1907-1911: Partys und Prachtbauten — goldene Jahre im Tal

Das passierte zwischen 1907 und 1911 in den Wupperstädten.

Wuppertal. Die anhaltend gute Wirtschaftslage, die den Städten an der Wupper in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg beschieden ist, lässt auch den General-Anzeiger florieren. Hingegen wirken sich die vorübergehenden ökonomischen Flauten kaum auf das Zeitungsgeschäft im Tal aus. Zum Vorabend des Weihnachtsfestes 1910 beliefert der prosperierende General-Anzeiger seine Leser mit einer Neuheit. Bei diesem aufwändigen Druckerzeugnis handelt es sich um eine achtseitige illustrierte Beilage, die mit „Bergisch Land“ überschrieben ist und eben darüber berichtet: die Heimat. Fortan liegt „Bergisch Land“ jeder Samstagsausgabe der Zeitung bei. Den Kopf der Titelseite ziert ein stilisierter Eichenbaum, neben dessen Stamm die Schwebebahn und Schloss Burg erscheinen.

Diese Zeichnung stammt von dem Barmer Künstler Eugen Bahns, einem langjährigen Mitarbeiter, der den General-Anzeiger mit Strichzeichnungen versorgt, bis die Fotografie das Feld der Illustration übernimmt. Aufmacher der ersten Ausgabe ist ein Gedicht von Anton Joseph Ohorn, einem Poeten aus Theresienstadt (1846-1924).

Ein Wuppertaler steuert unterdessen sein persönliches Weihnachtserlebnis aus Kriegstagen bei. Die Erinnerungen handeln vom Feldzug der Jahre 1870/71, an dessen Ende die Kaiserproklamation Wilhelms I. und Kriegsentschädigungen Frankreichs an Deutschland stehen. Es wird nun nicht mehr lange dauern, bis sich Deutsche und Franzosen erneut an der Front gegenüberstehen.

Randerscheinung dieses neuerlichen Krieges ist die Tatsache, dass der General-Anzeiger seine Beilage wegen Papiermangels einstellen muss. Erst 1924 soll mit der „Wochenschau“ wieder ein vergleichbares Produkt erscheinen.

Wie sehr sich Barmen und Elberfeld vor jenem denkwürdigen Attentat von Sarajewo in Glück und Frieden wähnen, beweisen zwei Stadtjubiläen. Barmen feiert 1908 seinen 100. Geburtstag, Elberfeld blickt 1910 auf 300 Jahre Stadtgeschichte zurück. Wieder werden zur Feier Prachtbauten geplant, darunter das Barmer Rathaus. Am 23. Mai 1908 erfolgt die Grundsteinlegung im Beisein des Kronprinzenpaars. Aber die Zeiten sind letztlich weitaus stürmischer, als man geahnt hat. Erst drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs soll das Rathaus vollendet werden.

Unterdessen gelangt Elberfeld zügiger zum Ziel seiner Jubiläumswünsche. So wird das 1910 begonnene Hotel Kaiserhof schon zwei Jahre nach der Grundsteinlegung vollendet. Es spiegelt — ebenso wie der Barmer Hauptbahnhof von 1911-1913 — die Hoffnung auf eine neue Geldquelle: den Tourismus. Auf höherer Ebene aber haben sich längst Ereignisse angebahnt, die eine solche Entwicklung verhindern.

“ Mehr zu den Jubiläumsfeiern lesen Sie am Freitag in der Stadtteil-Zeitung.