Gepflegter PS-Wahnsinn: Supersportwagen in Genf
Genf (dpa/tmn) - Zwischen all den Alltagsautos auf dem Autosalon parkt eine Reihe neuer Supersportwagen. Nur die wenigsten Messebesucher werden sich ein solches Auto jemals leisten können: Die beiden teuersten Edelrenner kosten mehr als zwei Millionen Euro - pro Stück.
Für Freunde des gepflegten PS-Wahnsinns zählt der Genfer Autosalon (Publikumstage: 8. bis 18. März) fraglos zu den Pflichtterminen. Denn derart viele Supersportwagen auf so engem Raum wie in den Palexpo-Messehallen stehen bestenfalls in den Garagen der Superreichen - nur dass sich in deren Sammlungen noch nicht die schnellen Schönheiten von morgen finden.
So tritt bei Ferrari der F12berlinetta das Erbe des 599 an. Das im Rotton Rosso Berlinetta lackierte Coupé ist mit 544 kW/740 PS Motorleistung und einem Spitzentempo jenseits von 340 km/h das stärkste und schnellste Straßenmodell, das in der 65-jährigen Firmengeschichte gebaut wurde. Über Preise redet man noch nicht.
Unter der gestreckten Motorhaube steckt ein 6,3 Liter großer Zwölfzylinder, der den Wagen in 3,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Nach 8,5 Sekunden soll der Tacho 200 km/h anzeigen. Optisch trägt das neue Topmodell aus Maranello dagegen gar nicht so dick auf: Die Designer von Pininfarina haben dem mit 4,62 Metern Länge sehr kompakten Coupé eine elegante Form mit schwungvoll konturierten Flanken gezeichnet. Nur der Kühlergrill wirkt monströs.
Mit einem dagegen radikal gezeichneten Roadster, dem Aventador J, ist Lamborghini in Genf vertreten. Von der geschlossenen Version des aktuellen Flaggschiffs der Italiener ist bei dem offenen Konzeptauto nicht mehr viel übrig: Der Wagen hat kein Verdeck, keine Fenster und nur zwei winzige Windabweiser. Der Motor leistet 515 kW/700 PS. Das Einzelstück Aventador J gilt als Vorläufer für einen Aventador Spyder, der deutlich gemäßigter ausfallen wird.
Eine weiteren Roadster zeigt Bugatti. Grand Sport Vitesse, diesen Beinamen trägt die offenere Version des Veyron 16.4 Super Sport, der wie das geschlossene Topmodell 882 kW/1200 PS leistet, in 2,6 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und bis zu 410 km/h schnell fährt - allerdings nur mit Hardtop. Unter freiem Himmel können sich die Insassen immerhin bei bis zu 375 km/h dem Fahrtwind aussetzen. Etwas mehr als 2 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer wird der Wagen in Deutschland kosten.
Im spanischen Supersportwagen GTA Spano sitzt man dagegen unter einem Panoramaglasdach. Nachdem GTA Motor vor einem Jahr in Genf einen Prototyp der 611 kW/831 PS starken V10-Flunder präsentiert hat, steht diesmal der fertige Serienwagen auf der Messe. Die Produktion ist auf 99 Exemplare limitiert, die Preise beginnen bei 678 300 Euro.
Soweit wie GTA Motor ist Infiniti mit dem Emerg-E noch nicht. Bei dem Konzeptfahrzeug der Japaner handelt es sich um einen Sportwagen mit Range Extender, dessen Serienproduktion noch in den Sternen steht. Zwei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 300 kW/408 PS beschleunigen den Batterieboliden in 4 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis maximal 209 km/h. Den Entwicklern zufolge schafft das Auto bis zu 50 Kilometer rein elektrisch, bevor ein 1,2-Liter-Benziner pro Tankfüllung Strom für weitere 430 Kilometer erzeugt. Im gemischten Betrieb ergebe sich so ein rechnerischer CO2-Ausstoß von 55 g/km, also weit weniger als bei konventionell motorisierten Kleinwagen.
Anders der Nuccio: Die fahrbereite Supersportwagen-Studie befeuert ein V8-Mittelmotor. Ernsthafte Produktionsabsichten hatten die Designer von Bertone wohl nicht, als sie den Wagen in extremer Keilform und mit riesiger Frontscheibe anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums für Genf entwarfen. In erster Linie wollten sie wohl an einen Designtrend erinnern, den Bertone Ende der 1960er Jahre mit dem Alfa Romeo Carabo angeleiert hatte.
Käufliche PS-Stars, die in Genf debütieren, sind zwei veredelte Supersportwagenmodelle: Aston Martin zeigt eine zulassungsfähige Version des V12 Vantage im Rennwagen-Trimm des italienischen Karosseriedesigners Zagato, von der 150 Exemplare gebaut und für jeweils 330 000 Britische Pfund - also rund 396 000 Euro plus Steuern - angeboten werden. Der bayerische Tuner Mansory hat sich den McLaren MP4-12C vorgenommen, die Leistung des 3,8 Liter großen V8-Motors um mehr als 60 PS auf 493 kW/670 PS und damit die Höchstgeschwindigkeit auf 353 km/h angehoben. Auf der verbreiterten Karosserie ist ein Heckflügel montiert, der in Kombination mit einem Diffusor den Anpressdruck an der Hinterachse erhöhen soll.