Kleine Traumautos: Modellfahrzeuge sind mehr als Spielerei
Nürnberg (dpa/tmn) - Modellautos können begeistern. Denn oft sind sie Projektionsfläche für Träume: Das eigene Traumauto im Kleinen besitzen, den ganzen Fuhrpark eines Herstellers im Wohnzimmer stehen haben.
Die kleinen Flitzer können zu Weihnachten ein gutes Geschenk für Autobegeisterte sein. Die Preisspanne reicht dabei vom einstelligen bis in den dreistelligen Bereich. Aber was kauft man - und wo? Welche Rolle spielt der Maßstab?
Ein guter Ausgangspunkt für das erste Modell ist die eigene Autovergangenheit. „Viele wollen die Autos im Regal stehen haben, die sie selbst gefahren haben“, sagt Andreas Berse, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Modellfahrzeug“.
Neben der Wahl der Marke des Modellautos spielt der Maßstab eine wichtige Rolle. Klein, kleiner oder richtig klein? Die Entscheidung ist eine Geschmacks- und Platzfrage. Berse hilft beim Eingrenzen: In Deutschland seien vor allem 1:87, 1:43 und 1:18 verbreitet. „Das sind die drei wichtigsten Maßstäbe. Mit denen macht man nichts falsch.“
1:87 ist wegen der Modellbahntradition beliebt. Vielen ist der Maßstab darum eher unter der Bezeichnung HO - für die Spurweite - bekannt. Die 1:87-Modelle sind rund vier bis fünf Zentimeter lang. Für die Betrachtung einiger Verarbeitungsdetails benötigt man aber eine Lupe, weil sie das normale Auge nicht mehr erkennt.
Mit 20 bis 30 Zentimetern Größe sind Modellautos im Maßstab 1:18 bereits ein veritabler Platzfüller. „Diese Modelle lassen sich oft lenken, die Türen gehen auf und zu“, beschreibt Berse. Besonders gute Modelle kosten auch mal mehrere Hundert Euro.
Der Preis ist aber nicht automatisch ein Indikator für Qualität: Hochwertige Modellautos können 10 oder 400 Euro kosten. Ein Vergleich nach den Kosten ist nicht angebracht. „Das wäre wie Äpfel und Birnen vergleichen“, so Peter Brunner, Produktmanager vom Hersteller Schuco in Nürnberg. Letztlich sei es eine Frage des Anspruchs.
Die Herstellung qualitativ guter Modellautos ist immer ein aufwendiger Prozess. Beim Hersteller Herpa in Dietenhofen nimmt allein die Erstellung der Formen für die einzelnen Bauteile sechs bis neun Monate in Anspruch. Die Firma bekommt dafür von den Autobauern die originalen Konstruktionspläne und plant auf deren Grundlage das kleine Modell, erklärt Herpa-Sprecher Daniel Stiegler.
Die meisten größeren Autofirmen arbeiten eng mit den Modellbauern zusammen. Das hat seinen Grund: „Natürlich sind die Unternehmen wie Audi, Porsche und Mercedes daran interessiert, dass zum Verkaufsstart ihrer neuen Modelle auch schon die Miniaturen erhältlich sind“, sagt Berse. Ob ein Modellauto vom Autobauer lizensiert und nach originalen Plänen gebaut ist, zeigen kleine Lizenzaufkleber an den Verpackungen.
Auch wenn Laien nicht alle Nuancen einschätzen können: Die Verarbeitung eines Modellautos können sie vor dem Kauf prüfen. Sind die Bauteile ordentlich fixiert, ist die Lackierung durchgängig und frei von Fehlern? „Mit den Fingern fährt man über die Karosserie. Die Spalten zwischen Bauteilen sollten kaum zu spüren sein“, sagt Berse. „Scheinwerfergläser und andere Anbauteile sollten keine Grate haben, die hervorstehen“, ergänzt Schuco-Mann Brunner.
Solche haptischen Eindrücke bekommt man nur vor Ort. Modelleisenbahnfachhandel und spezielle Modellautogeschäfte sind die ersten Anlaufstellen für den Modellkauf, betonen alle Experten. „Dort ist die Beratung am fundiertesten. Gerade wer ins Sammeln einsteigen will, bekommt dort nützliche Tipps“, weiß Berse. Wer das Modell eines ganz bestimmten Autos sucht, sollte sich ebenfalls an den Fachhändler wenden, empfiehlt Brunner. „Die können das am besten recherchieren.“
Eine riesige Auswahl liefert das Internet. Ohne Hintergrundwissen kann die Recherche dort aber beschwerlich sein. „Was man nicht kennt, findet man dort auch nicht“, sagt Berse. Der Vorteil liegt natürlich in der Preistransparenz - im Gegensatz zum Fachgeschäft kann man auf den Webseiten Preise gut vergleichen.