Dispokredit Zinsen sinken — der Dispo bleibt teuer

Verbraucherschützer fordern weiter eine Deckelung vom Bund. Dieser setzt vorerst auf neue Regeln für mehr Transparenz.

Dispokredit: Zinsen sinken — der Dispo bleibt teuer
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Düsseldorf. Für ihre eigenen Einlagen erhalten Bankkunden kaum noch Zinsen, überziehen sie ihr Konto, werden sie jedoch kräftig zur Kasse gebeten. Der Zinssatz für den Dispo liegt aktuell durchschnittlich bei 8,85 Prozent — zumindest bei Privatbanken wie ING Diba, Commerz- und Postbank. Bei den Volksbanken-Raiffeisenbanken und Sparkassen liegt er durchschnittlich im zweistelligen Bereich. Das stößt nicht nur bei Verbraucherschützern auf Unverständnis, sondern auch in der Politik.

„Ein Großteil der Kreditinstitute profitiert zunehmend von den aktuell historisch niedrigen Zinssätzen, gibt diese beim Dispokredit aber nicht an ihre Kunden weiter“, kritisiert das NRW-Verbraucherschutzministerium. Ob dies tatsächlich der Fall ist, will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in diesem Jahr überprüfen. „Derzeit wird noch am Konzept für die Untersuchung gefeilt“, erklärte Pressesprecherin Anja Schuchhardt. Erst zum Ende des Jahres seien Ergebnisse zu erwarten.

Die Forderung des Landes NRW nach einer Deckelung der Dispozinsen wurde vom Bund abgelehnt. Stattdessen hat er Banken durch die im März in Kraft getretene Wohnimmobilienkreditrichtlinie verpflichtet, ihre Dispozinssätze transparenter zu gestalten und ein Beratungsgespräch anzubieten, sofern der Dispokredit dauerhaft über sechs Monate und mindestens 75 Prozent in Anspruch genommen wurde. Die NRW-Verbraucherzentrale und das Verbraucherministerium halten eine Deckelung der Zinssätze aber weiter für sinnvoll.

„Derzeit ist die Forderung nur nicht forcierbar“, erläutert Markus Feck, Bankjurist bei der Verbraucherzentrale. Der Grund ist die neue Richtlinie, die laut NRW-Verbraucherschutzministerium nicht zufriedenstellend ist. Sie stelle zwar mehr Transparenz her, habe jedoch keine gesetzliche Regelung zur Deckelung der Dispozinsen zur Folge. Diese sei zum effektiven Schutz der Verbraucher vor einer zunehmenden Überschuldung aber wirkungsvoll und geboten, heißt es. „Die Forderung zur Einführung einer Obergrenze erhalten wir aufrecht, auch wenn der Bund sie ablehnt und im jetzigen Gesetzgebungsverfahren zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie nicht berücksichtigt hat“, erklärt eine Sprecherin. Zunächst wolle man aber ähnlich wie bei der Verbraucherzentrale die Entwicklung abwarten, um dann eine erneute Forderung zu prüfen.

Bis dahin können die Banken ihre Zinssätze weiterhin frei festsetzen. Die Kreditinstitute argumentieren diesbezüglich mit unkalkulierbaren Risiken, die ein Dispokredit mit sich bringe. „Die Banken müssen das Geld jederzeit mit Eigenkapital bereithalten, auch wenn der verfügbare Rahmen nicht ausgeschöpft wird“, erklärt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken. Hinzu komme der hohe Verwaltungsaufwand. „Mit einem Ratenkredit können die Kreditinstitute besser und sicherer planen.“ Topar verweist zudem darauf, dass der durchschnittliche Dispo-Zinssatz bei den Privatbanken auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren sei.

Egal welche Gründe es für Bankkunden gibt, den Dispokredit in Anspruch zu nehmen: Die Verbraucherzentrale NRW rät, ihn nur kurzfristig zu nutzen. „Wer merkt, dass sein Konto nicht mehr aus dem Minus herauskommt, sollte sich beraten lassen und einen Ratenkredit mit besseren Konditionen aufnehmen“, sagt Feck.