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Gaunerjagd per Satellit: Geklaute Pkw mit GPS orten

Berlin (dpa/tmn) - Wenn das Auto weiß, wo es steht, hat das Vorteile: Über GPS-Systeme kann bei Diebstahl Alarm ausgelöst werden. Sobald die Koordinaten bekannt sind, wird die Wiederbeschaffung durch die Polizei eingeleitet.

Doch Kunden wollen die Systeme bislang kaum.

Gähnende Leere in der Parklücke - dabei stand das Auto doch gestern noch dort. Der Halter reibt sich die Augen und denkt nach. Dann die Gewissheit: Sein Wagen ist gestohlen worden. So ergeht es manch einem Autofahrer.

Gerade Fahrzeuge deutscher Premium-Marken sind bei Dieben beliebt. Jeden Tag werden in Europa 2700 Autos gestohlen, heißt es bei Porsche unter Berufung auf die Statistikbehörde Eurostat. Ist der Wagen geknackt, sind die Chancen auf Wiederbeschaffung oft gering. Vor allem dann, wenn er gleich außer Landes geschafft wird. GPS-Ortungssysteme können dabei helfen, Verbrechern das Handwerk zu legen. Doch den Durchbruch hat die Technik bislang nicht geschafft.

Die GPS-Technik könne Kfz-Diebstähle zwar nicht verhindern, erklärt Daniel Groß von Cobra Telematics, einem Schweizer Anbieter für sogenannte Telematikdienste. Die Ortungssysteme des Unternehmens alarmieren aber sofort ein Kundencenter, wenn etwa unbefugt die Autotür geöffnet oder der Wagen außerhalb eines vom Halter bestimmten Bereichs bewegt wird. „Per GPS wird das Auto dann geortet, und es wird die Polizei benachrichtigt, die die Rückholung einleitet. Manchmal sitzt der Dieb noch am Steuer, wenn die Polizei eintrifft“, sagt Groß. 2010 hat Cobra nach eigenen Angaben das Wiederauffinden von 700 Autos ermöglicht - Gesamtwert: 35 Millionen Euro.

Mit dem Cobra-System lassen sich Fahrzeuge vieler Marken nachrüsten. Porsche bietet es seit 2005 ab Werk als Extra für alle Neuwagen an. Die Einbauvorrichtung kostet je nach Modell bis zu 300 Euro. Hinzu kommen ein Steuergerät für knapp 1200 Euro sowie laufende Kosten, die der Servicepartner Cobra erhebt und die von Markt zu Markt variieren, erläutert Porsche-Sprecher Hermann-Josef Stappen.

Der Diebstahlschutz heißt bei dem Zuffenhausener Sportwagenbauer Vehicle Tracking System. Das Fernortungssystem löst Alarm aus, sobald Antenne oder Batterie abgeklemmt werden oder wenn das Fahrzeug ohne eingeschaltete Zündung einen 400-Meter-Radius verlässt. Technische Voraussetzungen sind ein Mobilfunk- und ein GPS-Modul im Auto.

Möglich ist es auch, aus der Ferne die Auto-Alarmanlage zu aktivieren oder ein erneutes Starten des Motors zu unterbinden. Jeder Manipulationsversuch wird an das Service-Center übertragen, das mit dem Kunden Kontakt aufnimmt und nachfragt, ob der Wagen wirklich verschwunden ist. Laut Porsche funktioniert das System in Europa und Südafrika. Eine permanente Überwachung seines Standorts muss kein Porsche-Fahrer fürchten: Die Autos werden werden nur im Ernstfall aufgespürt, verspricht der Autohersteller.

Bei den als Diebesgut besonders beliebten Luxusautos deutscher Hersteller sind Ortungssysteme auf dem Heimatmarkt jedoch Mangelware. Mercedes-Benz betreibt in den USA und Kanada Fahrzeugortung mit dem Telematikdienst mbrace. „Unter dem Namen Teleaid gab es so etwas auch einmal in Deutschland. Doch der Dienst wurde eingestellt, weil die Kunden ihn nicht nachfragten“, sagt Pressesprecher Benjamin Oberkersch. Und so lange Kfz-Versicherungen für Fahrzeuge mit einem Diebstahlortungssystem keine Rabatte einräumten, bleibe das Thema in Europa eher uninteressant.

„Sobald es Anreize für den Kunden durch die Versicherungen gibt, können wir sofort reagieren“, sagt BMW-Sprecherin Michaela Wiese. Zwar bietet BMW im Ausland über Tochtergesellschaften und lokale Provider eigene Tracking-Lösungen an. Das Angebot gibt es allerdings in Deutschland bislang nicht. VW-Technologie-Sprecher Peter Weisheit stellt fest: „Derzeit gibt es keine nennenswerte Nachfrage.“

Bei der Konzerntochter Audi wird dem Kunden die freie Wahl eingeräumt: „Alle neuen Audi-Modelle haben ab Werk die Vorrüstung für einen Ortungsassistenten“, sagt Audi-Sprecher Oliver Strohbach. Nachrüstsets könnten beim Händler oder Importeur geordert werden. Kostenpunkt: je nach Funktionsumfang zwischen 1000 und 1800 Euro. Hinzu kommen laufende Servicekosten von 250 Euro pro Jahr.

Der Autobauer Volvo schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Sein automatisches Notrufsystem onCall, das für alle größeren Baureihen für 850 Euro extra angeboten wird, ist auch bei Diebstahl nützlich. Denn wie bei schweren Unfällen die genauen GPS-Daten des Unfallorts an Servicezentrale und Einsatzkräfte gesendet werden, kann dies auch geschehen, wenn Langfinger zugegriffen haben - aus Sicherheitsgründen aber nur in Verbindung mit einer Diebstahlanzeige bei der Polizei.

Auch Citroën hat das Potenzial seines Notrufassistenten eTouch zur Überführung von Autodieben erkannt. „Bei Diebstählen könnte man die Technik nutzen“, sagt Sprecher Stephan Lützenkirchen. Nach und nach soll eTouch in alle Citroën-Modelle serienmäßig integriert werden, der DS3, DS4 und der aktuelle C5 haben es bereits an Bord. Dennoch ist ein Service zur Diebstahlortung bislang nicht vorgesehen.