Autosalon Geländewagen in Genf: Der große Erfolg der kleinen SUVs
Auf dem Genfer Autosalon stehlen die kleinen Geländewagen ihren großen Brüdern die Schau: Viele Hersteller setzen auf kompakte oder noch weiter geschrumpfte SUVs.
Genf (dpa/tmn) - Lange galten SUVs ausschließlich als spritschlürfende Dinosaurier, die Parkplätze im Doppelpack belegen und massig Abgase heraustrompeten. Kraftprotze wie der Porsche Cayenne Turbo S mit 570 PS und 284 km/h Spitzentempo finden zwar immer noch viele Käufer. Aber gerade bei den Kleinen tut sich was: Viele Hersteller setzen auf kompakte SUVs. Der Trend ist nicht neu, aber einer mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Denn auf dem Genfer Autosalon (Publikumstage 3. bis 13. März) legen die Hersteller ordentlich nach.
Die Vorteile der Schrumpfkur liegen auf der Hand: Im wuseligen Stadtverkehr bieten kleinere SUVs besseres Durchkommen und dank der oft höheren Sitzposition mehr Überblick. Und der Verbrauch sinkt gegenüber den dicken Brüdern.
Doch auf der Messe läuft nicht immer alles nach Plan. Bei VW meint man fast, Steine der Erleichterung zu hören, die auf den Messeboden plumpsen: darüber, vor allem kleine Autos zu zeigen, so kurz nach dem Abgasskandal. Doch kaum war ein VW auf der Bühne, stürmte ein Aktivist hinauf und wollte eine Art Schummelbox unter dem Auto verstecken. Da war er dann wieder, der Abgasskandal.
Doch schnell ging es weiter im Programm: Auftritt der SUV-Cabrio-Studie T-Cross Breeze im Polo-Format. Laut VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch ist das Auto Bestandteil einer SUV-Offensive. Man wolle zwei SUV oberhalb und zwei unterhalb des Tiguans positionieren. Der 4,13 Meter lange und fast 1,80 Meter breite Breeze wirkt durch seinen breiten Grill und die schmalen LED-Scheinwerfer bullig. Auch das Heck prägt eine breite Haube.
Parat steht ein 1,0-Liter-Turbobenziner mit 81 kW/110 PS. Er bringt das Auto in 10,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und maximal auf 188 km/h. Den Verbrauch für den Fronttriebler gibt VW mit 5,0 Litern und den CO2-Ausstoß 115 g/km an. Innen finden sich kaum Schalter und Hebel. Stattdessen läuft die Bedienung über berührungsempfindliche Flächen und Gestensteuerung. „Das ist keine Science-Fiction, sondern ein konkreter Ausblick auf kommende Serienmodelle“, sagt Welsch.
Ein Serienmodell sorgte bei Audi für eine kleine Panne. Die Moderatorin Mirjam Weichselbraun sollte einen von drei neuen Q2 auf die Bühne fahren. Doch der Wagen blieb stehen. Danach lief es aber nach Plan bei der Vorstellung des 4,19 Meter langen und rund 1,2 Tonnen schweren Autos, das gegen BMW X1 oder Mercedes GLA antritt. Zum Heck läuft das Dach flacher aus und deutet eine leicht coupéhafte Silhouette an. Der Gepäckraum fasst bis zu 1050 Liter. Voll digitale Instrumente, ein Head-up-Display und zahlreiche elektronische Helferlein für Sicherheit und Komfort können an Bord gehen. Serienmäßig: ein radargestütztes Notbremssystem.
Um mit dem Q2 loszulegen, werden drei Benziner und drei Diesel von 85 kW/116 PS bis 140 kW/190 PS angeboten. Kleinster Motor ist ein Dreizylinder-Benziner mit einem Liter Hubraum. Für die größeren Motoren nimmt Audi Allradantrieb mit ins Programm, teils serienmäßig. Ab Mitte des Jahres bestellbar, startet der Q2 im Herbst.
