ADAC-Test: Raststätten familienfreundlicher, Autohöfe billiger
München (dpa) - Für Familien mit Kindern lässt das Angebot an deutschen Rastanlagen nach Einschätzung des ADAC oft noch zu wünschen übrig. Nicht selten fehlten Spielplätze, Kindergerichte und separate Wickelmöglichkeiten.
Vor allem bei Autohöfen sieht der Automobilclub Nachholbedarf. Raststätten schneiden besser ab, dafür müssen die Kunden auch tiefer in die Tasche greifen, wie der am Mittwoch zur Hauptreisezeit veröffentlichte Rastanlagentest ergab.
Die besten Noten erhielt eine Anlage in Sachsen-Anhalt - die Raststätte Börde Süd an der A2 bei Magdeburg sei eine gepflegte, familienfreundliche Anlage mit sauberen Sanitäranlagen, urteilte der ADAC. Auf dem letzten Platz: Der Autohof Plötzin an der A10 in Brandenburg. Er sei weder familien- noch behindertengerecht und die Sicherheit für Fußgänger - verbesserungswürdig.
Der Mineralölkonzern Total erklärte in einer Stellungnahme, bei der Anlage handele es sich um einen „klassischen Trucker-Stopp“. Von der Anmutung her handele es sich tatsächlich um einen der älteren Autohöfe. Daher erklärten sich Kritikpunkte wie ein fehlender Kinderspielplatz, teilte ein Sprecher mit.
Wie schon bei früheren Tests bekamen die Rastanlagen insgesamt bessere Noten als die Autohöfe. Zehn der 20 Raststätten schnitten mit „gut“ ab, bei den Autohöfen waren es fünf von 20. Drei Anlagen fielen mit „mangelhaft“ durch, darunter zwei Autohöfe. 22 Mal vergaben die Tester „ausreichend“, 13 Mal davon für Autohöfe.
Ein Viertel der Raststätten und die Hälfte der Autohöfe hatten keine Spielplätze im Freien - sie wären laut ADAC gerade zur Sommerreisezeit wichtig. „Die Kinder wollen sich austoben, wenn sie stundenlang im Auto sitzen“, sagte Sprecherin Sabine Behr. Auch die Spielecken im Innenraum sind noch nicht gängiger Standard, hier gab es aber keine Unterschiede zwischen Raststätten und Autohöfen: Jeweils acht Anlagen hatten keine Ecke für die Kleinen.
Auch Behinderte haben es bei der Rast dem Test zufolge nicht immer leicht. Es mangele oft beim Eingang. „Der ist nicht frei von Stufen, es geht schon beim Randstein los“, sagte Behr. Teils fehlten elektrische Türen und der Europaschlüssel für Behindertentoiletten passe zwar an Raststätten, aber meist nicht an Autohöfen.
Raststätten waren stets für Reisende konzipiert, die Autohöfe hatten sich ursprünglich auf Lastwagenfahrer ausgerichtet. Heute wenden sich die Autohöfe auch an Familien und preisbewusste Kunden.
Für die Autohofbetreiber sei der ADAC-Test die Messlatte für ihre Qualitätsanstrengungen, erläuterte der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA), Herbert Quabach. „An den Autohöfen konnte man schon immer deutlich billiger tanken und gut und preiswert essen. Das sehen wir als "familienfreundlich" und schont den Geldbeutel.“
Das ergab auch der ADAC-Test: Im Raststätten-Kiosk zahlten die Prüfer beim Testeinkauf im Schnitt 20 Prozent mehr als im Autohof-Shop. Im Gastronomie-Bereich waren die Autohöfe um etwa zehn Prozent günstiger als Raststätten. Allerdings klafften die Preise insgesamt auseinander. Ein stilles Wasser kostete etwa in einem Autohof im billigsten Fall 0,49 Euro - in einer Raststätte waren es 2,49 Euro.
Laut ADAC hapert es immer noch im Bereich Sicherheit. „Es fehlen häufig Fußwege entlang der Parkstreifen, damit Fußgänger sich nicht am Heck der Autos aufhalten müssen - weil das ein Unfallrisiko ist. Und es fehlen sichere Übergänge vom Parkbereich zu den Rastgebäuden“, sagte Projektleiterin Mady Christ.
Quabach von der VEDA hält diese Einwände nicht für zielführend. „Auf keinem Supermarktparkplatz macht man Zebrasteifen.“ Auf Autohöfen, die laut ADAC eher schlecht abschneiden, gebe es eine klare Trennung zwischen Lkw und Pkw. Schwere Unfälle gebe es den Statistiken nach auf überfüllten Autobahn-Raststätten. „Der ADAC sollte hier prüfen, ob seine Bewertungskriterien zu den richtigen Ergebnissen kommen.“
Der Raststättenbetreiber Tank & Rast begrüßte das Testergebnis. Tank & Rast stelle vier der fünf besten Rastanlagen - zehn der Anlagen hätten „gut“ erhalten. Insgesamt fiel der Test etwas schlechter aus als zuletzt vor zwei Jahren. Damals bekam die Hälfte von 50 geprüften Anlagen eine gute Note, einmal gab es sogar „sehr gut“. Nur zwei Anlagen waren „mangelhaft“. „Die letzten Jahre hatten wir immer einen Aufwärtstrend. Anscheinend stagniert es nun, obwohl es Luft nach oben gäbe“, sagte Testleiterin Christ.
Es müsse aber berücksichtigt werden, dass der Test immer nur eine Stichprobe sei. Jede Anlage wurde an zwei Tagen von unterschiedlichen Testern unangemeldet anhand von gut 110 Einzelpunkten geprüft.