Katzenjammer und Tattoos: Individualisierte Autos
Köln (dpa/tmn) - Tuning ist das eine, aber wer seinem Fahrzeug den Feinschliff gibt, „individualisiert“ es. Noch edlere Hölzer oder die persönliche Lederfarbe waren bisher meist das Metier der Luxusklasse.
Doch die Elektronik schafft neue Möglichkeiten für Normalfahrzeuge.
Beispiel Citroën C4: Der Golfgegner aus Frankreich funktioniert auf gewisse Weise wie ein Handy - es lassen sich Töne auswählen. „Dazu haben wir spezielle Moods programmiert“, sagt Pressesprecher Stephan Lützenkirchen. Diese bedienten sich bei Genres mit Namen wie Urban Rhythmik, Crystal Symphony oder Jungle Fantasy. Wer sich durch das Menü klickt, hört statt des klassischen Blinker-Knackens fröhliche Bongo-Trommeln oder anstelle des schnöden Gurtwarners klirrende Klingonenschwerter.
In eine ähnliche Richtung geht das Navigationssystem der Infiniti-M-Serie. „Es lässt sich jedes gespeicherte Ziel mit einem eigenen Soundschnipsel verknüpfen“, sagt Pressesprecher Wayne Bruce. Akustisch möglich wird dadurch vieles: So bellen die Hunde, wenn man nach Hause kommt. Oder vor dem Büro ertönt nur Katzenjammer. Künftig soll die Elektronik noch mehr Individualisierung möglich machen. Denkbar sind zum Beispiel spezielle Apps, wie man sie von Smartphones kennt, auch für Infotainment-Systeme in Autos, blickt ein Mercedes-Entwickler voraus. Bis dahin müssen sich Fahrer aber noch mit persönlichen Musikdatenbanken zufrieden geben.
Auch mit Licht lässt sich den Entwicklern zufolge noch viel machen. So kann die Beleuchtung bei immer mehr Fahrzeugen dem persönlichen Geschmack angepasst - und nicht mehr nur wie bei den Instrumenten heller oder dunkler eingestellt - werden. Beispiel Mini: Dank dessen Elektronik lässt sich von einem roten in ein blaues Ambiente überblenden, erläutert Pressesprecher Cypselus von Frankenberg.
Die persönlichen Eingriffsmöglichkeiten in die Elektronik verändern längst auch das Fahrverhalten. Den Anfang haben vor einigen Jahren die ersten elektronischen Fahrwerke gemacht, bei denen man die Dämpfung auf Knopfdruck verstellen konnte. „Mittlerweile sind daran meist auch noch die Motorsteuerung, die Lenkung und die Logik des Getriebes gekoppelt“, erläutert Opel-Sprecher Patrick Munsch. Autos wie der neue Astra wechseln deshalb buchstäblich den Charakter und werden so vom komfortablen Reiseauto zum Sportler.
Auch auf Zierteile und Dekorelemente haben Autofahrer mehr Einflussmöglichkeiten als früher. Einst blieb nur der Einkauf beim Tuner. Doch Accessoires haben vor allem die Hersteller lebenslustiger Kleinwagen mittlerweile selbst im Angebot. Für Audi A1, Smart, Mini oder Fiat 500 gibt es ab Werk bunte Schlüssel, eingefärbte Spiegelkappen, bedruckte Konsolen, poppige Sitzbezüge oder Aufkleber im Tattoo-Look. Beim Peugeot 1007 können die Dekorelemente der Sitzpolster ausgetauscht werden, beim Smart gibt es verschiedenfarbige Body-Panels - es können also Teile der Außenhaut ausgewechselt werden. Audi-Sprecher Josef Schloßmacher sagt über den Variantenreichtum des A1: Wahrscheinlich gebe es im Jahr keine zwei Autos, die identisch seien.
Solche Ansätze stehen im Gegensatz zu dem, was Henry Ford seinen Kunden einst einräumte. Über sein Modell T - der Wagen gilt wegen seiner Produktion am Fließband als das erste Massenauto in der Geschichte - soll er gesagt haben: „Meine Kunden können das Auto in jeder Farbe haben, die sie wollen. Hauptsache es ist schwarz.“