Genf macht Sport: Starke Autos in allen Preis- und Leistungsklassen
Genf (dpa/tmn) - Comeback auf dem Genfer Salon: Der Erbe des Ferrari Enzo heißt schlicht LaFerrari. Konkurrenz bekommt der Bolide durch den McLaren P1. Beide sind ziemlich teuer. Kleiner Trost für Otto Normal: Es gibt auch neue Sportmodelle im Kompaktsegment.
An dem roten Renner in Halle 5 kommt kein Sportwagenfan vorbei: LaFerrari heißt er, beerbt den legendären Ferrari Enzo und zählt zu den Stars auf dem Autosalon im Palexpo-Messezentrum in Genf (Publikumstage: 7. bis 17. März). Weitere Weltneuheiten mit vielen Pferdestärken im Datenblatt und Vorkommastellen auf dem Preisschild gibt es von McLaren und Lamborghini. Am anderen Ende des Universums starker Autos finden sich weniger spektakuläre, dafür aber bezahlbare und alltagstaugliche Kraftmeier - wie der siebte VW Golf als GTI.
Zum Träumen aber erst einmal zurück zum rot geflaggten Messestand in Halle 5: Der LaFerrari ist technisches Meisterwerk und Skulptur zugleich. Wie bereits beim Vorgänger von 2002 wirkt die Karosserie ohne abstehende Spoiler wie aus einem Guss. Allein schon in der Parkposition sieht dieser Supersportler rasend schnell aus. Was er auch ist: Mit laut Hersteller mehr als 340 km/h Höchstgeschwindigkeit und 708 kW/963 PS Antriebsleistung toppt er alle bisherigen Ferrari-Modelle mit Straßenzulassung.
Nach weniger als drei Sekunden Vollgas soll der Tacho 100 km/h anzeigen. Die extremen Fahrleistungen ermöglicht der 6,3 Liter große V12 aus dem F12 Berlinetta, kombiniert mit dem KERS-System aus der Formel 1, dessen E-Motoren zurückgewonnene Bremsenergie verwerten. Beim Preis müssen Kunden mit mindestens einer Million Euro rechnen.
Der direkte Ferrari-Konkurrent liegt am Stand von McLaren in Lauerstellung: Der P1 gilt als Nachfolger der Supersportwagen-Ikone McLaren F1 aus den 90ern. Unter der flachen Karbonkarosserie des britischen Mittelmotor-Boliden steckt ebenfalls ein Hybridantrieb, mit dem er im Gegensatz zum Ferrari im Stadtverkehr sogar ein paar Kilometer rein elektrisch fahren kann. McLaren begnügt sich mit weniger Zylindern und bindet einen 3,8 Liter großen V8-Turbobenziner an einen E-Motor. Die ausgewiesene Systemleistung beträgt 674 kW/916 PS. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 350 km/h limitiert - die Stückzahl auf 375. Kostenpunkt: 866 000 Pfund (rund 1 Million Euro).
Neuer PS-Gigant Nummer drei ist der Lamborghini Veneno auf Basis des Aventador. Bei dem Messeexemplar handelt es sich um ein Testfahrzeug des Herstellers, bei dem unter anderem die Leistung des V12-Motors um 37 kW/50 PS auf 552 kW/750 PS gesteigert und die Karosserie umgestaltet wurde. Zum 50-jährigen Bestehen der Firma will Lamborghini in diesem Jahr drei zulassungsfähige Exemplare des 355 km/h schnellen Veneno bauen. Diese seien jedoch schon verkauft - zum astronomischen Stückpreis von 3,57 Millionen Euro.
