Ein Rudel Easy Rider - Entspannt in der Gruppe Motorrad fahren
Berlin/Essen (dpa/tmn) - Motorradfahrer sind gerne mit Gleichgesinnten unterwegs. Damit die Gruppenreise auf zwei Rädern zum Erholungsurlaub wird und nicht in Stress ausartet, sind Konzentration und einige Absprachen wichtig.
Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, trifft man sie oft in Rudeln an: Motorradfahrer. Sie schlängeln sich gerne im Pulk über Landstraßen, und Autobahnkilometer abzureißen macht mit Gleichgesinnten und Freunden erst recht mehr Freude als alleine. Doch was zwanglos wirkt, verlangt von den Fahrern volle Konzentration.
Für Achim Kuschefski, Leiter des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen, ist vor allem die Kolonnengröße wichtig: „Die Gruppe sollte aus maximal fünf oder sechs Motorrädern bestehen. Sind es mehr, sollten sich die Teilnehmer in mehrere Gruppen aufteilen.“ Sonst könne es unübersichtlich werden. Dabei trägt jeder Teilnehmer für sich selbst und für alle Mitreisenden die Verantwortung.
„Vor Fahrtantritt sind die Reihenfolge und die Gruppenregeln, die meistens ungeschriebene Vorschriften sind, abzusprechen. Dazu zählt auch, dass der Vordermann immer für seinen direkten Hintermann zuständig ist“, sagt Kuschefski. Regelmäßige Blicke in den Rückspiegel verhindern, dass die Kolonne abreißt. Bei Abzweigungen oder abknickenden Vorfahrtstraßen hat jedes Mitglied auf den hinter ihm Fahrenden zu achten.
Hilfreich ist es, einen Tourguide zu ernennen, der zum Beispiel bei Motorrädern mit unterschiedlicher Tankgröße die maximale Reichweite der Gruppe im Blick behält. So werden Tankstopps frühzeitig eingeplant - und dann sollten auch alle tanken, denn ständige Tankstopps stören den Fahrfluss. Der Konvoiführer ist auch dafür zuständig, den Teilnehmern grob die Route, Zwischenstopps oder Handzeichen zu erklären. Alle Beteiligten sollten zudem seine Handynummer haben - falls jemand verloren geht.
Für ausreichend Sicherheitsabstand und einen vergleichsweise kurzen Konvoi sorgt versetztes Fahren. An roten Ampeln schließen die Motorräder in Zweierreihen auf, so dass die ganze Gruppe innerhalb einer Ampelphase über die Kreuzung kommt. Bei einem großen Konvoi sollte zusätzlich ein Teilnehmer mit seiner Maschine die Kreuzung sichern bis alle Motorräder sie überquert haben.
Will die ganze Gruppe ein Fahrzeug überholen, sollte der Tourguide darauf achten, dass der Platz ausreicht, damit gleich mehrere Motorräder vorbeikommen. Kein Teilnehmer sollte sich aber zum Überholen gezwungen fühlen. Gegenseitiges Überholen ist laut dem ifz dagegen tabu, ebenso wie Drängeln oder zu schnelles Fahren. Denn ungeübte Teilnehmer könnten sich von der Gruppe mitreißen lassen und ihre Fähigkeiten überschätzen.
„Die Reihenfolge der Motorräder sollte während der gesamten Fahrt beibehalten werden. Somit hat der Tourguide den Überblick über die Gruppe“, rät Achim Kuppinger von der Dekra. So kann das Führungsfahrzeug die Geschwindigkeit auf die Nachfolgenden besser anpassen. Am Ende der Gruppe fährt ein erfahrene Biker mit einem leistungsstärkeren Motorrad, der als „Sicherungsfahrer“ den Konvoi zusammenhält. Weniger routinierte Fahrer und solche auf leistungsschwachen Maschinen sind am besten direkt hinter dem Tourguide aufgehoben.
Bei einem unplanmäßigen Stopp sollte die Gruppe in einer Reihe am äußeren Straßenrand, auf Parkplätzen oder in Einbuchtungen halten. So wird der Verkehr nicht behindert und die Gefahr eines Zusammenstoßes minimiert.
Auch die Länge der Tour spielt eine Rolle bei der Sicherheit. Gewalttouren von mehreren hundert Kilometern pro Tag können, je nach Wetter und Strecke, eine gefährliche Strapaze sein. „Im Rahmen einer Gruppenfahrt sollte eine Tagestour beispielsweise in bergigem oder kurvenreichem Gelände nicht mehr als 120 Kilometer betragen“, sagt Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Zur üblichen Beanspruchung auf Motorradreisen kommen noch die besonderen Anforderungen durch die Fahrt im Konvoi auf den Fahrer zu.
Gefährlicher als eine Solofahrt ist eine Fahrt im Pulk laut Zweirad-Sicherheitsexperte Kuschefski nicht. „Vorausgesetzt, dass sich die Teilnehmer umsichtig verhalten. Insbesondere bei den Gruppenfahrten müssen dabei klare Regelungen besprochen und eingehalten werden.“ Dekra-Mann Kuppinger sieht sogar Vorteile im entspannten Reisen in der Gruppe: „Der Tourguide übernimmt die Führung sowie die Navigation. Und im Falle einer Panne hat man gleich Helfer dabei.“