Yao Ming: Sanfter Riese mit unvollendeter Karriere
Houston (dpa) - Er war Asiens Basketball-Gesicht in Amerika, der aktuell längste Profi der NBA und für viele einer der Größten dazu: Yao Ming. Der sanfte Riese wird Land und Liga künftig fehlen - als Basketballer, Botschafter und Bezugsperson.
Der erst 30-jährige chinesische Superstar der Houston Rockets zog amerikanischen Medienberichten zu Folge die Konsequenzen aus seinen jahrelangen verletzungsbedingten Rückschlägen und somit einen Schlussstrich unter seine neun NBA-Spielzeiten.
Offiziell will sich der 2,29 Meter große Center am 20. Juli in seiner Heimatstadt Shanghai äußern. Verein und Liga können aufgrund des Lockouts keine Stellungnahme abgeben. Dafür reden andere. „Dwight Howard ist heute der beste Center der Welt. Aber als Yao gesund war, hat er Howard dominiert“, betonte sein ehemaliger Rockets-Trainer Jeff van Gundy. „Ich werde dich vermissen Bruder. Du bist einer der großartigsten Spieler. Genieß' deinen Rücktritt, lass' uns zusammen Urlaub machen - nur du und ich“, meinte Shaquille O'Neal, der erst vor wenigen Wochen seine Karriere beendet hatte.
Der Schlaks aus Shanghai hatte es in seiner Premieren-Saison 2002/03 schwer. Charles Barkley bezweifelte, dass hinter Yaos Länge auch sportliche Größe steckt. „Ich küsse deinen Hintern, wenn er jemals 19 Punkte erzielt“, hatte Barkley als TV-Experte vor laufenden Kameras seinem Kollegen Kenny Smith gesagt. Kurze Zeit später war Yao ausgerechnet gegen Meister Los Angeles Lakers auf 20 Punkte gekommen. „Sir Charles“ machte umgehend seine Ankündigung wahr und drückte im Fernsehstudio einem Esel, dem Smith ein Schild mit seinem Namen um den Hals gehängt hatte, einen Schmatzer auf dessen Hinterteil.
Yao war nicht nur groß, sondern auch talentiert. Der Center kam 2002 in die NBA und war der erste Ausländer, der bei der Talentbörse Draft an erster Stelle stand. Allerdings konnte er nie kontinuierlich sein Potenzial zeigen. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. So kam Yao in den vergangenen beiden Spielzeiten nur auf fünf Partien. Seit 2005 verpasste er verletzungsbedingt mehr als 250 Partien. Zuletzt hatte er sich am 16. Dezember einen Ermüdungsbruch im linken Sprunggelenk zugezogen und anschließend vergebens versucht, wieder fit zu werden.
In seiner Karriere brachte es der Mann mit der Rückennummer Elf auf durchschnittlich 19 Punkte pro Partie und wurde achtmal für das Allstar-Game nominiert. „Das Tragische ist, dass wir niemals erfahren werden, wie gut er wirklich hätte sein können“, sagte sein ehemaliger Rockets-Mitspieler Shane Battier.
Yao galt als das Bindeglied zwischen der besten Basketball-Liga der Welt und dem bevölkerungsreichsten Land der Erde. Durch ihn wurde Basketball endgültig zum „globalen Spiel“. Als er im Herbst 2007 mit Houston gegen die Milwaukee Bucks spielte, bei denen sein Landsmann Yi Jianlian sein NBA-Debüt gab, schauten in der Heimat 200 Millionen Landsleute zu - rund doppelt so viele wie beim Super Bowl.
In den USA war Yao ebenso populär wie im Reich der Mitte - auch wegen seines Humors. Auf die Frage, welche Art amerikanischer Musik er gerne höre, antwortete er einmal: „Mir gefällt die amerikanische Nationalhymne. Ich höre sie mindestens 82 Mal im Jahr.“