ZEW-Konjunkturerwartungen hellen sich auf
Mannheim (dpa) - Die Zuversicht von Finanzexperten in die deutsche Wirtschaft hat sich im Oktober überraschend stark aufgehellt. Der ZEW-Konjunkturindex für Deutschland stieg im Oktober um 6,7 Punkte auf minus 11,5 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte.
Damit stieg der Indikator das zweite Mal hintereinander und auch stärker als von Volkswirten erwartet. Zuletzt hatte der Indikator im Mai höher gelegen (plus 10,8). Das ZEW sieht einen Grund für die gestiegene Zuversicht darin, dass die Unsicherheit an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen abgenommen habe.
„Die Hoffnungen sind gestiegen, dass die deutsche Wirtschaft die Stagnation hinter sich lässt“, sagte Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank zum jüngsten ZEW-Konjunkturbarometer. Die Sorgen über eine erneute Eskalation der Schuldenkrise hätten spürbar nachgelassen, kommentierte die VP Bank. „Dies könnte sich aber als Trugschluss erweisen.“ Die europäischen Schuldenkrisenstaaten stünden weiter vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen.
Nach wie vor rechnen aber mehr Experten mit einer Verschlechterung der Konjunktur als mit einer Verbesserung: Der Index gibt den Saldo zwischen Optimisten und Pessimisten wieder. Ein negativer Wert bedeutet, dass die Pessimisten in der Überzahl sind. Laut ZEW geht fast die Hälfte der befragten Experten (45,5 Prozent) davon aus, dass die wirtschaftliche Lage auf Sicht von sechs Monaten unverändert bleibt.
Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands fiel hingegen ungünstiger als im Vormonat aus. Dieser Indikator sank um 2,6 Punkte auf plus 10,0 Zähler. Hier hatten Volkswirte im Vorfeld einen etwas schwächeren Rückgang auf plus 11,8 Zähler erwartet.
Die Commerzbank warnte davor, die Zahlen überzubewerten. Die vom ZEW befragten Experten würden bei der Bewertung der konjunkturellen Aussichten offensichtlich stark von der aktuellen Stimmung an den Finanzmärkten beeinflusst. Der Anstieg des ZEW-Index im September und Oktober dürfte deshalb „zu einem beträchtlichen Teil auf die wieder bessere Stimmung an den Märkten zurückzuführen sein“, hieß es in einer Analyse.