Zahl der Jobsucher auf Rekordtief

Nürnberg/Berlin (dpa) - Der Arbeitsmarkt trotzt dem Winter. Dank des kräftigen Wirtschaftsaufschwungs ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den niedrigsten Februarstand seit 19 Jahren gesunken.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im vergangenen Monat 3 317 000 Männer und Frauen ohne Job; dies waren 33 000 weniger als im Januar und 326 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,1 Punkte auf 7,9 Prozent ab, wie BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg berichtete.

Da inzwischen immer mehr Firmen neue Arbeitsplätze schafften, hätten Arbeitssuchende derzeit so gute Jobchancen wie schon lange nicht. „Und immer mehr Menschen werden gar nicht erst arbeitslos“, erläuterte Weise. Der Arbeitsmarkt profitiere weiter von der guten Konjunktur, sagte er mit Blick auf den seit Monaten anhaltenden positiven Trend. Akute Risiken für den Arbeitsmarkt wegen der Aufstände im arabischen Raum oder dem steigenden Ölpreis sieht er vorerst nicht. „Wir sehen das im Moment nicht als Gefahr für den Arbeitsmarkt“, sagte Weise.

Zufrieden über die Lage auf dem Arbeitsmarkt zeigte sich am Dienstag auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). „Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist gut“, sagte sie in Berlin. Sie wertete den Rückgang der Erwerbslosen als Zeichen für einen anhaltenden Aufwärtstrend. „Normalerweise steigt im Februar die Arbeitslosigkeit“, gab die Ministerin zu bedenken.

Zurückhaltender beurteilte hingegen BA-Chef Weise die aktuelle Entwicklung. Es sei nicht auszuschließen, dass das etwas mildere Februarwetter zu einem vorgezogenen Frühjahrsaufschwung geführt habe. „Das ist für den Februar derzeit noch nicht eindeutig zuzuordnen - war es nun das Wetter oder die Konjunktur. Das wird man erst genauer im März wissen“, sagte der BA-Chef. Mitarbeiter der Statistikabteilung der Behörde sind hingegen überzeugt, das die gute Februar-Entwicklung größtenteils auf die gute Konjunktur zurückgeht.

Mit einem Ende des seit rund einem Jahr andauernden Job-Aufschwungs rechnet Weise derzeit nicht. Schon im Frühsommer könnte wieder die Drei-Millionen-Marke unterschritten werden, spätestens im Oktober oder November werde die Zahl der Arbeitslosen sicher unter der psychologisch wichtigen Grenze liegen, prognostizierte er. Für 2011 rechnet Weise mit rund drei Millionen Erwerbslosen im Jahresdurchschnitt; dies wären rund 244 000 weniger als 2010.

Sorge bereitet der Bundesagentur hingen die hohe Sockelarbeitslosigkeit; nach Angaben von BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt waren bei der Bundesagentur im Februar 903 000 Menschen als Langzeitarbeitslose registriert. Dies seien lediglich fünf Prozent weniger als vor einem Jahr. Der nur langsame Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit zeige, dass es Menschen gebe, die trotz besserer Beschäftigungslage keine Arbeit fänden, ergänzte Weise. „Wir sind froh, dass sich das im Zuge der guten Konjunktur verbessert hat. Aber noch nicht in dem Maße, wie es sein könnte“, fügte er hinzu.

Als Hinweis auf die Robustheit des Arbeitsmarktes sieht der BA-Vorstand auch die gute Beschäftigungslage. So ist die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten Daten vom Januar saisonbereinigt um 23 000 gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten mit Sozialversicherungspflicht nahm um 52 000 zu (Dezemberzahlen). Unbereinigt sank die Erwerbstätigkeit im Zuge der Winterpause um 639 000 auf 40,28 Millionen. Das ist dennoch ein Plus von 463 000 im Jahresvergleich. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Dezember unbereinigt bei 28,05 Millionen, ein Plus von 559 000 binnen Jahresfrist.