Deutsche Straßen werden immer sicherer

Die Zahl der Verkehrstoten sank im Jahr 2012 um 10,2 Prozent auf 3600.

Düsseldorf. Ein Positivrekord, aber immer noch ein grausiger: Mit 3600 Menschen starben 2012 so wenig Verkehrsteilnehmer wie nie auf Deutschlands Straßen. Darunter 73 Kinder. EU und Bundesregierung wollen die Unfall- und Todesraten bis 2020 weiter senken. Die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden, geben dafür einige Hinweise.

Es gab im letzten Jahr 2,4 Millionen Unfälle. Diese Zahl ist seit längerem ungefähr gleichbleibend. Jedoch sank die Zahl der Unfälle mit Personenschäden um 2,2 Prozent auf nur noch 299 637. Getötet wurden 3600 Menschen, 10,2 Prozent weniger als 2011. Es ist die niedrigste Zahl seit 1950.

Die bessere Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr erklären sich die Statistiker zum Teil mit dem Wetter. Wenn es schlecht ist, wie im letzten Jahr, wird vorsichtiger gefahren, außerdem sind weniger Fußgänger, Radler und Motorradfahrer unterwegs. Für 2013 werden wegen des nasskalten Beginns bereits noch niedrigere Zahlen registriert.

Ja, deutliche. Während bundesweit 44 tote Verkehrsteilnehmer auf eine Million Einwohner zu beklagen waren, lagen Brandenburg (67), Niedersachsen (61) und Sachsen-Anhalt (61) weit darüber. In in NRW (30) und dem Saarland (37) wurden hingegen deutlich niedrigere Zahlen registriert.

Europaweit liegt Deutschland klar unter dem EU-Durchschnitt von 55 Verkehrstoten je eine Million Einwohner. Die wenigsten Verkehrstoten gab es mit unter 30 je eine Million Einwohner in Malta und Großbritannien. Dass beide Linksverkehr haben, ist jedoch Zufall.

1950 wurden 7408 Menschen getötet — bei nur 2,4 Millionen Kraftfahrzeugen gegenüber 53,8 Millionen heute. Der Verkehr war also über 40 Mal risikoreicher als heute. Das schlimmste Jahr war 1970 mit 21.332 Toten.

Auch bei den Verkehrsarten gibt es Verschiebungen: Waren vor 20 Jahren noch 60,5 Prozent aller Verkehrstoten Autoinsassen, so sank ihr Anteil auf 49,8 Prozent. Zugenommen hat hingegen der Anteil der getöteten Rad- und Motorradfahrer. Denn davon gibt es mehr als früher, außerdem sind sie weniger geschützt.

Ja. Die Statistiker glauben, das aus ihren Tabellen herauslesen zu können. Erhebliche Rückgänge bei den Getöteten-Zahlen gab es jeweils nach der Einführung von Alkoholgrenzen, der Gurtanlege- und der Helmtragepflicht. Auch haben passive Sicherheitssysteme in den Autos und bessere Verkehrsanlagen zu der Entwicklung beigetragen.

Einen Negativtrend gibt es bei den Senioren. Sie haben inzwischen nach den jungen Erwachsenen das zweithöchste Sterberisiko im Straßenverkehr. Allerdings häufig auch als Fußgänger oder Radfahrer. Auffällig: Wenn ältere Menschen als Pkw-Fahrer in einen Unfall verwickelt waren, trugen sie zu 65 Prozent die Hauptschuld. Bei den über 75-Jährigen sogar zu 75,6 Prozent.

Diese Daten dürften in der Debatte um eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit in hohem Alter eine Rolle spielen, zumal die Zahl der sehr alten Autofahrer zunimmt.. Hingegen sind die Daten für die Diskussion um ein Tempolimit auf Autobahnen nicht eindeutig: Nur 6,3 Prozent der Unfälle passierten hier, 387 Menschen wurden dabei getötet.

Andererseits war bei der Hälfte der Autobahntoten zu hohe Geschwindigkeit die Unfallursache. Das wirklich große Schlachtfeld der Mobilitätsgesellschaft sind weiterhin die Landstraßen mit 2151 Toten. Jeder vierte davon starb dabei an einem Baum.