Batteriepflege und Starthilfe: Tipps gegen Winterpannen
Stuttgart (dpa/tmn) - Wenn die Temperaturen fallen, gibt es für viele Autofahrer ein böses Erwachen: Der Anlasser gibt nur noch ein kurzes Orgeln von sich. Mit einem Starthilfekabel wird die schlappe Batterie wieder flott.
Sie kann aber auch den Schaden verschlimmern.
Pannendienste haben im Winter Hochkonjunktur: Leere oder zu schwache Batterien sind im Jahresdurchschnitt für rund 30 Prozent der Einsätze verantwortlich. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit steigt diese Zahl deutlich an, erklärt Norbert Hartmann, Serviceberater Autotechnik beim Auto Club Europa (ACE). Ein Starthilfekabel im Kofferraum und ein befreundeter Nachbar können den Anruf beim Pannenhelfer überflüssig machen.
Doch wer die Kabel nicht in der richtigen Reihenfolge anschließt oder ein altes Starthilfekabel benutzt, riskiert Spannungsspitzen in der Bordelektronik. Das Resultat: Ein zerstörtes Fahrzeugsteuergerät und eine teure Reparatur. „Lieber ein neues Kabel für 30 bis 35 Euro kaufen als 1000 Euro für eine neues Steuergerät ausgeben“, sagt Hartmann. Kleine schwarze Kästchen auf dem Kabel zeigen, dass es sich um ein neues Modell mit Überspannungsschutz handelt.
Zunächst müssen an beiden Autos Zündung und sämtliche Verbraucher ausgeschaltet werden. Die Schaltung muss sich im Leerlauf, beim Automatikgetriebe in Parkstellung befinden. Dann wird mit dem roten Kabel zuerst der Pluspol der leeren mit dem der vollen Batterie verbunden. Das schwarze Kabel wird anschließend an den Minuspol der Spenderbatterie und dann im Pannenfahrzeug an ein blankes Metallstück der Karosserie im Bereich des Motorraums geklemmt, wo es nicht abrutschen kann. Einige Automodelle haben dafür einen speziell gekennzeichneten Massepunkt im Motorraum. Auf keinen Fall gehört das schwarze Kabel an den Minuspol des leeren Akkus. Denn dann können Funken im Bereich der Batterie Gase entzünden.
Wenn das Kabel von der Karosserie abrutscht, kann es zu den gefürchteten Spannungsspitzen kommen. „Das muss nicht passieren, kann aber ins Auge gehen,“ sagt ACE-Experte Hartmann.
Sind die Autos per Kabel verbunden, wird erst das Helfer- und dann das Pannenauto gestartet. Danach können die Kabel in der umgekehrten Reihenfolge wieder getrennt werden. „Dann noch 60 bis 90 Minuten fahren, und der Stromspeicher ist wieder geladen“, sagt Hartmann.
Unsicher sind viele Fahrer bei der Frage, ob man Autos mit Katalysator noch Anschieben oder Anschleppen darf. „Sie können das einmal versuchen, wenn der Wagen dann nicht anspringt, sollten Sie ihn stehen lassen“, rät Hartmann. Beim Anschieben könne unverbrannter Kraftstoff ins Abgassystem gelangen und dort den Katalysator zerstören.
„Wenn der Wagen anspringt, sobald Sie die Kupplung loslassen, ist das okay“, sagt auch Hans-Walter Kaumanns, Experte beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Wenn der Hersteller allerdings in der Bedienungsanleitung Anschieben oder Abschleppen untersagt, sollte man sich auch daran halten. Hybridfahrzeuge dürfen grundsätzlich nie angeschoben werden.
Damit solche Aktionen gar nicht erst nötig werden, könnte man die Batterie im Winter theoretisch auch ausbauen wenn der Wagen eine Zeitlang nicht benutzt wird. Peter Gutzeit vom Branchenverband Battery Safety Organization (BATSO) rät davon aber eher ab: „Bei einem Oldtimer kann das sinnvoll sein, aber in unseren Breiten können Sie ein normales Auto auch im Winter zwei Wochen am Flugplatz stehen lassen - wir sind hier ja nicht in Sibirien.“
Abgesehen davon drohe bei einem Ausbau Datenverlust. Das Autoradio kann den Stromverlust als Diebstahl interpretieren und muss dann neu codiert werden, ergänzt ACE-Experte Hartmann. Umgekehrt spare bei modernen Autos die Bordelektronik selbst und schalte bei schwacher Batterie sogar einzelne Funktionen ab, sagt Hans-Walter Kaumanns: „Dann geht zum Beispiel das Schiebedach nicht mehr auf.“
Wie lange eine Batterie hält, könne man nicht sagen. „Es gibt heute viel mehr elektronische Verbraucher im Auto als noch vor einigen Jahren, aber die Kapazitäten der Energielieferanten wurden auch entsprechend erhöht“, erklärt der Experte vom ZDK. Viele Kurzstrecken schaden der Batterie aber auf jeden Fall. Deshalb sollte der Autofahrer bei solchen Touren die Batterie ein wenig schonen, indem er zum Beispiel auf die Sitzheizung und eventuell auch auf die Klimaanlage verzichtet. Das spart außerdem Sprit.
Auch Schmutz tut den Energiespendern nicht gut: Feuchter Dreck kann zum Beispiel zu sogenannten Kriechströmen führen, die Batterien ganz langsam entladen. Deshalb sollten sie von Zeit zu Zeit gründlich gereinigt werden, empfiehlt Norbert Hartmann. Außerdem könne sich an den Batteriepolen sowie an Polklemmen eine weißliche Oxidschicht bilden, die den Stromfluss behindert. Laien überlassen die Säuberung am besten der Werkstatt, weil die Batterie dafür erst abgeklemmt werden muss.