Multifunktional und modern: Caravan-Branche sucht neue Kunden
Stuttgart (dpa) - Die Schuldenkrise in Europa bremst die Nachfrage nach Reisemobilen und Wohnwagen. Das spüren auch die deutschen Hersteller deutlich. Sie bemühen sich deshalb, ihres verstaubtes Image abzustreifen - und suchen neue Zielgruppen.
Rückläufige Zulassungszahlen, gedrosselte Produktion, Kurzarbeit, sinkende Umsätze - die Lage der Wohnmobil- und Caravan-Hersteller sieht alles andere als rosig aus. Doch beim Caravaning Industrie Verband (CIVD) bemüht man sich um Optimismus: „Es gibt keine Caravaning-Krise, es gibt eine Wirtschaftskrise, die sich auf den privaten Konsum auswirkt“, sagte CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg am Montag auf der Reisemesse Caravan, Motor, Touristik (CMT, 11. bis 19. Januar) in Stuttgart.
Das Problem: Die Neuzulassungen von Wohnwagen und Wohnmobilen ging nach Daten des CIVD 2013 um 5,5 Prozent auf 138 390 Reisemobile und Wohnwagen zurück. Wichtige Märkte wie Frankreich und die Niederlande brachen ein. Viele deutsche Hersteller sind abhängig vom Export - gleichzeitig drängen ihre europäischen Konkurrenten auf den Heimatmarkt.
Dominik Suter, Chef des zur Hymer-Gruppe gehörenden Herstellers Dethleffs, spricht von einer „gewaltigen Herausforderung“. Die sinkenden Neuzulassungen seien nur ein Problem. Gleichzeitig wachse der Bestand an gebrauchten Fahrzeugen und Anhängern, so Suter. Denn Wohnwagen und Reisemobile überdauern in der Regel Jahrzehnte - und im Gegensatz zum Automarkt werden die Fahrzeuge und Anhänger nicht im großen Stil über die Grenzen Europas weiterverkauft, sondern bleiben im Markt. „Wenn wir nicht untergehen wollen, müssen wir neue Zielgruppen erschließen“, sagt Suter. „Caravaning muss hip werden.“
Die Hersteller bemühen sich nach Kräften: Auf der CMT in Stuttgart präsentieren sie Einsteigermodelle zu moderaten Preisen mit einer Inneneinrichtung, die an moderne Wohnkonzepte aus dem Möbelhaus erinnert. Der CIVD unterstützt sie mit einer breit angelegten Imagekampagne, die außer der klassischen älteren Klientel junge Familien und Menschen ab 40 und 50 Jahren ansprechen soll.
Der bayerische Hersteller Knaus Tabbert stellt auf der CMT eine Designstudie nach dem Vorbild der Autoindustrie aus. Der Wohnwagen erinnert im Interieur und mit seiner als Balkon herunterlassbaren Heckklappe an eine Yacht, lässt sich mit Apps steuern und mit Hilfe des eigenen Fingerabdrucks öffnen. Das Modell wäre zwar für den normalen Wohnwagenkäufer, wäre es verkäuflich, wohl kaum erschwinglich. Das sei aber auch überhaupt nicht das Ziel, sagt Firmensprecher Alexander Wehrmann. Man wolle damit das Bild „vom Gelsenkirchener Barock aus dem Kopf kriegen“, das nach wie vor vorherrsche. Die Studie sei als Schlüssel zu neuen Zielgruppen gedacht.
Dethleffs-Chef Suter sieht noch einen Trend: Nicht nur Reisemobile und Kastenwagen mit Campingaufbau, auch die Wohnwagen müssten inzwischen multifunktional und am besten auch im Alltag einsetzbar sein.
Und so sprießt bei einzelnen Herstellern ein verhaltener Optimismus. Die Mitglieder des CIVD rechnen 2014 mit einer stabilen Entwicklung - bei den Reisemobilen soll sich sogar der Export wieder erholen. Dethleffs-Chef Suter sieht die Talsohle erreicht. Bei Knaus Tabbert hofft man schon, dass es wieder aufwärtsgeht.
Der Chef des zur gleichnamigen Gruppe gehörenden Herstellers Hymer mit Sitz in Bad Waldsee geht sogar noch weiter: „Ich erwarte, dass sich der europäische Markt erholt“, sagt Jörg Reithmeier. Die Menschen seien nur verunsichert, das Geld sei aber da. So bleibt den Herstellern nur noch die Aufgabe, sie zu überzeugen, es auch in Wohnmobile und Wohnwagen zu investieren.