Sicherheitstipps für Tunnelfahrten
München (dpa/tmn) - Zerbeulte Karossen, dichte Flammen und kein Himmel: Wenn nach einem Unfall in einem Tunnel ein Feuer ausbricht, wird es gefährlich. Durch richtiges Verhalten können Autofahrer zu ihrer Sicherheit beitragen.
Das gilt auch für den gewöhnlichen Stau.
Berge werden durchlöchert und Flüsse untergraben: Damit Autofahrer schneller ans Ziel kommen, überwinden Tunnelbauer so manches Hindernis. Doch Unfälle in den Röhren haben immer wieder einen besonders dramatischen Ausgang. So starben im März 2012 in der Schweiz 28 Menschen, darunter 22 Schüler, auf dem Rückweg von einer Skireise, als ihr Bus gegen eine Tunnelwand schleuderte. Und als 1999 im Mont-Blanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien ein Lastwagen wegen einer weggeworfenen Zigarette in Flammen aufging, starben 39 Menschen. Das Feuer war auf andere Fahrzeuge übergegangen.
Tunnelbrände stellen die Rettungskräfte vor eine Herausforderung. Anders als unter freiem Himmel können Hitze, Gas und Rauch nicht abziehen. „Der Brandherd entwickelt sich meist schnell zu einem bis zu 1200 Grad heißen Glutofen“, erklärt Dirk Sprakel von Fogtec, einer Spezialfirma für Brandbekämpfung. Dabei breiteten sich Gase unter der Tunneldecke bis zu 100 Meter und mehr aus.
Ein neues Löschsystem soll solche Szenarien künftig unterbinden: Ähnlich einer Sprinkleranlage stellt es einen Brand fest und hüllt ihn automatisch in einen Wassernebel. „Die Flammen werden nicht in jedem Fall gelöscht, aber das System entwickelt eine massive Kühlwirkung“, erläutert Sprakel. Solit2 (Safety of Life in Tunnels) nennt sich das Projekt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Anlage wurde in den vergangenen Jahren bei über 200 Großbrandversuchen getestet. Im Herbst sollen die Ergebnisse an Tunnelplaner weitergeleitet werden.
Womöglich also werden Tunnelbrände in Zukunft weniger schlimme Folgen haben. Wie es um die Sicherheit der Röhren in Europa allgemein bestellt ist, dokumentiert der ADAC jährlich bei einem Tunneltest. Als besonders sicher gelten demnach der Tauerntunnel in Österreich und der Roertunnel in den Niederlanden. Noch gibt es dort zwar keine Solit2-Anlage, doch die Technik ist laut ADAC trotzdem modern. Generell seien die Röhren recht sicher.
Was das bedeutet, erklärt Dieter Tetzner, Ingenieur bei der Deutschen Montan Technologie (DMT) und seit zwölf Jahren ADAC-Tunnel-Tester: „Die Fahrbahn sollte breit genug sein und die Beleuchtung stimmen. Die Notausgänge müssen in kurzen Abständen aufeinanderfolgen.“ Zur Sicherheitstechnik zählten ein Kommunikationssystem mit Fahrzeugortung und Videoüberwachung. Mady Christ, die beim ADAC den Tunneltest koordiniert, ergänzt: „Lebenswichtig sind Flucht- und Rettungswege, Pannenbuchten oder Seitenstreifen, die Lüftung sowie Lautsprecher für Durchsagen.“
Liegen Tunnel auf der Reiseroute, muss ausreichend Sprit im Tank sein, denn Zapfsäulen gibt es nicht in den Röhren. Das Abblendlicht bleibt eingeschaltet, die Sonnenblende wird hochgeklappt. Denn je besser der Fahrer sieht, desto sicherer ist er unterwegs - das gilt vor allem im Tunnel. „In einem Tunnel mit Gegenverkehr orientiert man sich am rechten Rand, niemals an der Mittellinie“, rät Mady Christ.
Um stets über die Verkehrslage informiert zu sein, wählt der Fahrer einen Radiosender mit Verkehrsfunk. Und nur im Notfall darf in den speziellen Buchten gehalten werden, das Wenden oder Rückwärtsfahren ist tabu. Stockt der Verkehr, sollten Kraftfahrer wie sonst auch die Warnblinkanlage einschalten, rät der ADAC. Kommt es im Tunnel zum Stau, ist Sitzenbleiben und Abwarten die Devise. In allen Fällen sind die Durchsagen und Informationen des Tunnelpersonals zu beachten.
Kündigt sich ein Fahrzeugbrand - etwa durch ersten Rauch - an, ist es laut ADAC am besten, das Auto nach Möglichkeit aus dem Tunnel zu fahren. Ansonsten sollte die nächste Pannenbucht angesteuert oder der Wagen mit eingeschaltetem Warnblinker so weit wie möglich rechts geparkt werden. „So wird der Verkehr möglichst wenig behindert, und die Rettungskräfte kommen besser durch“, sagt ADAC-Mitarbeiterin Christ.
Mit Warnweste verlassen dann alle Insassen das Fahrzeug und gehen zur nächsten Sicherheitsschleuse oder Bucht. Der Motor ist dabei abgestellt, der Zündschlüssel bleibt stecken, damit Helfer das Fahrzeug rangieren können. Anschließend informiert der Fahrer die Rettungskräfte über das Notrufsystem im Tunnel. So wird anders als beim Anruf per Handy gewährleistet, dass die Unfallstelle automatisch geortet wird und die Helfer schneller vor Ort sind.
Für den Fall eines Fahrzeugbrandes, ausgelöst etwa durch einen technischen Defekt, hängen an den Tunnelwänden Feuerlöscher. Betroffene sollten zwar mit den Löscharbeiten beginnen und kleine Brände selber löschen. „Doch können sie die Flammen nicht eindämmen, oder wird die Rauchentwicklung zu stark, sollte der Tunnel über die Fluchtwege sofort verlassen werden“, mahnt Mady Christ. Zum Glück brächen Tunnelbrände relativ selten aus.