Zetsche soll bis 2019 Daimler-Chef bleiben
Berlin (dpa) - Deutschlands dienstältester Autoboss Dieter Zetsche soll bei Daimler noch eine Amtszeit dranhängen.
Es sei „aus heutiger Sicht die absolute Absicht des Aufsichtsrats“, den Ende 2016 auslaufenden Vertrag mit dem Konzernlenker um weitere drei Jahre zu verlängern, sagte Chefkontrolleur Manfred Bischoff am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Berlin. Eine Entscheidung stehe aber erst für Anfang nächsten Jahres an. Die rund 4500 anwesenden Aktionäre quittierten die Ankündigung mit Applaus.
Zetsche steht seit Anfang 2006 an der Konzernspitze - so lange wie kein anderer Chef bei den deutschen Autobauern. Mit einer Verlängerung bis Ende 2019 wäre der 61-Jährige auch in der Pflicht, den Konzern wie angepeilt spätestens 2020 an BMW und Audi vorbei an die Spitze der automobilen Oberklasse zu führen.
Vor zwei Jahren sah die Lage noch anders aus: Damals verweigerte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat ihm die uneingeschränkte Vertragsverlängerung, Zetsche galt als angezählt. Jetzt stehen die Kontrolleure geschlossen hinter dem Daimler-Boss. Die Arbeitnehmerseite trage die Absicht des Aufsichtsrats mit, „weil wir das Unternehmen auf einem guten Weg sehen“, erklärte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht.
Zetsche fuhr zuletzt mit einer runderneuerten Modellpalette Erfolge ein. Der Konzern stellte 2014 erneut einen Verkaufsrekord auf und kam auch bei Umsatz und Gewinn auf Bestwerte. Dieses Jahr soll die Aufholjagd zu BMW und Audi mit hohem Tempo weitergehen. Doch Zetsche weiß auch: „Natürlich schlafen die nicht.“
Deswegen muss Daimler viel Geld in die Hand nehmen, um den Abstand zur Konkurrenz nachhaltig zu verkürzen und gleichzeitig bei den großen Technologie-Umbrüchen wie Elektromobilität und vernetzten Autos vorne dabei zu sein. Das war manchen Investoren zuletzt zu wenig. „Warum bleibt das Budget für Forschung und Entwicklung seit Jahren konstant, obwohl die Umsätze in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind?“, fragte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment.
Tatsächlich lag Daimlers Aufwand in diesem Bereich in den vergangenen vier Jahren ziemlich konstant bei 5,6 Milliarden Euro. Der Anteil am stetig wachsenden Umsatz schrumpfte Stück für Stück und lag zuletzt klar unter dem Rivalen BMW. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den Investitionen: In den vergangen zehn Jahren gab der gesamte Daimler-Konzern etwas weniger aus als der Rivale aus München - der nur auf 60 Prozent des Umsatzes kommt.
Doch die Stuttgarter rüsten auf: Dieses und nächstes Jahr will das Management im Schnitt 6,7 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgeben - so hoch waren diese Aufwendungen nie in den vergangenen zehn Jahren. Auch die Investitionen sollen auf durchschnittlich 5,6 Milliarden Euro steigen. Das wäre zwar weniger als zuletzt bei BMW, aber der höchste Daimler-Wert seit 2006. „Wir haben ganz klar unsere Zukunft im Sinn und nicht nur das nächste Quartal“, sagte Zetsche.
Fast alle Werke arbeiteten bereits im Dreischichtbetrieb, bis zum Sommer sollen vier neue Autos auf den Markt kommen. Vier weitere überarbeitete Modelle stehen für das komplette Jahr an - und Daimler hat noch mehr vor: „Nach der Modelloffensive ist vor der Modelloffensive“, sagte Zetsche. Bis Ende des Jahrzehnts plant der Konzern weitere zehn neue Autos, die es bislang noch nicht im Angebot gibt und die Daimler neue Kundengruppen bringen sollen.