeitslosigkeit präzise analysieren. Tore Ellingsen, schwedisches Nobelkomitee-Mitglied und National-Ökonom, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Überall auf der Welt basieren die Prognosen von Finanzministerien und Nationalbanken auf den Methoden der beiden.“ Ihren Modellen käme eine gewaltige Bedeutung zu, um etwa Ursache und Wirkung bei Krisen zu erkennen.

Sims selbst sagte der „New York Times“ zufolge in einer ersten Reaktion auf die Preisverleihung, seine Forschung helfe Ländern, Antworten auf wirtschaftliche Stagnation und reduzierte Budgets - wie sie in der Finanzkrise entstanden - zu finden. Gleichwohl räumte Sims mit Blick auf die aktuelle Krise ein: „Wenn ich eine einfache Antwort hätte, würde ich sie in der ganzen Welt verbreiten.“

Auch Nobelkomitee-Mitglied Ellingsen schränkte ein, zur Frage der Kontrolle der Finanzmärkte würden sich Sims wie auch Sargent aber ziemlich zurückhalten. „Als Rezept“ seien die Modelle der beiden Wissenschaftler aber trotz ihrer Bedeutung nicht zu gebrauchen.

Sims sagte am Telefon, er freue sich und sei überrascht von der Mitteilung über den Stockholmer Preis. Auf die Frage, wie er seine Hälfte der Dotierung angesichts der derzeitigen Krise auf den Finanzmärkten zu investieren gedenke, antwortete er: „Ich werde das wohl eine Weile in Cash behalten und dabei über die Verwendung nachdenken.“

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der die Auszeichnung 2001 erhielt, würdigte die Arbeiten von Sargent und Sims als Beitrag zur „Lösung eines der ältesten Probleme der Ökonomie“. Die Diskussion um die Strukturen von Ursache und Wirkung in der Wirtschaft sei damit jedoch keineswegs beendet, sagte Stiglitz in Prag.

Als Beispiel für ein solches Problem nannte Stiglitz die Immobilienkrise in den USA, der die große Finanz- und Wirtschaftskrise folgte. So sei die Frage zu stellen: War die Blase eine Konsequenz der Geldpolitik oder reagierte die Geldpolitik nur auf andere zugrundeliegende Schwierigkeiten? Im Rückblick sei der enge Fokus auf die Wahrung einer niedrigen Inflationsrate ohne Rücksicht auf die Haushaltsschulden ein „sehr schwerwiegender Fehler“ gewesen, meinte Stiglitz.

Die gewaltige und immer wieder kritisierte Dominanz von Preisträgern aus den Vereinigten Staaten hat sich durch die diesjährige Vergabe weiter verstärkt: Von 69 Preisträgern haben 54 ihre Forschungsarbeit an US-Instituten betrieben. Einziger deutscher Preisträger war bisher der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten, der 1994 ausgezeichnet wurde.

Seit der ersten Vergabe des Ökonomie-Preises 1969 hat ihn die US-Ökonomin Elinor Ostrom 2009 als einzige Frau neben 68 Männern bekommen. Im vergangenen Jahr wurden Peter A. Diamond und Dale T. Mortensen aus den USA zusammen mit dem Briten Christopher A. Pissarides ausgezeichnet.

Der Wirtschafts-Nobelpreis ist auch stark umstritten, weil er im Gegensatz zu den anderen fünf Nobelpreisen (Frieden, Literatur, Medizin, Physik und Chemie) nicht auf das Testament des schwedischen Erfinders und Unternehmers Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Die Auszeichnung wurde erst 1968 gestiftet, 1969 das erste Mal vergeben und heißt offiziell „Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel“.

Sims und Sargent erhalten ihre Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, zusammen mit den anderen Nobelpreisträgern aus der Hand des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf in Stockholm. Nur der Friedensnobelpreis wird traditionell in Oslo überreicht.

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