Günstig versichert als Fahranfänger
Hamburg (dpa/tmn) — Fahranfänger müssen bei Kfz-Versicherungen oft besonders tief in die Tasche greifen. Doch auch sie können an Stellschrauben drehen, um die Prämie zu senken.
Teil- und Vollkasko, Schadenfreiheitsrabatt, Selbstbeteiligung: Ausgerechnet die Kfz-Versicherung, die jeder Autofahrer benötigt, ist eine der kompliziertesten Policen-Arten. Das macht den Abschluss des richtigen Vertrags für Neulinge schwer. Die Zahl der Tarife ist beinahe uferlos, denn die Unterschiede bei Haltern und Autos sind groß. Doch es gibt einige Tricks, mit denen auch Anfänger günstiger fahren.
Die Suche nach möglichst günstigen Tarifen lohnt sich. Wie viel eine gute Versicherung kostet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Immerhin einen Richtwert nennt der Bund der Versicherten (BdV). Demnach muss ein junger Fahranfänger mit mehr als 1000 Euro im Jahr für einen kombinierten Haftpflicht- und Teilkasko-Schutz rechnen. „Es gibt zahlreiche Tarifmerkmale, die über den Preis entscheiden und sich gegenseitig beeinflussen“, sagt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Einige davon können Fahranfänger beeinflussen und dadurch sparen.
Fahrzeugtyp: Sparen lässt sich bereits bei der Auswahl des Fahrzeugs. Autos werden von den Versicherern jedes Jahr von neuem in eine sogenannte Typklasse eingeordnet. Dabei werde für jede Marke, jedes Modell die Schadenshäufigkeit berechnet und erhoben, wie viel Geld die Anbieter bei diesem Fahrzeugtyp zuletzt aufwenden mussten, um Schäden zu reparieren, erläutert Rüter. Ein Kleinwagen ist günstiger als eine Limousine, da sein Wert in der Regel geringer und hohe Reparaturkosten weniger wahrscheinlich sind.
Alter des Fahrers:Fahranfänger stecken oft in der Zwickmühle: Sie haben meist wenig Geld, ihr Versicherungstarif kann aber teurer als der ihrer Eltern sein. Hintergrund ist das überdurchschnittlich hohe Unfallrisiko der 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmer. „Die meisten Gesellschaften stufen Fahranfänger bis 23 Jahre in die hohe Risikoklasse ein“, sagt BdV-Referent Timo Voß. Wer die Altersgrenze bald knackt, sollte mit dem eigenen Auto bis zum Geburtstag warten.
Fahrpraxis: Bei manchen Anbietern sinkt die Versicherungsprämie, wenn Fahranfänger bereits Fahrpraxis im Rahmen des „Begleiteten Fahrens ab 17“ gesammelt haben. Laut der Bundesanstalt für Straßenwesen sind die „BF17“-Absolventen um 19 Prozent weniger an Unfällen beteiligt und verstoßen seltener gegen Verkehrsregeln als gleichaltrige Fahrer mit herkömmlichem Führerscheinerwerb.
Anzahl der Fahrer: Wer die Zahl der Fahrer im Versicherungsvertrag begrenzt, spart. Bewegt nur einer das Auto, wird es günstiger.
Zweitwagen:Mit oft mehreren 100 Euro die größte Ersparnis ist möglich, wenn Fahranfänger über ihre Eltern die sogenannte Zweitwagenregelung nutzen. Voraussetzung ist, dass die Kinder den Anbieter der Eltern wählen. Das Kind wird zwar als Fahrer eingetragen, doch die Eltern unterschreiben den Vertrag.
Fahrleistung: Wer viel fährt, baut auch eher einen Unfall. Deshalb sind die Tarife der Kfz-Versicherer danach gestaffelt, wie viele Kilometer pro Jahr gefahren werden. Fahranfänger können ihre Jahresfahrleistung oft vergleichsweise niedrig ansetzen, müssen aber eine realistische Größenordnung nennen.
Die Police:Grundsätzlich teilt sich der Kfz-Versicherungsschutz in zwei Bestandteile: Haftpflicht- und Kasko-Versicherung. Während es bei der Haftpflicht keinen Spielraum gibt, kann bei der Kasko gespart werden. Sie umfasst einen Versicherungsschutz gegen Schäden am eigenen oder an einem fremden Fahrzeug.
Dafür kommen die kleinere Variante — die Teilkasko-Versicherung — oder die Vollkasko-Versicherung infrage. Erstere tritt ein bei Schäden, für die der Versicherungsnehmer nichts kann — etwa durch Sturm, Hagel oder Blitz. Die Vollkasko zahlt für Schäden, die der Versicherungsnehmer selbst verursacht hat — zum Beispiel nach einem Auffahrunfall. Der BdV rät abzuwägen: Je älter das Auto, desto weniger notwendig erscheint ein Vollkasko-Schutz.
Selbstbehalt:Senken können Autofahrer die Kosten für die Kasko-Versicherung, wenn sie einen Selbstbehalt vereinbaren. Dann zahlen Versicherungsnehmer von jedem Schaden einen gewissen Betrag aus eigener Tasche. „Wir halten 150 Euro bei der Teilkasko für angemessen, bei der Vollkasko etwa 300 Euro“, sagt Voß. „Jeder sollte aber genau rechnen, wie sehr sich das für ihn lohnt.“
Schadenfreiheitsrabatt:Je länger Autofahrer unfallfrei auf den Straßen unterwegs sind, desto niedriger wird ihr Faktor in der Vollkasko-Versicherung. Auch das fließt laut GDV in die Berechnung des persönlichen Versicherungstarifs ein. Dabei gilt: Wer noch nicht länger als drei Jahre einen Führerschein hat, wird in die Schadenfreiheitsklasse 0 eingeordnet und zahlt meist 230 Prozent des sogenannten Grundbeitrags. In der Stufe 1/2 werden dann meist noch 140 Prozent fällig. So kann auch sparen, wer mit dem eigenen Auto nach der Führerscheinprüfung noch ein bisschen wartet.