Gefährliche Mischung: Was bei Autos aus dem Auspuff kommt
Dessau-Roßlau/Stuttgart (dpa/tmn) - Rußpartikel, Stickoxide, Kohlendioxid: Trotz moderner Abgastechnik und immer schärferer Regulierung pusten Autos noch viele Schadstoffe in die Umwelt. Von manchen geht keine Gefahr für den Menschen aus, andere gelten als kritisch.
Autos in Deutschland pusten heute deutlich weniger Schadstoffe in die Luft als noch vor einigen Jahren. Mit der Euro-6-Norm sollen ab September 2014 noch einmal die Grenzwerte für die Emission von Stickoxiden bei Dieselfahrzeugen verschärft werden. Doch was kommt überhaupt alles aus dem Auspuff?
Stickoxide: Sie stehen im Zentrum der neusten Stufe der Abgasgesetzgebung in Europa. Bei Dieseln sinkt der Emissionsgrenzwert durch Euro 6 von 180 auf 80 Mikrogramm pro Kilometer (µg/km), erklärt das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. Er nähert sich damit dem Grenzwert für Benziner (60 µg/km) an. Die Autobauer erreichen die Reduzierung durch die Abgasnachbehandlung bei großen Dieselfahrzeugen in der Regel nur mit einem speziellen SCR-Katalysator, bei dem zum Beispiel eine Harnstofflösung in das Abgasrohr eingespritzt wird.
„Stickoxide sind für hohe Ozonwerte verantwortlich, reizen die Schleimhäute und verursachen Atemwegserkrankungen“, erklärt Michael Müller-Görner vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Grenzwerte würden in Städten teils überschritten. Der Straßenverkehr sei mit einem Anteil von rund 45 Prozent Hauptverursacher von Stickoxiden, sagt Gerhard Hitzler vom Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) der Universität Stuttgart. „Das ist bei anderen Emissionen nicht in diesem Maß der Fall.“
Rußpartikel/Feinstaub: Zu unterscheiden sind Masse und Anzahl der Partikel. Der Ausstoß der Partikelmasse wurde laut Hitzler durch die bisherigen Regulierungen schon um 95 Prozent begrenzt. Müller-Görnert erklärt: „Anfangs ging es bei den Rußpartikeln um die Masse. Dann hat man erkannt, dass besonders die kleinen Teilchen mit wenig Masse gefährlich sind, weil sie leichter in die Lunge vordringen können.“ Mit Euro 6 wird es auch einen Grenzwert für die Partikelzahl von Benzinmotoren geben, der bei Dieseln seit Euro 5 besteht.
Wie schädlich Feinstaub ist, ergab eine Studie in Nordrhein-Westfalen des Münchener Helmholtz-Zentrums. Sie zeigt „deutliche Zusammenhänge zwischen Verkehrsbelastung und verkehrsabhängigen Schadstoffen einerseits und der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs andererseits“. Feinstaub senkt die durchschnittliche Lebenserwartung in Mitteleuropa fast um ein halbes Jahr, stellte das Umweltbundesamt erst kürzlich fest.
Kohlenmonoxid: Diese Verbindung kommt laut Hitzler nur noch während der Startphase aus dem Auspuff. Ansonsten baue der Katalysator den Schadstoff fast komplett ab. „Das Kohlenmonoxid erreicht den Menschen im Straßenverkehr in der Regel in einer Konzentration, die gesundheitlich als unbedenklich angesehen wird“, so der Abgasexperte.
Kohlendioxid: Die jährlichen Emissionen des Klimakillers werden zum großen Teil durch den Menschen verursacht. „Unsere Autos haben einen Anteil an der CO2-Zunahme in Deutschland von etwa 19 Prozent“, sagt Hitzler. Der CO2-Ausstoß korreliere mit dem Spritverbrauch. „Es geht also darum, Fahrzeuge zu produzieren, die weniger verbrauchen.“ CO2 sei nur in höheren Konzentrationen giftig. „Diese treten aber in der normalen Lebensumgebung nicht auf.“
Schwefeldioxid: Von 1990 bis 2010 haben sich die Emissionen dem Umweltbundesamt zufolge um 91,5 Prozent verringert. „Schwefeldioxid wurde aus dem Diesel weitgehend verbannt“, sagt Hitzler. „Für den Mensch ist es nicht gefährlich, aber es führt zusammen mit Regen zu Säurebildung. Das kann die Umwelt schädigen.“
Benzol: „Benzol wird vom Katalysator eigentlich komplett abgebaut“, so Hitzler. Benzol-Emissionen entstünden vor allem bei der Betankung und Tankatmung. 1995 lag die Belastung noch bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³), 2011 waren es selbst an Straßen mit viel Verkehr nur noch 2 µg/m³. Der Emissionsgrenzwert liegt bei 5 µg/m³.