Seit 50 Jahren hat Porsche inzwischen den 911er im Programm. Im Jubiläumsjahr des Kultautos in siebter Generation wird mit dem 911 GT3 die traditionell stärkste Sauger-Variante neu aufgelegt. In dem Hochleistungsmodell kommt der 3,8 Liter große Boxer auf 350 kW/475 PS. Damit übertrifft der GT3 den aktuellen Top-Sauger Carrera S um 55 kW/75 PS. Den Sprint bis Tempo 100 absolviert er in 3,5 Sekunden, 315 km/h erreicht er maximal, der Normverbrauch beträgt 12,4 Liter (CO2-Ausstoß: 289 g/km). Markenzeichen des 911 GT3 bleibt der große, feststehende Heckflügel. Das Motorsportpendant GT3 Cup gibt auf dem Genfer Salon parallel seinen Einstand.
Ein zweisitziges Coupé mit halb so viel Motorleistung wie der Porsche ist der Alfa Romeo 4C - bei einem Gewicht von weniger als einer Tonne. Der knapp 4 Meter lange und gerade mal 1,18 Meter hohe Flitzer wird von dem 1,8 Liter großen Vierzylinder aus der Giulietta QV angetrieben, im 4C kommt das Aggregat auf 177 kW/240 PS. Sprintwert: etwa 4,5 Sekunden bis 100 km/h. Spitzentempo: mehr als 250 km/h. Das Leichtgewicht soll noch 2013 starten, zunächst in einer auf 500 Stück limitierten Spezialversion für rund 60 000 Euro.
Zwar keine waschechten Sportwagen, aber nicht minder flott unterwegs sind die neuen Sportversionen bekannter Volumenmodelle aus der Kompaktklasse. Prominentester Kandidat ist der VW Golf GTI. Die Neuauflage des früheren Bürgerschrecks gibt es erstmals in zwei Leistungsstufen: mit 162 kW/220 PS sowie mit 169 kW/230 PS und ein paar Technikextras. Der vorerst stärkste Golf VII beschleunigt in der Topversion in 6,4 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis 250 km/h. Die Preise beginnen bei 28 350 Euro. Exakt 1000 Euro mehr kostet die 135 kW/184 PS starke Diesel-Alternative - der Golf GTD.
Konkurrenz aus Korea bekommt der Wolfsburger GTI vom Kia Cee'd GT. Das 150 kW/204 PS starke Sportmodell mit 1,6-Liter-Turbo startet im Juni als Drei- und Fünftürer. Die Preise stehen noch nicht fest. Ab 23 840 Euro aufwärts gibt es den neuen Seat Leon SC in den kräftigsten FR-Versionen mit mindestens 132 kW/180 PS - FR steht für Formula Racing.
Als jüngstes RS-Modell nach RS6 Avant und RS7 stellt Audi in Genf den RS Q3 vor. Ein 2,5-Liter-Fünfzylinder mit 228 kW/310 PS beschleunigt das kompakte SUV in 5,5 Sekunden auf 100 km/h, 250 Sachen sind maximal möglich. Der stolze Grundpreis: 54 600 Euro.
Noch ein ganzes Stück stärker als das Power-SUV ist der Mercedes A 45 AMG: Im Datenblatt der aufgemotzten A-Klasse mit 2,0-Liter-Vierzylinder, Doppelturbo und Allrad stehen 265 kW/360 PS. Wer Vollgas gibt, soll in 4,6 Sekunden 100 km/h erreichen können, bei 250 km/h ist ebenfalls Schluss. Marktstart des neuen, laut einem Sprecher ab 49 700 Euro teuren AMG-Einstiegsmodells ist im Juni.
Über Sinn und Unsinn solcher Breitensportwagen kann man streiten. Fakt ist: „Im Kompaktsegment machen Modellvarianten mit mehr als 200 PS rund ein Zehntel aller verfügbaren Versionen in den Preislisten aus. Solche Autos gibt es aktuell von zwölf Marken“, erklärt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics. Ihr Anteil in der Zulassungsstatistik ihrer Klasse ist hierzulande aber nur gering: 2012 lag er laut Margetts bei drei Prozent. „Für die Hersteller lohnen sich die Sportversionen trotzdem - als Imageträger. Damit zeigen sie, was machbar ist und wie gut sie ihr Handwerk verstehen.“