IAA-Trend „Vernetztes Auto“: LTE kommt, WLAN muss warten
München (dpa/tmn) - Bis sich Autos per WLAN gegenseitig vor Gefahren warnen, dauert es noch. Bis dahin vernetzen sie sich vor allem mit Servern der Autohersteller, um an aktuelle Verkehrsinformationen zu gelangen.
Damit das schneller funktioniert, kommt der LTE in Mode.
Warnung vor Geisterfahrern oder dem Stauende hinter der nächsten Kurve: Mit Hilfe neuer Vernetzungstechnologien sollen Autos über das Verkehrsgeschehen in ihrem direkten Umfeld miteinander kommunizieren, um das Fahren sicherer zu machen. Doch bis dahin wird es noch eine Weile dauern. Frühstens 2015 kommen die ersten Fahrzeuge mit dem notwendigen WLAN-Standard auf die Straße, sagte Josef Jiru vom Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK dem dpa-Themendienst. Fahrzeuge mit dem schnellen Mobilfunkstandard LTE sind allerdings bereits auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt (Publikumstage: 14. bis 22. September) zu sehen.
„Die Autohersteller haben Ende vergangenen Jahres ein Memorandum unterzeichnet, in dem sie festhalten, 2015 erste Autos mit dem WLAN-Standard ITS-G5 auf 5,9-Gigahertz-Basis in Serie zu bringen“, sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Automotive Connectivity am ESK. Die Technik eigne sich gut für sogenannte Active-Safety-Dienste: Autos können damit dezentral ohne den Umweg über einen Server miteinander kommunizieren - sich beispielsweise vor Ölspuren, Unfällen und Stauenden direkt warnen. „Und die Kommunikation mit Ampeln dient der Verkehrseffizienz“, erläuterte Jiru.
Bis diese unter den Begriffen Car-to-Car oder Car-to-X geführte Vernetzung den Straßenverkehr in großem Stil sicherer und flüssiger macht, müssen laut dem Experten allerdings genügend Autos mit der neuen Technologie ausgestattet sein. „Manche Experten gehen von einer Penetrationsrate von 10 Prozent, andere von 20 Prozent aus.“ Offen sei außerdem, wer die Umstellung der Infrastruktur zahlt - dafür, dass also beispielsweise Ampelanlagen mit der notwendigen Technik ausgestattet werden.
Bereits auf die Straße kommen derzeit Autos mit dem schnellen Mobilfunkstandard LTE. Audi zeigt auf der IAA als erster Hersteller eine vollintegrierte Lösung. Auch BMW hat sich dem Thema gewidmet und bietet einen Zusatzrouter für den Internetzugang von bis zu acht mobilen Endgeräten an.
LTE eignet sich laut Jiru ebenfalls für Car-to-X, doch würden Autohersteller den Standard zunächst vorrangig nutzen, um ihre Online-Verkehrsdienste und Infotainment-Angebote zu optimieren. „Dabei werden Fahrzeuge nicht direkt untereinander, sondern mit dem Backend des jeweiligen Autoherstellers vernetzt.“ So schickt auch Audi über seine Server derzeit vor allem Echtzeit-Informationen über die Verkehrssituation an die Autofahrer weiter.
LTE oder WLAN - laut Jiru werden entsprechend bestückte Autos in Zukunft die beste Technologie je nach Situation selbst auswählen: „Es wird einen Hybrid-Ansatz geben.“ LTE mit seiner großen Bandbreite werde bei höheren Datenraten zum Einsatz kommen, etwa wenn Staus von weiter weg vermeldet werden oder bei der Routenplanung. „Und WLAN wird bei zeitkritischen Anwendungen zum Zuge kommen, die für das lokale Umfeld des Fahrers relevant sind.“