Mehr Radler in den Städten - weniger Unfälle

Berlin (dpa) - Sobald das Wetter besser wird, treten sie in Deutschlands Großstädten in die Pedale: Cityräder schnurren neben Mountainbikes, Radkuriere ziehen links vorbei, rechts bummeln Hollandräder mit Kindersitz.

Immer mehr Menschen steigen aufs Rad.

Im Durchschnitt liegt ihr Anteil am städtischen Straßenverkehr mittlerweile bei 14 Prozent. Doch obwohl die Unfallzahlen meist zurückgehen - im Bundesdurchschnitt in den vergangenen fünf Jahren um 2,5 Prozent - bleibt der Anteil verunglückter Radfahrer verglichen mit anderen Verkehrsteilnehmern zu hoch. Das geht aus dem Städtecheck Fahrradsicherheit des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hervor, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt sind unter den etwa 1000 Menschen, die täglich im Straßenverkehr verunglücken, 192 Radfahrer.

43 Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern wurden mit Blick auf die Entwicklung der Unfallzahlen berücksichtigt und in die drei Ampelkategorien eingeteilt: Im Punkt Radsicherheit deutlich grün zeigt die Ampel für Oldenburg, Erfurt oder auch Hamburg. Hier sank der Anteil der verunglückten Radfahrer um je über sechs Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent in Hamburg. „Hamburg ist auch die einzige Großstadt, bei der eine Polizei-Fahrradstaffel im Einsatz ist“, sagte Anja Hänel, VCD-Verkehrsreferentin. Der Radfahreranteil in der Hansestadt liegt bei neun Prozent.

Für neun Städte besteht akuter Handlungsbedarf: Hier zeigt die Ampel rot, die Unfallzahlen stiegen an. Hierzu gehören München, Augsburg, Erlangen, aber auch Kassel und Osnabrück. Trotzdem zählt Osnabrück jedoch zu den beiden einzigen Städten, in denen der Anteil der verunglückten Radfahrer kleiner ist als der Radverkehrsanteil am gesamten Straßenverkehr. Die andere Kommune ist Oldenburg.

Und ein erfreuliches Fazit des Städtechecks: „In 14 von 43 Städten ist kein Radfahrer tödlich verunglückt“, betonte VCD-Bundesgeschäftsführerin Kerstin Haarmann.

Doch wie noch mehr Sicherheit für Radler schaffen? „Mangelnde Regelakzeptanz ist bei weitem nicht die Hauptursache für die Unfälle“, sagte Hänel. So bescheinigte eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen, dass 90 Prozent aller rechtsfahrenden Radler Radwege auch nutzen.

Allerdings sind bis zu 20 Prozent auch mal als Falschfahrer auf Radwegen in Gegenrichtung unterwegs. „Und das ist das größte Unfallrisiko. Es steigt ums fünffache an, wenn regelwidrig die linke Straßenseite genutzt wird“, sagte Hänel. Zweiter wichtiger Unfallgrund bei den Radfahrern ist Alkohol.

Bei den Radunfällen, die von Autofahrern verursacht wurden, waren meist Abbiege- und Vorfahrtsfehler passiert, gefolgt von zu hohem Tempo. Autofahrer und nicht die Radfahrer selbst verursachen die meisten und auch die meisten schweren Unfälle, betonten die Experten.

Wie also können die Risiken künftig minimiert werden? „Radfahrer müssen sich aus eigener Kraft fortbewegen und reagieren empfindlich auf Umwege“, erläuterte Hänel. Zugeparkte oder mit Mülltonnen verstellte Radwege, komplizierte Streckenführungen mit unnötigen Ampelstopps seien meist der Grund dafür, dass Radfahrer regelwidrige Abkürzungen nutzten. „Hier muss sich etwas ändern.“

Eine grüne Welle bei Tempo 30 in den Innenstädten käme den Radfahrern entgegen, ebenso breitere Radwege, auf denen bei unterschiedlichem Tempo auch überholt werden kann, sowie Wartezonen an Kreuzungen. „Und noch immer weiß längst nicht jeder Radfahrer, dass er enge, schlechte Radwege gar nicht benutzen muss.“ Hier sei die Straße sicherer, betonten die Verkehrsexperten.