Fast jeder Dritte fällt durch die Fahrprüfung
Goslar (dpa) - Jedes Jahr fallen in Deutschland Hunderttausende durch die Führerscheinprüfung. Der Autoclub Europa ACE macht dafür eine mangelhafte Vorbereitung in den Fahrschulen verantwortlich.
Durchfallquoten von rund 30 Prozent seien jedenfalls kein Zeichen für eine hochqualifizierte Ausbildung, heißt es in einer Studie, die der ACE vor Beginn des 51. Verkehrsgerichtstages (23. bis 25.1.) vorgelegt hat. Bei der Tagung, zu der in Goslar rund 1900 Verkehrsexperten zusammenkommen, ist eine Verbesserung der Fahrausbildung ein zentrales Thema.
In seiner Studie beruft sich der ACE auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Danach sind im Jahr 2011 bundesweit knapp 28 Prozent der Fahrschüler mindestens einmal entweder durch die theoretische oder die praktische Führerscheinprüfung gefallen. Die Theorie erwies sich dabei als höhere Hürde. An den Aufgaben scheiterten 29,25 Prozent der Kandidaten. In der Praxis sah es mit einer Durchfallquote von 26,19 Prozent nur geringfügig besser aus.
Eine Aufschlüsselung darüber, ob die Führerscheinbewerber wegen bestimmter Fehler besonders häufig scheitern, enthält die Studie nicht.
Die hohe Durchfallquote lasse aber den Verdacht aufkommen, dass es einen Zusammenhang mit der schlechten Ertragslage gibt, unter der viele Fahrschulen angesichts der demografischen Entwicklung leiden, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. „Sie spekulieren auf eine hohe Durchfallquote, um anschließend zusätzliche Fahrstunden abrechnen zu können.“
Dem widersprach die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Hauptursache für Fehler in der Fahrprüfung sei die hohe Nervosität der Prüflinge, sagte der Vorsitzende Gerhard von Bressensdorf. Die Folge: „Sie fahren zu schnell, missachten Vorfahrtsregelungen oder machen Fehler beim Einparken.“ Häufig gäben Fahrlehrer auch dem Drängen von Fahrschülern nach und meldeten sie zu früh zur Prüfung an.
Bei den Durchfallquoten gibt es große regionale Unterschiede. Die niedrigste Quote hatte Hessen (22,14 Prozent) gefolgt von Niedersachsen (24,87) und Schleswig-Holstein (25,13 Prozent). In Thüringen und Sachsen dagegen fielen mehr als 36 Prozent der Aspiranten durch die Prüfung, in Sachsen-Anhalt sogar gut 38 Prozent.
Der ACE rief Führerscheinbewerber dazu auf, Fahrschulen nicht unbedingt nach vermeintlichen Billigpreisen auszusuchen. Entscheidend sei eher eine hohe Quote bestandener Prüfungen.
Außer mit der Fahrausbildung wird sich der Verkehrsgerichtstag auch mit den Ursachen für Aggressionen im Straßenverkehr befassen. Die Experten wollen nach Möglichkeiten suchen, die Verkehrsteilnehmer zu einer weniger angriffslustigen Fahrweise zu bewegen.
Weitere Themen sind die geplante Reform des Flensburger Punktekatalogs, Probleme mit Geschwindigkeitsmessungen, ein fairer Schadenersatz für dauerhaft geschädigte Verkehrsopfer und das Schadensmanagement der Rechtsschutzversicherer. Ein spezieller Arbeitskreis diskutiert zudem über die Sicherheit von Fahrgastschiffen. Der Verkehrsgerichtstag endet am Freitag mit Empfehlungen an den Gesetzgeber für Gesetzesänderungen.