Kunst oder Schrott? - Nie gezeigte Oldtimer 2013 in Kassel
Kassel (dpa) - Nie zuvor gezeigte Oldtimer aus dem größten Automuseum der Welt werden 2013 in Kassel präsentiert. Das Besondere: Sie sind verrostet, kaputt, verdreckt - und wohl unbezahlbar teuer. Die Frage: Ist das Kunst?
Automobil-Geschichte? Oder kann das weg?
Oldtimer-Ausstellungen gibt es viele, aber eine solche Auto-Schau hat es in Deutschland wohl noch nicht gegeben: Kommendes Jahr werden zur 1100 Jahr-Feier der Stadt Kassel 45 automobile Raritäten in der Stadt ausgestellt. „Das ist der letzte noch zu hebende Schatz der Automobilgeschichte“, sagt Heinz W. Jordan, der zusammen mit Dietrich Krahn die Ausstellung organisiert.
Darunter sind Einzelstücke mit Millionenwert. Zum Beispiel ein Mercedes Silberpfeil von 1939, für den Mercedes schon einmal 30 Millionen Euro geboten haben soll, wie Jordan berichtet. Zu sehen sind in Kassel auch ein Peugeot 16 aus dem Jahr 1898, ein Mercedes 770 K (1938) mit dem größten Motor, den Mercedes je baute, oder ein Bugatti T 251, Baujahr 1955. Außerdem dabei: Exklusive Marken wie Daimler, Maybach oder Maserati.
Das Besondere der Ausstellung: Die Automobile werden im Originalzustand gezeigt. Sie sind nicht herausgeputzt, wie sonst üblich bei Oldtimer-Ausstellungen, sondern unrestauriert, verrostet, kaputt, verdreckt - „in jeglichem Zustand“, sagte Jordan. „Die Fahrzeuge sind teilweise seit 80 Jahren unberührt.“ Das Herz eines jeden Oldtimer-Liebhabers schlage bei der Ausstellung höher, schrieb Schirmherr und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). „Sie stellt anschaulich auch die Ästhetik des Vergänglichen dar. Und damit zugleich die Frage, ob die hier gezeigten Fahrzeuge automobiles Kulturgut, Kunstobjekte oder eigentlich nur Schrott sind“, betonte Ramsauer. Diese Diskussion solle angeregt werden, sagte Jordan.
Die Autos stammen aus der Schlumpf-Sammlung des französischen Nationalmuseums Cite de l'Automobile in Mulhouse - Gesamtwert der Sammlung: rund 700 Millionen Euro. Die Tuchfabrikanten Hans und Fritz Schlumpf aus Kassels Partnerstadt Mulhouse hatten nach Angaben des Museums innerhalb von 30 Jahren die weltgrößte Sammlung von Bugatti-Fahrzeugen zusammengetragen. Nach dem Untergang des Unternehmens 1976, für den auch die teure Leidenschaft der Brüder verantwortlich gewesen sein soll, übernahm der französische Staat die Sammlung und gründete später das nationale Automobilmuseum - nach eigenen Angaben das größte Automuseum der Welt. Die Sammlung umfasst mehr als 400 Fahrzeuge.
Die etwa 45 Autos, die in Kassel gezeigt werden, wurden nach Angaben von Jordan noch nie öffentlich ausgestellt. „Das ist eine hochkarätige Sammlung und die Ausstellung hat Charme“, betonte Ulrich Buckmann, Technikleiter vom ADAC Hessen-Thüringen. Es sei interessant zu sehen, „wie der Zahn der Zeit am Material genagt hat und unter welchen Bedingungen“. Zudem sei der Reiz groß, auch mal unrestaurierte Fahrzeuge zu sehen, „wenn man die Historie der Wagen vor Augen hat“. Seinen Angaben zufolge würde eine Restaurierung solch alter und seltener Autos schnell fünf- bis sechsstellige Beträge kosten.
Zwischen dem 1. Mai und dem 31. Juli 2013 sind die Raritäten in Kassel zu sehen unter dem Titel „Schlafende Automobile, schön und unberührt - Das Geheimnis der weltberühmten Sammlung Schlumpf“.