Die Kunst der Verschwendung — Neue Coupés in allen Klassen

München (dpa/tmn) — Sie gelten als der Inbegriff von Eleganz, Sportlichkeit und Luxus — und sie spülen viel Geld in die Kassen: Coupés. Deshalb bringen die Hersteller regelmäßig neue der Schräghecks in den Handel.

Längst werden die nicht nur von Limousinen abgeleitet.

Der Automarkt ist unübersichtlich geworden. Es gibt so viele Segmente wie nie zuvor. Es sind schon lange nicht mehr nur klassische Limousinen, Kombis oder Vans, die in den Showrooms stehen. In allen Klassen experimentieren die Hersteller mit Crossover-Modellen, die mehrere Gattungsmerkmale vereinen. Obwohl viele Kunden zu diesen meist muskulös gestalteten Fahrzeugen greifen, scheint auch ein anderer Klassiker unangreifbar: das Coupé. Doch auch diese Autoform unterliegt einem gewissen Wandel.

Das Coupé werde so schnell nicht aus der Mode kommen, sagt der Designprofessor Lutz Fügener von der Hochschule Pforzheim: „Es ist eine der Karosserieformen, die auf Dauer attraktiv bleiben.“ Das Coupé gelte als zeitlos elegant, sportlich und luxuriös. Auch die Hersteller wissen das. So verwundert es kaum, dass in den kommenden Monaten eine ganze Reihe an Coupé-Neuheiten in den Handel kommt.

Der Reigen beginnt preislich ganz weit oben in der absoluten Luxusklasse mit dem Rolls-Royce Wraith. Er basiert auf dem Ghost und wird mit einem 465 kW/632 PS starken V12-Motor laut Firmenchef Torsten Müller-Ötvös zum „stärksten Serienmodell in der Geschichte“ der Marke. Kostenpunkt: ab rund 300 000 Euro.

Wem das doch zu teuer ist, der kann auf die ersten Ableger der Mercedes S-Klasse warten. „Nach der jüngst gezeigten Limousine folgt als nächstes ein Coupé“, hat Designchef Gordon Wagener angekündigt. Der aktuelle CL wirkt etwas behäbig und gilt gerne als Altherrenauto. Das neue Modell werde viel dynamischer, so Wagener. Nach Branchenschätzungen dürfte der Preis des neuen S-Klasse-Coupés knapp unter 100 000 Euro liegen - immerhin rund ein Drittel des Wraith.

Auch andere Premiumhersteller messen dem Coupé große Bedeutung bei: BMW liebäugelt mit einem 7er-Coupé im Geist des 1999 eingestellten 8ers. Wie das aussehen könnte, haben die Bayern in diesem Frühjahr mit der Studie Gran Lusso demonstriert. „Eine konkrete Modellplanung gibt es dafür aber noch nicht“, dämpft Pressesprecher Ralph Huber die Erwartungen.

Trotzdem gehen Coupé-Freunde bei BMW in diesem Jahr nicht leer aus: Zwei Klassen tiefer bringen die Münchener den neuen 4er. So heißt künftig die zweitürige Variante des 3ers, die im Oktober zu Preisen ab 35 750 Euro in den Handel kommt und damit gut 2000 Euro mehr kostet als die Limousine.

Zwar gibt es den 4er mit Motoren von 135 kW/184 PS bis 230 kW/313 PS, und Tempo 250 ist für die meisten Varianten kein Problem. Doch äußerlich dem Ideal des Sportcoupés näher kommt der geschlossene Jaguar F-Type. Der Flitzer wird bei dem britischen Hersteller bereits als offenes Geheimnis gehandelt, er könnte seine Premiere auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA, 12. bis 22. September) feiern.

Dass Coupés so attraktiv sind, hat für Prof. Lutz Fügener vor allem zwei Gründe. Da sei erstens ihre Form mit den fließenden Linien, die der Mensch fast automatisch als elegant empfinde. „Diesen Eindruck vermitteln Coupés stärker als alle anderen Karosserieformen, weil sie flacher sind und so beim Design meist die horizontalen Linien betont werden“, erläutert Fügener.

Und es gebe einen psychologischen Effekt: „Coupés sind nie für die optimale Raumausnutzung gemacht. Sie stellen die Form über die Funktion.“ Auf diese Weise signalisierten sie, dass hier keine Kopf-, sondern Bauchmenschen fahren, die sich solche verschwenderischen Autos leisten können. Das passe gut zum Anspruch der Premiumhersteller, die mit dem etwas teueren Schräghecks immer gutes Geld verdienen.

Doch es sind ausgerechnet auch die Premiumhersteller, die der Entwicklung von Coupés eine neue Richtung geben. Nicht mehr nur Limousinen stehen dabei Pate: „Am Reißbrett wurden neue Nischen und Kreuzungen erdacht“, sagt Fügener. Plötzlich könnten da auch schon einmal vier Türen ins Spiel kommen.

Das Ergebnis solcher Überlegungen sind Autos wie der Mercedes CLS, der als moderner Vorreiter der Coupé-Limousinen mit vier Türen gilt. Auch der Mercedes CLA und der Audi A7 Sportback fallen in diese Gattung. Zudem kommen immer mehr SUV-Coupés zu den Händlern - also hochbeinige Geländegänger mit abgeschrägtem Heck. BMW machte mit dem X6 den Anfang, der Range Rover Evoque zog nach.

Derzeit stehen auch bei anderen Herstellern Schrägheck-SUVs vor dem Start: Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber versprach in diesem Frühjahr einmal mehr eine Coupé-Variante der M-Klasse, VW zeigte schon zwei elegante, vom Tiguan abgeleitete Studien, während man bei Audi bereits recht offen von den Modellen Q4 und Q6 spricht, die den Trend bedienen könnten. Und BMW hat im Frühjahr die seriennahe Studie eines X4 gezeigt, der im Sommer 2014 den Erfolg des X6 in die Mittelklasse tragen soll. Mit einem klassischen Coupé haben solche Fahrzeuge bis auf das schräge Heck allerdings nicht mehr viel zu tun.

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