Schatz oder Schätzchen? - Was den Wert von Oldtimern ausmacht

Berlin (dpa/tmn) - „Garagengold“ ist das Modewort für in Oldtimer angelegtes Geld. Der Markt boomt. Experten können den Wert eines Oldtimers ziemlich genau schätzen. Aber auch ohne Gutachter können Autoliebhaber Preise und Wertprognosen ausloten.

Ein VW Käfer 1300 der Baujahre 1967 bis 1973 war im Jahr 2012 das Pkw-Modell mit dem größten Wertzuwachs. Noch vor wenigen Jahren gab es Käfer zu Schnäppchenpreisen im dreistelligen Bereich auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Schaut man sich heute die Preise in gängigen Internetportalen an, wird man feststellen, dass für Käfer inzwischen sogar fünfstellige Euro-Beträge keine Seltenheit sind.

„Dennoch hat sich die Wertentwicklung historischer Kraftfahrzeuge im vergangenen Jahr verlangsamt“, stellt Stefan Röhrig vom Verband der Automobilindustrie (VDA) fest. „Man sollte einen Oldtimer als Kapitalanlage auch nicht überschätzen“, rät der Leiter des Fachreferats Historische Fahrzeuge. Der VDA gibt die durchschnittliche Wertsteigerung von Oldtimern in Deutschland für das Jahr 2012 mit 4,2 Prozent an (2011: 9,3 Prozent).

Deutliche Wertzuwächse gab es laut Röhrig bei einigen Modellen aus Frankreich, Italien und Schweden. Auffallend sei, dass viele frühere Großserienmodelle deutliche Wertsteigerungen erfahren hätten - etwa der Volvo Amazon, der Renault 16 oder auch der Chevrolet Camaro.

Wo der Wert ihres Traumautos grob einzuordnen ist, erfahren Oldtimer-Fans beispielsweise online. Das Unternehmen Classic-Taxbietet im Internet eine kostenlose Berechnung des Marktwerts an - ein preislicher Rahmen dessen, was das ausgewählte Modell in unterschiedlichem Gebrauchszustand aktuell kostet.

Frank Wilke, Geschäftsführer von Classic-Tax, erklärt, dass es bei Oldtimer-Bewertungen auf drei Werte ankomme: „Marktwert, Wiederbeschaffungswert und Wiederherstellungswert.“ Die Definitionen sind eindeutig und insbesondere für Versicherungen wichtig. „Der Marktwert ist der Betrag, den der Oldtimer bei einem An- oder Verkauf auf dem Liebhabermarkt zum gegenwärtigen Zeitpunkt erzielt“, so Wilke.

Dementsprechend bemessen Kasko-Versicherer ihre Beiträge. „Kauft jemand also heute einen Käfer, sollte er in zwei Jahren nachschauen, ob sich der Wert weiter erhöht hat, um auch seine Versicherungssumme anzupassen“, empfiehlt Wilke und warnt: „Für die regelmäßige Kontrolle des Wertes und die Benachrichtigung des Versicherers ist allein der Halter verantwortlich. Wer das nicht macht, bekommt im Schadensfall nicht den aktuellen Wert ersetzt.“

Tritt ein Schadensfall ein, kommt der Wiederbeschaffungswert ins Spiel. „Er beziffert die Summe, die der Geschädigte im Falle eines Unfalls aufwenden muss, um ein gleichartiges und gleichwertiges Ersatzfahrzeug kurzfristig zu beschaffen“, erläutert Wilke. Der Wiederherstellungswert schließlich ist eine Summe, die sich aus der Anschaffung und der späteren Restaurierung eines Fahrzeugs ergeben hat. „In der Regel liegt dieser Wert immer erheblich über dem Marktwert“, so Wilke. „Wenn ein Verkäufer zu diesem Wert weiter verkaufen möchte, bleibt er damit meistens auf der Strecke.“

Allerdings ist der Wiederherstellungswert für die Versicherung von Bedeutung. „Dieser Wert muss in einem Sachverständigengutachten ermittelt oder durch den Sachverständigen geschätzt werden“, erklärt Thorsten Ruthmann vom Dekra Classic Service. „Der Versicherungsbeitrag wird in diesem Fall zwar höher als bei einer reinen Marktwert- oder Wiederbeschaffungswert-Versicherung, bringt dem Fahrzeugbesitzer aber die Sicherheit, dass er nach einem Schaden trotz unwirtschaftlicher Investitionen bei der Restaurierung ein vergleichbares Fahrzeug wie sein vorheriges bekommt.“

Grobe Schätzungen für klassische Fahrzeuge zu erstellen ist anhand diverser Online-Rechner, der jährlich erscheinenden Preisliste der Fachzeitschrift „Oldtimer Markt“ oder des „Marktspiegel“ von Classic Data ein Leichtes. „Doch die üblichen Listen erfassen keine Fahrzeuge mit Liebhaberwerten im ideellen Sinn“, merkt Thorsten Ruthmann an. „Denn der genaue Wert eines Fahrzeuges hängt von vielen Faktoren wie den einzelnen Zustandsnoten der Baugruppen, der Historie oder der Zusatzausstattung ab. Nur eine individuelle Bewertung kann diese Besonderheiten berücksichtigen.“