Wuppertal WSW: Weniger Stromverbrauch, aber mehr Fahrgäste
Der Konzern macht in diesem Jahr nur ein bescheidenes Plus von 584 000 Euro. Die Energiewende macht sich deutlich bemerkbar.
Wuppertal. Der WSW-Konzern hat das Geschäftsjahr 2016 mit einem Plus von 584 000 Euro abgeschlossen. Das deutlich höhere Vorjahresergebnis von 8,9 Millionen Euro liegt nach Angaben der Stadtwerke in einmaligen Sondereffekten begründet. Kennzeichnend für das Geschäftsjahr war ein Ergebnisrückgang bei der Versorgung auf 51,4 Millionen Euro.
„Wir haben jetzt drei relativ warme Jahre hinter uns“, bilanzierte am Montag WSW-Vorstandschef Andreas Feicht. Zudem mache sich das Bewusstsein für mehr Energieeffizienz beim Verbraucher bemerkbar. Da überrascht es nicht, dass der Stromabsatz im Vorjahresvergleich um sieben Prozent gesunken ist — und mit Blick auf die vergangenen sechs Jahre sogar ein Einbruch um fast ein Viertel zu verzeichnen ist. Der Umsatz sank 2016 im Stromsektor allerdings für die WSW lediglich um vier Prozent. Feicht erklärt die Differenz mit der Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Der Strompreis für die Kunden steigt deswegen. Wir haben unsere Marge aber nicht erhöht.“ Die Zahl der Stromkunden sank.
Im Bereich Mobilität konnte der Konzern sein Defizit von 46 Millionen Euro in 2015 auf 44,5 Millionen Euro in 2016 verringern. Die Schwebebahn nutzten im vergangenen Jahr 24,4 Millionen Menschen, die Busse hatten 65,7 Millionen Fahrgäste. Beide Werte sind leicht angestiegen. Die Umsatzerlöse der WSW mobil stiegen um 22,6 Prozent auf 87,9 Millionen Euro. Deutlich bemerkbar machte sich bei den Investitionen die Anschaffung der neuen Schwebebahnen, die bereits 2015 zu Buche schlug, so dass in die Sparte Verkehr 20,5 Millionen Euro investiert wurden. 1,5 Millionen Euro flossen zudem in das Umspannwerk Unterbarmen, das eine neue 110-KV-Schaltanlage brauchte.
Fast 5,2 Millionen Euro kosteten im vergangenen Jahr die Arbeiten an der Fernwärmeleitung Süd-West. „Da sind wir voll im Kosten- und Zeitplan“, informierte Feicht. Die Stadtwerke investieren insgesamt 15 Millionen Euro in die 3,2 Kilometer lange Trasse. Ab Herbst 2018 soll durch die Rohre heißer Dampf fließen, der im Müllheizkraftwerk auf Korzert erzeugt wird. Die Neukundengewinnung hat bereits begonnen. Im Bereich Friedrichsallee/Steubenstraße freuen sich die WSW über 36 neue Haushalte für das Netz.
Zusätzlich strecken die Wuppertaler Stadtwerke ihre Fühler in andere Geschäftsbereiche aus. So haben sie sich an der Projektentwicklungsgesellschaft „Binnenwind“ beteiligt und bauen auf diese Weise gerade in Kahlenberg (Rheinland-Pfalz) ihre erste Windkraftanlage. Sie soll die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Projekte mit erneuerbaren Energien bräuchten, so Feicht, in der Regel eine Entwicklungszeit von fünf bis sechs Jahren und unterlägen starken politischen Regulierungen. „Da sollte man kooperieren, um das Risiko zu streuen“, sagt der WSW-Chef. Die Stadtwerke haben einen Anteil von 33 Prozent an „Binnenwind“.
Die Energiewende beschäftigen die WSW auch im Geschäftskundenbereich. „Wir fahren die Menge unserer Industriekunden zurück“, erklärte Feicht. Das finanzielle Risiko für die WSW sei einfach zu hoch. Schließlich würden diese Kunden bereits heute große Mengen Strom für ein festes Datum in der Zukunft ordern — um heutigen Preis. Das wird für die Stadtwerke problematisch, wenn der Kunde weniger Strom verbraucht und der nicht verbrauchte Strom am Tag X weniger Wert ist als heute.
In manchen Fällen stellen die WSW Firmenkunden statt Energie lediglich ihr Know-how zur Verfügung. Feicht sagt: „Es geht darum, Kunden bei ihrem Energieversorgungsproblem zu helfen. Dass der Strom am Ende auch von uns kommen muss, ist eigentlich eine veraltete Sichtweise.“