Zukunft von Manroland bleibt offen

München/Wiesbaden (dpa) - Der insolvente Druckmaschinenhersteller Manroland steht möglicherweise vor einer Zerschlagung. Denkbar sei etwa die Aufspaltung der Bereiche Bogendruck im hessischen Offenbach und der Zeitungsdruck in Augsburg.

„Eine getrennte Lösung wäre einfacher“, sagte Insolvenzverwalter Werner Schneider der „Financial Times Deutschland“ (Dienstag). „Anpassungen in kleineren Einheiten sind leichter.“ Entscheidungen sind bislang nicht gefallen, auch eine Aufspaltung sei nur eine Option, betonte ein Sprecher Schneiders. Die IG Metall forderte von der Bundesregierung derweil eine Führungsrolle und verlangt ein Konzept für die angeschlagene Branche insgesamt.

Die Manroland-Eigentümer Allianz und MAN hatten dem angeschlagenen Konzern am Freitag den Geldhahn zugedreht. Dieser musste daraufhin Insolvenz anmelden, seither bangen rund 6500 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. „Die Gesellschafter und der Bundeswirtschaftsminister müssen jetzt schnell im Interesse der Beschäftigten und Arbeitsplätze handeln“, sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. Er ist zugleich Vizechef des Aufsichtsrats bei Manroland. Zudem müssten Allianz und MAN dringend für den benötigten Massekredit bürgen, um Manroland eine Fortsetzung der Geschäfte zu ermöglichen.

Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) sieht ebenfalls die solventen Eigentümer MAN und Allianz in der Verantwortung. „Wenn die Gesellschafter diese Verantwortung jetzt zügig wahrnehmen, muss die Insolvenz nicht das Ende der Manroland bedeuten.“ Landeshilfen wie eine Bürgschaft stünden „wenn überhaupt“ erst am Ende des gerade erst begonnenen Prozesses, meinte Posch. Zwingende Voraussetzung sei das Interesse von Investoren, die jetzt schnell gefunden werden müssten. Bereits am Montag hatte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) Forderungen nach Staatshilfen für den Konzern mit Standorten in Augsburg, Offenbach und Plauen eine klare Absage erteilt.

Schneider betonte ebenfalls den Zeitdruck wegen des Massekredits. Nötig sei voraussichtlich ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Er rechne aber damit, den Kredit zu bekommen.

Hoffnungen auf einen Alleingang setzen IG Metall und Betriebsrat im Werk Offenbach. Sie wollen bereits in den kommenden Tagen ein Fortführungskonzept für das Roland-Traditionswerk mit noch 1900 Beschäftigten vorlegen, in dem Bogendruckmaschinen hergestellt werden. Sie erwarten sich offenbar von einem Alleingang den Erhalt einer größeren Zahl von Arbeitsplätzen. Es müsse Schluss sein mit den Versuchen der gescheiterten Manroland-Geschäftsführung, Produktion und Know-How von Südhessen nach Augsburg zu verlagern, erklärten die IG Metall-Geschäftsführerin Marita Weber und die Manroland- Betriebsratsvorsitzende Alexandra Roßel.

Auf Bundesebene verlangt die Gewerkschaft hingegen eine umfassende Lösung für die gesamte deutsche Druckmaschinenindustrie. Der Vize-Aufsichtsratsvorsitzende Kerner forderte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) auf, umgehend einen runden Tisch mit dem Ziel eines industriepolitischen Konzepts für die gesamte Branche einzuberufen. „Eine nachhaltige Lösung ist nur mit den beiden anderen großen Druckmaschinenherstellern gemeinsam möglich“, meinte Kerner. Neben Manroland sind mit Heidelberger Druck sowie Koenig&Bauer zwei weitere weltweit führende Hersteller von Druckmaschinen in Deutschland vertreten.

Unklar blieb vier Tage nach der Insolvenz, über welche Arbeitsagentur das Insolvenzgeld für die 6500 Beschäftigten des Unternehmens ausbezahlt wird. Die drei betroffenen Regionaldirektionen forderten den Insolvenzverwalter zu schnellen Lösungen auf. Den Menschen müssten Perspektiven für ihre berufliche Zukunft aufgezeigt werden. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stünden derzeit nicht schlecht, wenn sich die Betroffenen bereit fänden, sich regional oder auch beruflich zu verändern. Die Arbeitsagenturen sagten den Menschen ihre Unterstützung zu.

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