Zehntausende von Streiks an NRW-Flughäfen betroffen
Düsseldorf (dpa) - Dem siebten Streiktag des Sicherheitspersonals an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn ist jeder dritte Flug zum Opfer gefallen. Insgesamt meldeten die Airports mehr als 300 Flugausfälle - 233 in Düsseldorf und 75 in Köln/Bonn.
Zehntausende Passagiere waren am Freitag von Ausfällen, Verspätungen und Wartezeiten betroffen. Arbeitgeber und Gewerkschaft überzogen sich derweil mit Vorwürfen und die Tourismus-Branche mischte sich in den Konflikt ein.
Hintergrund des Arbeitskampfes sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen für das Wach- und Sicherheitsgewerbe in Nordrhein-Westfalen. Die Gewerkschaft Verdi fordert 30 Prozent mehr Lohn und will die Branche „aus dem Niedriglohnsektor holen“. Die Arbeitgeber zeigten sich über den Ausstand am Freitag empört: Verdi habe Verhandlungen an diesem Tag wegen angeblicher Terminprobleme abgelehnt, aber offenbar genug Zeit, mit einem weiteren Streik Passagiere zu drangsalieren.
„Fakt ist, dass die Arbeitgeber seit Dezember kein neues Angebot vorgelegt haben. So bekommt man die Kuh nicht vom Eis“, sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer. Er sehe bei den Arbeitgebern keinen Ansatz, den Konflikt zu beenden. Die Gewerkschaft habe sich dagegen schon zweimal auf Verhandlungen ohne neues Arbeitgeber-Angebot eingelassen. „Unsinnige Forderungen sind nun einmal wirtschaftlich nicht umsetzbar und würden in vielen Bereichen Arbeitsplätze massiv bedrohen“, erklärte der Verhandlungsführer des Bundesverbands des Sicherheitsgewerbes (BDSW), Gunnar Vielhaack. Die Gewerkschaft der Bundespolizei forderte die Rücknahme der Privatisierung im Bereich der Luftsicherheitskontrollen.
Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben für die Jahre 2013 und 2014 insgesamt 13,7 Prozent mehr Lohn an den Flughäfen geboten und für die untere Lohngruppe des Gewerbes insgesamt 9,2 Prozent. Die Branche hat in NRW 34 000 Beschäftigte, davon 2000 an Flughäfen. Eine neue Verhandlungsrunde ist am kommenden Montag geplant.
Der Düsseldorfer Flughafen rechnete vor, dass durch die sieben Streiktage allein dort seit Dezember schon insgesamt 1044 Flüge ausgefallen sind. Über 100 000 Passagiere seien von den Ausfällen betroffen, mehrere hunderttausend Passagiere hätten lange Wartezeiten bei der Abfertigung und Verspätungen in Kauf nehmen müssen.
Der Deutsche Reiseverband teilte mit, dass der Streik mit seinem „immensen volkswirtschaftlichen Schaden“ auch die Tourismusbranche treffe. Für Urlauber und Geschäftsreisende sei der Streik „eine Zumutung und ein extremes Ärgernis“. Unternehmen entgingen wegen der Streiks wichtige Geschäfte. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft kritisierte Dauer und Umfang des Arbeitskampfes als unverhältnismäßig. Der Streik wirke wie ein Generalstreik im gesamten Luftfahrtsektor. Volkswirtschaftlich wichtige Verkehrsströme würden unterbrochen.
Verbandspräsident Michael Frenzel rief die Politik zum Eingreifen auf: Bei Tarifkonflikten in einem volkswirtschaftlich derart sensiblen Bereich müssten Abkühlungsperioden oder Schiedsverfahren gesetzlich vorgeschaltet werden.