Heimatgefühle: Viele Städte wollen alte Autokennzeichen zurück
Dresden/Heilbronn (dpa) - Immer mehr Städte in Deutschland wollen ihre alten Autokennzeichen wieder haben. Nach Angaben der Hochschule Heilbronn verlangen inzwischen 150 deutsche Städte die Wiedereinführung oder den Erhalt ihrer traditionellen Buchstabenkombinationen auf den Nummernschildern.
„Die Städte sehen in dem eigenen Symbol auf den Nummernschildern ein Marketinginstrument, das ohne zusätzliche Ausgaben ihre Bekanntheit erhöht“, sagte Prof. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn der Nachrichtenagentur dpa.
Der Wirtschaftswissenschaftler hat in einem wissenschaftlichen Projekt in den Jahren 2010 und 2011 rund 25 000 Menschen in mehr als 100 Städten befragen lassen. Dabei hätten sich 73 Prozent die abgeschafften Kennzeichen gewünscht. „Ihnen geht es vor allem um die Identifikation mit ihrer Heimat“, betonte Bochert.
Zuletzt sprach sich der Stadtrat von Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet für die Wiedereinführung des vor 35 Jahren abgelegten Kennzeichens „CAS“ aus. Wegen der Eingemeindung in den Kreis Recklinghausen müssen neuzugelassene Fahrzeuge in Castrop-Rauxel seit 1976 das Kennzeichen „RE“ tragen, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung bestätigte.
Bochert, auf Tourismusmarketing spezialisierter Volkswirtschaftsprofessor, plädierte zugleich für die bundesweite Umsetzung eines Modells, das mehrere Kennzeichen in einem Landkreis zulässt. Voraussetzung dafür ist zunächst die Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung.
Ausnahmeregelungen gibt es bisher nur in Hessen, wo kürzlich die Wiedereinführung des Kennzeichens „WZ“ für Wetzlar angekündigt wurde, sowie im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern. Auch Sachsen befürwortet die zügige Umsetzung einer unbürokratischen Regelung.
Bochert geht davon aus, dass die Wiedereinführung auslaufender Autokennzeichen im Jahr 2012 erfolgen könne - „wenn die bürgerfreundliche Entscheidung der Verkehrsministerkonferenz der vergangenen Woche zügig umgesetzt“ werde.