Fahrradtransport per Auto: Oben drauf oder hinten dran?
München (dpa/tmn) - Bei Fahrradträgern fürs Auto haben Fahrzeugbesitzer die Wahl. Doch welches System ist das beste? Viele Argumente sprechen nach Expertenansicht für Radträger, die auf der Anhängerkupplung eines Wagens montiert werden.
Grundsätzlich gibt es für Autos drei Arten von Fahrradträgern: fürs Dach, für die Anhängerkupplung und die Heckklappe. „Die sicherste Variante sind Systeme auf der Anhängerkupplung“, sagt Testingenieur Andreas Rigling vom ADAC. Diese ließen sich außerdem am komfortabelsten beladen. Je nach System werden die Räder mit Schraubverbindungen, Riemen oder Ösen fixiert.
Viele Fahrradträger für die Anhängerkupplung können nach hinten weggeklappt werden, so dass der Kofferraum zugänglich bleibt, nennt Rigling einen weiteren Vorteil. Der Nachteil im Vergleich zu einem Dachträger: Die Sicht nach hinten wird eingeschränkt. Und mit Preisen ab etwa 230 Euro sind Systeme für die Anhängerkupplung recht teuer.
Heckklappen-Fahrradträger sind meist günstiger, aber weniger empfehlenswert. Sie werden in die Fuge zwischen Karosserie und Kofferraumklappe eingehakt und mit Spanngurten fixiert. „Diese Hirschgeweihe sind gefährlich“, urteilt Ernst Brust, öffentlich bestellter Sachverständiger des Prüfunternehmens Velotech. Bei der Montage und durch ständige Bewegung werde leicht der Fahrzeuglack zerkratzt, außerdem könnten sich die Gurte während der Fahrt lockern.
Die beliebteste Variante sind die schon ab 50 Euro erhältlichen Dachträger - nicht zuletzt, weil viele Autos keine Anhängerkupplung haben. Nachteile sieht der ADAC jedoch durch die eher mühsame Beladung und den deutlich erhöhten Spritverbrauch: „Unsere Messungen haben ergeben, dass der Verbrauch bei einer Beladung mit zwei Fahrrädern und einer konstanten Geschwindigkeit von 130 km/h um bis zu 41 Prozent steigt“, erklärt Testingenieur Bernhard Tschenscher.
Außerdem sei ein Dachaufbau windanfällig: „Die Querbelastung zerrt an den Befestigungselementen“, sagt Brust. Es sei daher besonders wichtig, Schraubverbindungen und Halterungen bei längeren Fahrten zwischendurch zu überprüfen. Beachten müssen Autofahrer auch das veränderte Fahrverhalten ihres Wagens. „Beim Dachtransport ist der Schwerpunkt höher, das macht sich vor allem in Kurven bemerkbar. Beim Hecktransport kann das Heck eher ausbrechen“, erläutert Rigling. Moderne ESP-Systeme korrigierten dies in der Regel gut.
Generell sollte mit Fahrradträgern nie schneller als 120 bis 130 km/h gefahren werden, auch wenn es kein offizielles Tempolimit gibt. „Je höher die Geschwindigkeit, desto höher ist auch das Risiko, dass sich Befestigungen lösen“, warnt Brust, der seit mehr als 30 Jahren Schäden an Fahrrädern und Trägersystemen dokumentiert. Für kritisch hält er Befestigungssysteme an der Tretkurbel oder den Pedalen eines Rades, da diese Komponenten dafür nicht ausrichtet seien. Als Folge könnten versteckte Risse und später ein Bruch auftreten.
Auf den Transport am Auto müssen Fahrräder vorbereitet werden. Anbauteile wie Korb, Kindersitz oder Luftpumpe gilt es vorher zu entfernen, sagt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Zudem dürfen die Räder nicht mit einer Plane abgedeckt werden.“ Dadurch würde dem Wind mehr Angriffsfläche geboten - zulasten des Spritverbrauchs und der Fahrsicherheit. „Es ist ratsam, das Vorderrad zusätzlich abzuspannen“, empfiehlt ADAC-Mann Rigling.
Die Mitnahme von Pedelecs auf Radträgern ist erlaubt. Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) rät aber dazu, aus Gewichtsgründen vorher die Batterie der Velos mit elektrischem Zusatzantrieb auszubauen. „Die wiegt zwischen drei und vier Kilogramm und sollte lieber im Kofferraum transportiert werden.“ Freiliegende Kontakte am Rad sollten vor Regen und Schmutz geschützt werden.
Die Herstellerangabe für viele Träger, wonach gleichzeitig vier Räder mitgenommen werden können, gilt nicht unbedingt für Pedelecs. Sie sind sogar ohne Akku oft schwerer als herkömmliche Velos, wodurch das zulässige Gesamtgewicht eines Radträgers schneller erreicht wird. „Bei einem Kupplungsträger ist die Stützlast entscheidend, sie liegt meist zwischen 50 und 75 Kilogramm„, weiß Rigling. Er empfiehlt, zur Kontrolle alle zu transportierenden Räder zu wiegen und das Gewicht des Trägers zu addieren. Entsprechende Angaben zu den zulässigen Gewichten und Lasten finden sich in den Produktinformationen und in den Fahrzeugpapieren (Zulassungsbescheinigung Teil I).
Ob die Qualität eines Fahrradträgers stimmt, zeigen Tests seriöser Prüforganisationen und Automobilclubs. Einen ersten Hinweis liefert außerdem das GS-Zeichen für geprüfte Qualität. Der ADAC registrierte in der Vergangenheit bei Fahrradträgertests einige Ausfälle: So knickte bei Ausweichfahrten ein Fahrrad von einem Dachträger. Beim Crash mit 30 km/h blieben ebenfalls nicht alle Räder in den Halterungen, zudem zerstörte ein Kupplungsträger die Heckscheibe.
Wer mit einem Heck-Fahrradträger ins Ausland fahren will, muss die Vorschriften des jeweiligen Landes beachten: In Italien und Spanien etwa muss Ladung gekennzeichnet werden, die über das Fahrzeugheck hinausragt.