Auf den Bühnen wächst zusammen, was zusammengehört

In Schauspiel, Oper und Konzert erwartet die Kulturfreunde in der neuen Spielzeit ein anschmiegsames Programm.

Daniel Siekhaus, Berthold Schneider, Julia Jones und Thomas Braus stellen die neue Spielzeit vor.

Foto: Schwartz, Anna (as)

 Premieren, Wiederaufnahmen, neue Werke und alte Bekannte: Wuppertals Bühnen gehen mit einem äußerst vielschichtigen, spannenden, aber auch anschmiegsamen Programm in die Spielzeit 2019/20. Es hat einerseits das Zeug, die Qualität der Ensembles und des Orchesters zu dokumentieren und ist andererseits in Teilen so hürdenfrei zusammgestellt, dass neues und auch neues junges Publikum den Weg vor die Bühnen finden kann. Was die Kulturfreunde erwartet,stellten die Intendandten Julia Jones (Orchester), Berthold Schneider (Oper) und Thomas Braus (Schauspiel) am Mittwoch im Barmer Bahnhof vor. Dass die Stuhlrehen restlos besetzt waren, lag an der Tatsache, dass die Bühnen Abonnenten eingeladen hatten. Deren Zuspruch können sie sich sicher sein. Aber die Chance ist groß, dass der Kreis der Kulturfreunde wieder wächst. Denn auf Wuppertals Bühnen wächst zusammen, was zusammengehört. Das Intendanten-Trio scheint immer besser zu harmonieren und die Programmarbeit aufeinander abzustimmen, ohne den einzelnen Sparten Spielfelder für die volle Entfaltung zu verbauen.

„Das Einzige, was an einem Theater konstant ist, das ist die Veränderung“, sagte Berthold Schneider. Und die ist dann besonders gut, wenn es eine Veränderung zum Besseren ist. Das ist in den vergangenen beiden Jahren geschehen. Das neu zusammengestellte Opernensemble gewinnt zusehends Profil und wird in Zukunft um junge Sängerinnen und Sänger aus dem neuen Opernstudio ergänzt. Die Kooperation mit den Bühnen in Essen, Dortmund und Gelsenkirchen geht nicht zuletzt auf eine Initiative Schneiders zurück und verspricht für die neue Spielzeit spannende Klangerlebnisse. So womöglich, wenn Oper und Orchester Puccinis „La Bohème“ geben, einem Werk, dem Chefdramaturg David Greiner Erkenntnisfähigkeiten unterstellt. „Wer La Bohème nicht mag, der ist für die Oper auch nicht geeignet“, sagte er. Der Selbsttest dauert um die zwei Stunden und soll schon viele neue Opernfreunde erzeugt haben.

Mit einem Musical-Klassiker spricht Schneider zu Weihnachten jung gebliebenes und junges Publikum an. Die Bühnen werden aus Oldenburg „Jesus Christ Superstar“ übernehmen und mit großem Orchester auf der großen Bühne aufführen.

Dort lässt sich auch wieder Thomas Braus mit seinem Ensemble sehen. Und wie schon gewohnt spielt der Intendant routiniert auf der Klaviatur der Programmgestaltung. Klassisches trifft Modernes, Inklusion inklusive. Auf der großen Bühne des Opernhauses bietet das Ensemble große Werke großer Autoren dar. Shakespeares Romeo und Julia ist dabei der Klassiker unter den Klassikern. Die Spielzeit wird mit Molières „Der Geizige“ eröffnet.

Auf der kleinen Bühne im Theater am Engelsgarten beginnt die Spielzeit im September mit schwerer Kost. „Das Missverständnis“ von Albert Camus, der sein Werk selbst als „ein Stück der Auflehnung“ bezeichnete. Und das Missverständnis ist in der Tat ein dramatisches.

„Der kleine Lord“ ist das
Familienstück zu Weihnachten

Eine Geschichte des Scheiterns ist auch Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, das ebenfalls auf der kleinen Bühne zu sehen sein wird. Als Familienstück hat Braus sich in diesem Jahr für „Der kleine Lord“ entschieden, das inzwischen zu Weihnachten gehört wie Lebkuchen und Nussknacker.

Wenn Spielfreude einen Namen brauchte, dann hieß sie vielleicht Julia Jones. Die Generalmusikdirektorin verspricht den Freunden des Sinfonieorchesters und jenen, die es werden wollen, ein Programm mit dem Who-is-who der Komponisten. 25 verschiedene an der Zahl, von Beethoven über Puccini, Johann Strauß, Schubert und Dvorak bis Schumann und Mahler haben geschrieben, was Jones ins Programm aufnahm. Einer ist die Notenblätter noch schuldig. „Ich freue mich, mit einem lebenden Komponisten zusammenarbeiten zu dürfen“, sagte Jones und meinte den Leiter des Wuppertaler Standortes der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Aus Anlass des 150. Geburtstages der Schriftstellerin Else Lasker-Schüler komponiert Lutz-Werner Hesse ein Stück, an dessen Aufführung Schauspiel-Intendant Braus beteiligt sein wird.

Es wächst zusammen, was zusammengehört. Die Rädchen greifen ineinander. Aber: „Wir brauchen Sie, das Publikum. Sonst können wir nicht spielen“, sagte Julia Jones.