Athen-Pleite bedroht die Banken

Kommt es zu einem Schuldenschnitt, müssen die Institute Milliarden abschreiben. Dafür brauchen sie mehr Eigenkapital.

Berlin. Vor drei Jahren stand das Bankensystem vor der Kernschmelze, weil Geldhäuser weltweit mit Immobilien-„Giftpapieren“ verseucht waren. Zum Symbol der Krise wurde der Kollaps der US-Bank Lehman Brothers. Jetzt ist die belgisch-französische Großbank Dexia das erste Opfer der Euro-Krise. Die Angst vor einem Flächenbrand geht um.

Die Hinweise auf einen Staatsbankrott Griechenlands mit einer drastischen Umschuldung verdichten sich. Die ausländischen Gläubiger würden wohl auf bis zu 60 Prozent ihres Geldes verzichten müssen, das sie den Griechen geliehen haben. Diesen Verlust müssen Banken in ihren Bilanzen abschreiben. Dafür brauchen viele Geldhäuser aber dringend mehr Eigenkapital.

Bedrohte Banken bekommen von Konkurrenten oder Investoren aus Übersee, die wegen der Schuldenkrise den Euro-Raum meiden, fast kein frisches Kapital mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat schon reagiert, um den Geldhandel der Banken untereinander anzukurbeln und die Krise zu entschärfen. Reißen alle Stricke, wie bei der Dexia, müssen aber wieder die Staaten und Steuerzahler einspringen.

Erstmals in der Euro-Schuldenkrise droht ein echter Verlust von Steuergeld. Kommt es in Griechenland zum Schuldenschnitt, ist neben deutschen Banken auch der Staat betroffen. Aus dem ersten Griechenland-Paket vom Mai 2010 flossen bisher 65 Milliarden der 110 Milliarden Euro nach Athen ab. Deutschlands Notkredite beliefen sich nach den fünf Raten zuletzt auf etwa 13,45 Milliarden Euro. Davon wären aber nicht automatisch 60 Prozent verloren, weil die genauen Bedingungen einer drohenden Umschuldung noch unklar sind.

Die Commerzbank ist in Griechenland laut Bloomberg mit rund 2,2 Milliarden Euro engagiert (Stand Ende Juni), die Deutsche Bank mit 1,15 Milliarden Euro. Die genossenschaftliche DZ Bank mit etwa 790 Millionen Euro, die Allianz mit rund 780 Millionen Euro und die Bad Bank der WestLB mit 1,2 Milliarden Euro. Insgesamt summierte sich das Athen-Risiko für die deutsche Finanzwirtschaft nach Angaben der Geldhäuser und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Stand Ende Juni) auf etwa 17,5 Milliarden Euro.

Es gab Treueschwüre auf die deutsch-französische Achse. Tatsächlich streiten aber Berlin und Paris heftig über Details neuer Finanzspritzen und den Einsatz des EFSF für Banken. Ein Gesamtpaket soll Ende Oktober fertig sein.

Die Franzosen, deren Institute in Griechenland Milliarden im Feuer haben, wollen nicht, dass ihre Banken als Empfänger von Staatshilfen gebrandmarkt werden. Sie fordern gleiche Kriterien für alle großen europäischen Banken. Der Branchenprimus Deutsche Bank, der wie 2008 stabil ist, will sich aber beispielsweise kein Kapital aufdrücken lassen. Solche Finanzspritzen werden als Makel gesehen.

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