Licht über die ganze Breite - OLED-Technik auf dem Weg ins Auto
München (dpa/tmn) - Mit einer neuen Licht-Technologie versuchen Lampenhersteller, Autos zum Strahlen zu bringen. Die OLED-Flächenleuchten können aber noch mehr als nur schick aussehen.
Sehen und gesehen werden - dafür ist Licht am Auto in erster Linie da. Scheinwerfereinheiten und Rückleuchten spielen aber auch als Designelemente eine wichtige Rolle: Fast jeder Automobilhersteller verpasst seinen Modellen ein charakteristisches Lichtgesicht. So lässt sich ein Fahrzeug auch im Dunkeln einer bestimmten Marke zuordnen. Bisher stecken zum Beispiel in Blinkern und Rückleuchten entweder Glühlampen oder Leuchtdioden (LEDs). Ab nächstem Jahr soll dort eine neue Art von Lampen Einzug halten, die Vorteile für Fahrer und Fahrzeugdesigner verspricht.
Die Rede ist von der „Organic Light Emitting Diode“ - also der organischen Leuchtdiode oder kurz: OLED. Statt punktuell zu leuchten, sind OLEDs Flächenlichtquellen. Sie leuchten gleichmäßiger und blenden weniger als Punktlichtquellen wie Glühbirnen oder LEDs, erklärt Ulrich Eisele vom Leuchtmittelhersteller Osram. Auch Philips beschäftigt sich mit OLEDs fürs Auto und hat eine Produktionsmethode entwickelt, die jede Form und Farbe ermöglicht. „Damit werden Designer nicht mehr von der Lichtquelle bei ihren Entwürfen begrenzt, sondern die Lichtquelle passt sich dem Design an“, sagt Philips-Sprecher Dietmar Thomas.
Der Zulieferer Bosch sieht einen wesentlichen Vorteil von OLEDs dank guter Kontrastwerte in der Leuchtintensität. Dazu kommen noch die sehr gute Ablesbarkeit über einen großen Blickwinkelbereich und eben auch die Formbarkeit. Denn im Gegensatz zu LEDs sind OLEDs flexibel. Denkbare Einsatzmöglichkeiten gibt es einige: Von den Rückleuchten über die Blinker bis hin zur Innenraumbeleuchtung.
In den dünnen Glasscheiben einer OLED sind organische Materialien eingeschlossen. Diese werden 5 Nanometer dick aufgedampft - ein Haar ist mit 80 000 Nanometern dagegen richtig dick. Die organischen Schichten werden verkapselt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Sie sind von einer Anoden- und einer Kathodenschicht eingefasst, die als elektrische Kontakte dienen. Bei Stromzufuhr entstehen Photonen in den Schichten, die die Diode leuchten lassen. Durch Veränderung der Molekülstruktur, Schichtanzahl und -dicke variiert die Lichtfarbe.
Aktuell lässt sich bei OLEDs eine Lichtausbeute von 40 Lumen pro Watt erreichen. In einigen Monaten ist von Osram eine neue Generation zu erwarten, die auf etwa 75 Lumen pro Watt kommt und damit effizienter ist als Energiesparlampen. Eine gewöhnliche Glühbirne leistet dagegen nur 13 Lumen pro Watt. „Mittelfristig wollen wir auf über 120 Lumen pro Watt kommen“, sagt Eisele. Dann wären OLEDs so effizient wie LEDs. Auch Philips-Sprecher Thomas geht davon aus, „dass die neue Technik in den kommenden Jahren größer, heller und effizienter wird“.
Der Einsatz von OLEDs bietet sich besonders in Kfz-Rückleuchten an. Die rund vier Millimeter dicken Dioden müssen nur noch in ein dünnes Gehäuse integriert werden. „Die Vorteile liegen neben dem geringen Stromverbrauch und den Designmöglichkeiten auch in der geringen Einbautiefe“, erläutert Eisele. Der gewonnene Raum kann für andere Komponenten oder die Vergrößerung des Kofferraums genutzt werden. Außerdem entlastet die niedrige Betriebsspannung das Bordnetz. Der geringere Energieverbrauch senkt auch den Kraftstoffverbrauch.
Die homogene Leuchtfläche einer OLED kann in einzeln ansteuerbare Segmente unterteilt werden. Das ist etwa nicht nur für die Blinker wichtig, sondern ermöglicht auch Spielereien wie eine Lichtsequenz, die beim Öffnen des Autos abgespielt wird. Mittelfristig sind auch 3-D-Lichteffekte wie Signets mit Tiefenwirkung möglich.
Audi zeigte Anfang dieses Jahres auf einer US-Messe ein Showcar mit einer großen, durchgängigen Lichtfläche am Heck. Darauf fluktuieren zahllose kleine Lichtpunkte - wie Fische in einem Schwarm. Die roten Punkte folgen der Bewegung des Fahrzeugs: Biegt es nach rechts ab, fließen sie nach rechts, beim Bremsen strömen sie schnell nach vorne, beim Beschleunigen nach hinten. BMW und Philips können sich OLEDs auch im Autoinnenraum für eine Ambientebeleuchtung und die Hinterleuchtung von Bedienelementen oder Symbolen vorstellen.
Bis OLEDs im großen Stil im Autobau verwendet werden, dauert es wohl noch etwas: Bislang sind sie teurer als LEDs, und ihre Lebenserwartung ist geringer. Die für den Einsatz in Pkw erforderliche Hitzebeständigkeit hat zumindest Osram nach eigenen Angaben im Griff: Die Systeme hielten stundenlanger Dauerbestrahlung mit bis zu 85 Grad Celsius stand. „Im nächsten Jahr werden wir erste Sonderausstattungen ermöglichen. Spätestens ab 2016 rechnen wir dann mit OLED in Serie auf der Straße“, so Eisele. Es wird nicht zu übersehen sein.