Longboard-Fans fahren lieber auf der Straße
Berlin (dpa) - Zum Brötchenholen oder im Urlaub: Longboards sind für viele eine Alternative zum Fahrrad. Der Trend ist ein Problem. Viele fahren mit dem langen Brett unerlaubt auf der Straße.
Mehr als 50 bunt gemusterte Bretter hängen im Longboard-Laden „Lassrollen“ in Berlin-Friedrichshain. Eine junge Frau sagt, sie suche einen „handlichen fahrbaren Untersatz“ für eine Reise durch Frankreich. Ihr Wunsch passt gut zu den meist zwischen 80 und 120 Zentimeter langen Trendsport-Brettern. Sie sind vor allem für eines gut: um von A nach B zu kommen.
Die Kunden von Thomas Steigüber sind sehr unterschiedlich. „Letzte Woche war ein Bauunternehmer mit seinem elfjährigen Sohn da“, sagt der „Lassrollen“-Besitzer. Danach empfiehlt er Mutter besonders weiche Räder für ihr Brett.
Auf den Brettern fahren Familienväter, Studenten, Touristen. „Vor fünf Jahren wurde ich noch gefragt, was ein Longboard ist“, sagt Hobby-Fahrer Richard Ruchay (29), der mit Freunden vor dem Berliner Laden in der Abendsonne sitzt.
Obwohl sie sich stark ähneln, haben Skateboards und Longboards nichts miteinander zu tun, sagt Ruchay. „Skateboards verhalten sich zu Longboards, wie BMX-Räder zu Rennrädern.“ Skater und BMX-Fahrer machen Sprünge und Drehungen, Longboarder „surfen“ über den Asphalt. Ihre großen und weichen Räder greifen in die Straßenstruktur und erreichen dadurch hohe Geschwindigkeiten. Bis zu 100 Stundenkilometer schaffen die Surfer damit beim „Downhill“ den Abhang hinunter.
Allerdings sind Longboards im Straßenverkehr problematisch. In Deutschland gelten die Bretter als Sportgeräte, Stadt-Surfer dürfen nur auf Gehwegen fahren. Wenn sie einen Passanten überholen wollen, so steht es im Gesetz, müssen sie vom Brett absteigen.
„Das ist an der Praxis vorbeigedacht“, sagt Hartmut Olpp. Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Longboardverbands fordert eine Regelung wie in der Schweiz. Dort rollen die Bretter auf Geh- und Radwegen, in Tempo 30-Zonen und zum Teil auch auf Nebenstraßen.
Ruchay sagt, er benutze das Longboard als „Fahrradersatz“. Oft lege er lange Strecken damit zurück. Mit seinen Freunden ist er sich einig: Sie fahren alle auf der Straße. Für Fußgänger seien sie viel zu gefährlich.
Für den Berliner Grünen-Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar reicht das Problem über die Longboard-Fahrer hinaus: „Grundsätzlich müssten mehr Räume für alternative Mobilitätsformen geschaffen werden.“ Die Rollbretter sollten am besten auf die Radwege.