Chemieindustrie legt Rekord-Quartal hin
Frankfurt/Main (dpa) - Deutschlands viertgrößter Industriezweig, die Chemiebranche, hat im ersten Quartal 2011 so gute Ergebnisse eingefahren wie noch nie. Alle drei entscheidenden Säulen - Umsatz, Produktion und Preise - erreichten historische Bestmarken.
Dies teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Dabei hatte die Branche Anfang des Jahres noch mit einem nachlassenden Wachstum gerechnet. Nach den unerwartet guten Zahlen könne die Prognose für 2011 nun nach oben korrigiert werden.
„Trotz etlicher Risiken für die Weltwirtschaft bleiben wir optimistisch und rechnen damit, dass die große Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen im In- und Ausland weiter anhält“, sagte VCI-Präsident Klaus Engel in einer Mitteilung seines Verbandes.
Die Branche stellt beispielsweise Grundstoffe für Plastik und Dünger her, ist unverzichtbar für die meisten Waschmittel und Farben oder liefert die Wirkstoffe für Medikamente. Insgesamt stieg die Produktion gegenüber dem ersten Quartal 2010 um 8,0 Prozent. Verglichen mit dem ohnehin starken Schlussquartal des vergangenen Jahres betrug der Zuwachs noch 3,2 Prozent. Die Erzeugerpreise legten um 5,4 Prozent zu (gegenüber Ende 2010: 2,2 Prozent) und die Erlöse sogar im 15,4 Prozent (8,4 Prozent gegenüber Quartal 4 aus 2010).
Die einzige negative Entwicklung gab es bei den Erzeugerpreisen für Medikamente, die seit den Gesundheitsreformen unter Druck stehen. Sie gaben im Jahresvergleich um 1,2 Prozent nach - bei einem Anteil von 30 Prozent am Produktionswert. Mit kräftigen Wachstumsraten von 4 bis 11 Prozent steuerten die übrigen Sparten aber ausreichend gegen.
Zum brummenden Wachstum und den weiteren Aussichten heißt es im Quartalsbericht: „Die Kapazitätsauslastung liegt mit fast 87 Prozent schon fast am Siedepunkt. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage erreichte bereits wieder das Niveau des Sommers 2007. Damals lief die Chemiekonjunktur auf Hochtouren.“ Allerdings, so warnt der VCI, seien noch nicht alle Risiken vom Tisch: „Hohe Schuldenstände in einigen europäischen Ländern sowie den USA, die Nuklearkatastrophe in Japan und die politischen Unruhen im arabischen Raum bieten Potenzial für Rückschläge“, heißt es in der Bilanz der ersten drei Monate.
Trotz der Risiken hob der Verband, der nach eigenen Angaben mehr als 90 Prozent der deutschen Chemiebranche vertritt, die Prognose für das laufende Jahr an: Die Produktion soll gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent wachsen, die Preise für Chemieprodukte sollen um 4 Prozent und der Umsatz um 9 Prozent zulegen. Vergangenes Jahr hatte die chemische Industrie gut 170 Milliarden Euro umgesetzt.
Und auch die Beschäftigung zieht nach VCI-Vorhersage bereits an: Im Quartalsvergleich habe es 6200 neu Jobs gegeben - dieses Plus von 1,5 Prozent sei der höchste Zuwachs seit 1990. Jedoch liegt die Zahl der aktuell 421 000 Mitarbeiter klar unter dem Vorkrisenwert 2007, als die Branche rund 441 000 Beschäftigten Arbeit gegeben hatte.