ZEW-Chef: Brexit hätte negative Folgen für EU-Konjunktur

Mannheim (dpa) - Ein Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union hätte aus Sicht eines führenden Wirtschaftsexperten negative Folgen für die Konjunktur der Staatengemeinschaft.

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Die hohe Unsicherheit nach einem Austritt hätte zwar stärkere Auswirkungen auf Großbritannien als auf die EU, wie der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Dennoch wird ein Brexit auch an Europa nicht spurlos vorbeigehen: In Großbritannien leben 13 Prozent der Einwohner von Europa und Großbritannien macht 17 Prozent der Wirtschaftskraft aus - ein Ausstieg wird für Europa nicht leicht zu verkraften sein.“

Die Briten stimmen am 23. Juni per Referendum darüber ab, ob ihr Land in der EU bleiben soll. Es sei schwierig zu prognostizieren, wie stark sich ein Ausstieg Großbritanniens auf die gesamtwirtschaftliche Lage auswirken würde, da es keine Vorbilder für ein solches Szenario gebe, sagte Wambach. „Die Konjunktur der EU ist recht empfindlich, jede Negativmeldung könnte Einfluss haben.“

Das Problem sei, dass niemand wisse, was genau nach einem Austritt der Briten passieren würde. „Es ist noch nicht einmal klar, wie lange die Verhandlungen von Großbritannien mit der EU nach einem Brexit dauern würden“, sagte der Ökonom. „Ob die Unsicherheit nun zwei oder vier Jahre anhalten würde, ist sehr schwierig vorherzusagen.“

Wambach hält einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU allerdings für unwahrscheinlich, verweist aber auf die hohe Eigendynamik von Referenden dieser Art. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es anders ausgeht, ist nicht zu vernachlässigen.“

In Großbritannien würde ein EU-Austritt seiner Ansicht nach eine Zurückhaltung bei den privaten Investitionen zur Folge haben. „Viele Studien kommen zu dem Schluss, dass es im Falle eines Brexits in Großbritannien zu steigenden Arbeitslosenzahlen und einem Rückgang des Bruttosozialprodukts kommt. Wegen der hohen Unsicherheit ist die Wahrscheinlichkeit eines Konjunkturrückgangs groß.“ Auch eine Schwächung des britischen Pfunds würde es geben, wie Wambach sagte. Die Unsicherheit im Euroraum würde ihm zufolge auch den Euro tendenziell eher schwächen - zwar nicht gegenüber dem britischen Pfund, aber gegenüber dem Dollar.