Die Konzernschwester Seat will mit dem Ateca ab Juli punkten. Das erste SUV der spanischen Marke steht auf der gleichen Plattform wie der VW Tiguan, ist aber mit 4,36 Metern Länge kompakter. Platz für fünf Erwachsene und 510 Liter Kofferraumvolumen sei laut Seat trotzdem. Ein Dreizylinder-Benziner mit einem Liter Hubraum markiert den Start der Motorenpalette, er leistet 85 kW/115 PS. Eine Doppelkupplung und Allradantrieb liefern die Spanier gegen Aufpreis. Die Preise beginnen bei 19 990 Euro für den Benziner.
Damit Kunden das grüne Gewissen nicht allzu sehr plagt, führt Kia den neuen Niro ins Feld. Ausschließlich für Hybridantrieb entwickelt, treibt den Fünfsitzer ein Gespann aus einem 1,6 Liter großen Benziner mit 77 kW/105 PS und einem Elektromotor von 32 kW/44 PS an. Auf 100 Kilometer benötigt der Niro laut Kia kombiniert 3,9 Liter und stößt 89 g/km CO2 aus. Rein elektrisch kann der Koreaner allerdings nur wenige hundert Meter bewältigen. Als Marktstart nennt Kia das dritte Quartal, Preise sind noch nicht bekannt.
Toyota zeigt den C-HR, der sich mit seiner coupéartigen Linienführung recht nah an den Konzeptstudien orientiert. Neben einem 1,2-Liter-Benziner mit 85 kW/115 PS gibt es ihn mit Hybridsystem. Mitsubishi zeigt als kompakte Europapremieren das SUV ASX mit Markteinführung im Herbst und die allradgetriebene elektrische Studie eX Concept. Ihre Reichweite soll 400 Kilometer betragen.
Auf dem Stand von Ford ist der renovierte Kuga zu sehen. Für Sprecher Isfried Hennen ist die Beliebtheit kleiner SUV verständlich: „Sie vermitteln den Insassen aufgrund der erhöhten Sitzposition ein Gefühl der Sicherheit, sie sehen cool aus, und sie sind auf Wunsch auch geländetauglich“, sagt er. Die Designer haben dem Kompakten eine neue Front- und Heckpartie gezeichnet. Den alten 2,0-Liter-Diesel ersetzt nun ein Vierzylinder mit 1,5 Liter Hubraum, der aber ebenfalls 88 kW/120 PS leistet. So soll der Kuga sich lediglich 4,4 Liter genehmigen und dabei 115 g/km CO2 ausstoßen. Bestellbar ab Sommer, liefert ihn Ford ab Anfang 2017 aus.
Ab Spätsommer fährt das Facelift des Opel Mokka vor. Opel hat ihm nicht nur eine neue Optik, einen neuen Motor und mehr Ausstattung spendiert. Fortan trägt der Mokka ein X im Namen, wie alle kommenden SUVs und Crossover des Herstellers. Motorenseitig sticht ein 1,4 Liter großer Benzin-Direkteinspitzer mit Turbolader hervor, der 112 kW/152 PS leistet. Mit sechsstufiger Automatik und Allradantrieb soll er sich mit 6,6 Litern begnügen und 154 g/km CO2 ausstoßen.
Ohne ein Work-out wollte auch Peugeot den 2008 nicht länger in den Großstadtdschungel schicken. Durch die neue Front und breitere Kotflügel wirkt er insgesamt kräftiger. Assistenzsysteme unterstützen beim Bremsen und Parken. Drei Benziner und drei Dieselmotoren kann der Kunde ordern. Sie reichen von 60 kW/82 PS bis 96 kW/130 PS und verbrauchen laut Peugeot 3,5 bis 4,9 Liter Kraftstoff (90 bis 114 g/km CO2). Ein Allradantrieb fehlt: wie bei so vielen SUVs, weil sie kaum ins Gelände geschickt werden. Das trifft auf die kleinen noch mehr zu als auf die großen.