Auf dem RS1 an der Ruhr haben Fahrradfahrer Vorfahrt

In der Stadt kommt man als Radler oft nur langsam voran. Das ist auf dem Schnellweg anders.

Jamie (l.) und Tony im Unterricht mit Eva Röthig.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

So viel Platz! Entspannt fahren Christian Weirich und seine Kollegin Maria Wagener mit ihren Fahrrädern nebeneinander. Dabei können sie gemütlich quatschen. Unterwegs sind sie auf dem neuen Radschnellweg Ruhr bei Mülheim. Der wird auch RS1 genannt und ist deutlich breiter als normale Radwege. „Da macht es Spaß, nebeneinander her zu fahren“, sagt Maria Wagener.

Die beiden arbeiten bei einem Verband, der den RS1 mit plant. Wenn er fertig ist, soll der Radschnellweg durch zehn Städte im Ruhrgebiet im Bundesland Nordrhein-Westfalen führen. Abends und nachts ist der RS1 gut beleuchtet und im Winter wird gestreut. „Radfahren soll hier einfach schön sein“, sagt Christian Weirich.

Manche Leute sagen sogar, dass der RS1 eine Autobahn für Fahrradfahrer ist. Dieses Wort gefällt Frau Wagener nicht. „Man soll hier nicht rasen, sondern zügig und sicher fahren können“, sagt sie. Damit das gut geht, werden für den RS1 zum Teil sogar eigene Wege gebaut. Zum Beispiel verläuft er in Mülheim auf einer stillgelegten Bahnstrecke. „Und wenn der RS1 doch mal an der Straße entlang führt, haben die Fahrradfahrer viel Platz“, erklärt Frau Wagener.

Im Moment klappt das noch nicht überall. Denn der RS1 ist noch nicht fertig. „Manchmal muss ich doch auf die Straße ausweichen“, sagt etwa der Radfahrer Marcel Goergens. Dort, wo der Radschnellweg fertig ist, findet er ihn „supergut“. „Da ist man von der Straße runter.“ Neben und zwischen Autos ist es ihm manchmal zu gefährlich zum Radfahren.

Bisher sind 14 Kilometer der geplanten 100 Kilometer gebaut. Wann der Radschnellweg fertig sein soll, können die Planer noch nicht genau sagen. Dem Allgemeinen Fahrrad-Club dauert das alles viel zu lange. Der Club setzt sich für Radfahrer ein. „Es ist schlimm, dass es so gar nicht weitergeht“, sagt Christina Wolff von dem Club.

Woran liegt das? „Wir wollen mit allen sprechen, die Sorgen und Nöte haben“, sagt Maria Wagener. Die Leute fragten zum Beispiel: Wo sollen wir jetzt unsere Autos parken? Oder: Gibt es eine Lärmschutzwand? „Die brauchen wir zum Glück nicht“, sagt Maria Wagener. Denn Fahrräder machen im Gegensatz zu Autos keinen Lärm. Sie pusten auch keinen Dreck in die Luft. „Und Radfahren hält fit“, sagt Christian Weirich.

An diesem Morgen sind schon 497 Radfahrer über den Radschnellweg bei Mülheim gedüst. Das zeigt die Zählstation an, die mitten auf dem Radweg steht. Maria Wagener und Christian Weirich hoffen, dass bald noch viel mehr Leute vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Und dann irgendwann einmal pro Tag 50 000 weniger Autos durch das Ruhrgebiet fahren.