ZEW-Konjunkturerwartungen erneut gesunken

Mannheim (dpa) - Nach dem unerwarteten Konjunkturboom zu Jahresanfang beurteilen Finanzexperten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten skeptischer - auch wegen der Schuldenkrise im Euroraum.

Die ZEW-Konjunkturwartungen sanken im Mai um 4,5 Punkte auf 3,1 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Es war der dritte Rückgang in Folge. Der Index liegt damit weit unter dem historischen Mittelwert von 26,5 Punkten.

„Deutschland hat die Folgen des Wirtschaftseinbruchs unerwartet schnell wettgemacht. Diese erfreuliche Dynamik wird sich indes nicht ungebremst fortsetzen“, erklärte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Hinzu kämen Risiken wie beispielsweise die Schuldenkrise im Euroraum. Auch durchwachsene Konjunktursignale aus den USA und ein schwächerer Ausblick für China dürften die Erwartungen eher gedämpft haben.

Die aktuelle Lage beurteilten Analysten und institutionelle Anleger dagegen so gut wie nie zuvor. Der entsprechende Indikator stieg auf 91,5 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Umfrage 1991.

Ähnlich war das Bild für den Euroraum: Die Konjunkturerwartungen sanken um 6,1 Punkte auf nun 13,6 Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage verbessert sich dagegen um 8,0 Punkte auf 13,6 Punkte.

Aus dem Rückgang der Konjunkturerwartungen dürfe nicht auf ein baldiges Ende des Aufschwungs geschlossen werden, erklärten Volkswirte der Commerzbank. Sie erwarten im Gesamtjahr einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 3,4 Prozent. Im ersten Quartal war die deutsche Wirtschaft vor allem dank der enormen privaten Nachfrage und hoher Investitionen gegenüber dem Schlussquartal 2010 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent gewachsen.