Dem Verfall vorbeugen: Wenig genutzte Autos in Schuss halten
Speyer/München (dpa/tmn) - Wenn das Cabrio sechs Monate in der Garage auf den Sommer wartet, wird es entsprechend präpariert. Doch auch Alltagsautos stehen manchmal ziemlich lange herum. Experten erklären, was den Wagen dann vor dem langsamen Verfall schützt.
Stillstand tut dem Auto nicht gut. Damit der Wagen nach längerer Standzeit nicht nur anspringt, sondern auch verlässlich läuft, ist Vorsorge nötig.
Früher wurde empfohlen, das Auto vollzutanken, damit kein Rost im Tank entsteht. Dieser Ratschlag erübrigt sich schon seit längerer Zeit: „Seit Mitte der 80er Jahre haben Autos meist einen Kunststofftank“, erklärt Kfz-Meister Matthias Kemmer aus Speyer. Heute seien Standzeiten von bis zu zwei Monaten völlig unbedenklich. Danach könnten bei bestimmten Kraftstoffen die Additive ausfallen.
Besonders wichtig ist eine geeignete Unterstellmöglichkeit. „Wenn es ein teures Fahrzeug ist, sollten Sie überlegen, einen Stellplatz zu mieten“, rät Kemmer. „Eine 3000-Euro-Schleuder können Sie auch auf der Straße stehen lassen.“ Dann sollte der Wagen aber genug Abstand zu Bäumen haben. Deren Harze könnten „wirklich eklig sein und schon nach wenigen Tagen den Lack angreifen“, warnt Fahrzeugtechniker Arnulf Thiemel vom ADAC. Noch schlimmer sei Vogelkot, der schon nach einigen Stunden zu irreperablen Lackschäden führen könne.
Schutzüberzüge, die den Wagen gegen Feuchtigkeit abschirmen sollen, können die Experten nur eingeschränkt empfehlen. Kunstfaserstoffe oder Plastikfolien sollte man wegen der mangelnden Luftdurchlässigkeit nicht verwenden, warnt Thiemel. Billigüberzüge könnten zudem Weichmacher ausdünsten. Wo also weder Vogelkot noch Baumharze drohen, raten beide zum unverhüllten Abstellen.
Wer weiß, dass er sein Auto längere Zeit unbenutzt abstellt, sollte es vorher waschen und dann reines Autowachs auftragen, das die Poren des Lacks schließt, rät Kemmer. Die Fachleute raten auch dazu, etwas mehr Luft in die Reifen zu pumpen. Wenn das Auto erst bei Minusgraden wieder bewegt werde, sollte außerdem unbedingt der Kühlerfrostschutz überprüft werden.
Um das Fahrzeug gegen Wegrollen zu sichern, wird üblicherweise die Handbremse angezogen. Unter ungünstigen Umständen können sich dann aber die Bremsbeläge festsetzen, warnt Thiemel. Wenn das Auto nicht am Hang steht, sei es besser, die Räder zur Bordsteinkante hin einzuschlagen und den ersten Gang einzulegen.
Auf den Scheibenbremsen kann sich schon nach wenigen Tagen Flugrost bilden. „Das ist aber ungefährlich, denn der geht durch kräftiges Bremsen sofort wieder weg“, erklärt Kemmer. Der beherzte Tritt aufs Bremspedal ist wichtig: „Wenn Sie nur zaghaft bremsen, werden wegen der ungleichen Bremskraftverteilung die Scheibenbremsen hinten kaum angesprochen, der Rost ist dann nicht weg.“
Wer sein Auto nicht selbst bewegt, kann dies andere für sich erledigen lassen. Über Vermietungsportale wie Nachbarschaftsauto.de oder Tamyca.de lässt sich damit sogar noch Geld verdienen.
„Sie finden jemanden, der ein Auto sucht, über unsere Webseite. Wir kümmern uns um die rechtliche Baustelle, weil Sie ja Fremden nicht einfach ihren Schlüssel geben wollen, und bauen schließlich eine Versicherung drumherum“, erklärt Christian Piepenbrock, einer der Gründer von Nachbarschaftsauto. Für den Vermieter entstehen dabei keine Kosten. „Und jeder kann selbst festlegen, was er für sein Auto nimmt“, sagt Piepenbrock.