Kinderräder als Weihnachtsgeschenk kaufen

Berlin/Göttingen (dpa/tmn) - Das Kinderfahrrad unterm Weihnachtsbaum ist ein Klassiker. Das passende Velo zum Verschenken zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach. Der Kauf setzt eine gute Planung voraus - erst recht, wenn das Fahrrad eine Überraschung werden soll.

Ein neues Rad ist für viele Kinder ein Herzenswunsch - und entsprechend groß ist die Vorfreude. In dieser Situation wollen die Eltern natürlich, dass die Überraschung perfekt ist. Doch genau das ist ein Problem. Experten raten nämlich, den Nachwuchs für eine Sitzprobe zum Fahrradkauf mitzunehmen.

Ist das Velo zu groß oder zu klein, kann das Kind nicht effizient treten und sitzt unbequem oder sogar unsicher auf dem Rad, gibt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu bedenken. Als Überraschungsgeschenk eignet sich ein Rad seiner Meinung nach nur bedingt. Wer das Fahrradgeschenk trotzdem geheim halten will, braucht einen Zollstock, eine gute Ausrede und einen Fachverkäufer.

„Am wichtigsten ist es, die Innenbeinlänge des Kindes zu kennen“, sagt Gunnar Fehlau vom industrienahen Pressedienst Fahrrad. Der Abstand zwischen Fußsohle und Steißbein gebe Verkaufsberatern im Fachhandel einen guten Anhaltspunkt, um die passende Fahrradgröße zu bestimmen. Die Innenbeinlänge lässt sich am besten nachmessen, wenn das Kind gerade an einer Wand steht. Dann sollte ein Buch oder ein Spielekarton wie ein Sattel zwischen den Beinen platziert und gegen die Wand gehalten werden. Von der Oberkante des Buches oder des Kartons bis zum Boden wird nun Maß genommen. Um Messungenauigkeiten zu vermeiden, sollte das Kind weder Schuhe noch dicke Hosen tragen.

Damit der Junior beim Nachmessen keinen Verdacht schöpft, schlägt Fehlau vor, den Kauf einer neuen Hose vorzuschieben. „Und wer nicht flunkern möchte, der muss eben auch noch eine Hose kaufen“, sagt er.

Die Innenbeinlänge lässt laut Fehlau Rückschlüsse auf die richtige Sattelhöhe und Tretkurbellänge zu. Anhand des Messwerts lässt sich errechnen oder in Tabellen einiger Kinderradhersteller ablesen, was normalerweise beim Probesitzen zu erkennen ist: Die Sattelhöhe passt, wenn die Beine in der tiefsten Pedalstellung gestreckt sind, wobei die Hacke und nicht der Fußballen auf der Pedale stehen muss. Bilden die Knie in der höchsten Pedalstellung einen 90-Grad-Winkel, stimmt auch die Tretkurbellänge.

Neben der Innenbeinlänge geben Körpergröße und Schulterbreite Anhaltspunkte für die korrekte Ergonomie des Velos. „Abgesehen von der Sitzhöhe muss der Abstand zwischen Sattel und Lenker passen. Außerdem sollte der Lenker höchstens zehn Zentimeter bereiter sein als die Schultern des Kindes“, erläutert Filippek.

Praktisch ist, dass einige Hersteller Kinderräder anbieten, die mitwachsen und deshalb länger gefahren werden können: „Bei diesen Modellen ist das Sattelrohr stark nach hinten geneigt“, erklärt Filippek. „Wird der Sattel höher gestellt, vergrößert sich der Abstand vom Sattel zum Lenker. Noch mehr Spielraum gibt es bei Modellen mit verstellbarem Lenker.“

Design ist Geschmackssache. „Erwachsene sollten vor dem Kauf gut überlegen, was dem Kind gefällt, und dabei nicht nach ihrem persönlichen Geschmack gehen“, betont Fehlau. Vorsicht also bei Modellen mit aufgedruckten Fan-Motiven aus Büchern oder Filmen. Die kleinen Fahrer ändern ihre Interessen schnell, und ein neues Rad ist plötzlich out oder die Enttäuschung schon bei der Bescherung groß. Mitunter passt auch einfach die Größe nicht. „Die Probefahrt an Heiligabend sollten Kinder deshalb lieber im Wohnzimmer oder im Keller machen, statt draußen im Schneematsch“, rät Fehlau. Dann mache in der Regel ein Umtausch keine Probleme.

Beim Kauf sollte man offen über die Geschenkabsicht sprechen und sich nach den Rückgabemöglichkeiten erkundigen. „Die Händler kennen das“, sagt Fehlau. Stephan Schreyer vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bestätigt: „Das Kinderrad unterm Weihnachtsbaum ist ein Klassiker.“ In der Vorweihnachtszeit brumme das Geschäft. Im Jahr 2010 sind in Deutschland nach ZIV-Angaben rund 250 000 Kinder- und Jugendräder mit Laufradgrößen von 12 bis 24 Zoll verkauft worden.

Generell sollten Fahrradkäufer nicht zu sehr auf den Preis schauen und Markenware bevorzugen, raten die Experten durch die Bank. Gute 12-Zoll-Kinderräder gebe es ab etwa 150 Euro, für 24-Zoll-Modelle sollten mindestens 300 Euro eingeplant werden. „Gute Qualität macht sich bei der Haltbarkeit und bei einem Wiederverkauf bezahlt“, sagt Filippek. Außerdem seien teurere Modelle meist leichter, was bei Kinderrädern besonders wichtig sei. Ein 20-Zoll-Modell sollte zum Beispiel nie mehr als 13 Kilogramm wiegen.