Schön schräg - Die Auswahl an SUV-Coupés wächst
München/Genf (dpa/tmn) - BMW hat es mit dem X6 vorgemacht - und so langsam ziehen alle nach: Immer mehr Autohersteller entdecken die Mischung von Geländewagen und Coupé für sich. Die ersten Nachahmermodelle kann man bereits kaufen, weitere stehen in den Startlöchern.
Crossover - neben Downsizing und Elektrifizierung ist und bleibt dieser Begriff das Modewort der Autobranche. Denn auf der Suche nach Marktlücken entstehen immer mehr Modelle, die Stilmerkmale verschiedener Segmente vereinbaren sollen. Am populärsten waren da bislang Mischungen aus Geländewagen und Kombi. Doch nun wird es richtig schräg: Inspiriert vom Erfolg des BMW X6 arbeiten zahlreiche Hersteller an SUV-Coupés, die Allradtechnik und sportliches Design unter einen Hut bringen sollen.
Die ersten Crossover-Autos dieser Bauart fahren dem gerade aufgefrischten und für Preise ab 61 600 Euro erhältlichen BMW X6 bereits hinterher. Im Kleinwagensegment will sich Nissan mit dem mindestens 15 690 Euro teuren und markant designten Juke von Modellen wie dem VW CrossPolo oder Opel Mokka abheben. Und im mittleren Preissegment hat Land Rover vor kurzem den Range Rover Evoque platziert. Der britische Hersteller nimmt bei diesem Allradler die Sache mit der schlanken Coupé-Silhouette so ernst, dass Kunden den Evoque, der bei 39 900 Euro startet, im Gegensatz zu Juke und X6 für 1000 Euro Aufpreis als Dreitürer bekommen.
Dass es bei diesen drei SUV-Coupés nicht bleiben wird, ist auf dem Genfer Autosalon (8. bis 18. März) zu sehen: Der österreichische Entwicklungsdienstleister Magna zum Beispiel hat dort die Technologiestudie Mila Coupic enthüllt, die obendrein noch als Cabrio und Pick-Up durchgehen soll. Während sie allerdings nicht viel mehr ist als ein Schaufenster der technischen Möglichkeiten, parkt auf dem VW-Stand nun schon zum zweiten Mal die Studie CrossCoupé - und untermauert damit die Serienchancen des Schaustücks.
Der Viertürer mit der Coupé-Silhouette gibt nach Angaben von VW-Designer Mark Lichte einen Ausblick darauf, wie sportlich und elegant der Tiguan weiter entwickelt werden könnte. War das CrossCoupé bei seinem Debüt im vergangenen Jahr auf der Messe in Tokio noch silbern lackiert und mit einem Benzin-Hybrid-Antrieb ausgestattet, trägt es in Genf jetzt roten Lack und fährt dieselelektrisch: Ein Vierzylinder-TDI und zwei E-Motoren mit zusammen 225 kW/307 PS bringen den Wagen auf bis zu 220 km/h. Dank eines großen Akkus soll sich das Auto im Schnitt mit 1,8 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer zufriedengeben.
Neben VW hat sich offenbar auch Mercedes vom X6 inspirieren lassen: „Wir erweitern unsere Geländewagenfamilie um eine vierte Baureihe“, sagt Pressesprecher Christian Anosowitsch. Was für ein Auto im US-Werk in Tuscaloosa bis 2015 zusätzlich vom Band laufen soll, will er zwar nicht verraten. Aber neben ML, GL und der R-Klasse gibt es zu einem SUV-Coupé eigentlich keine Alternative mehr. Dazu passen auch Fotos von Plakaten im Werk, die ein noch verhülltes Fahrzeug mit eindeutig coupéhafter Silhouette zeigen und seit Monaten durchs Internet geistern.
Während viele Konkurrenten noch an ihren ersten SUV-Coupés arbeiten, ist Pionier BMW schon fast zwei Schritte weiter. Nachdem vom X6 nach Informationen aus Unternehmenskreisen bereits in der ersten Hälfte seiner Laufzeit mehr Exemplare verkauft wurden als insgesamt geplant, werden die Bayern für Nachschub sorgen. So wird es im Stil der Studie Paceman im nächsten Jahr nach dem X6-Vorbild einen zweitürigen Ableger des Mini Countryman geben, kündigte Markenchef Kay Segler an. Außerdem hat BMW vor ein paar Wochen bestätigt, dass auch der X3 einen eleganten Bruder bekommen soll. Das hatten die Designer offenbar ohnehin schon auf dem Zettel: Ihre ersten Skizzen für den neuen X3 waren so schwungvoll und dynamisch, dass der Wagen schon damals auch als X4 hätte durchgehen können.
So wird sich in den nächsten Jahren die Nische in der Nische weiter füllen. Und beim Rundgang über den Autosalon zeigt sich, dass die Fantasie von Entwicklern und Designern damit noch lange nicht ausgereizt ist. Einige Autobauer werden auch noch eine Prise Frischluft ins Konzept mischen: Auf dem Messestand von SsangYong steht die SUV-Studie XIV-2 mit einem großen Faltdach, die nach Angaben von Pressesprecherin Ute Margetts schon „relativ nah“ an dem für 2014 versprochenen Serienmodell ist.
Land Rover geht noch weiter und macht den Range Rover Evoque gleich ganz zum Cabriolet. Offiziell ist das erste moderne SUV-Cabrio aus Europa zwar noch ein Versuchsballon, sagt Markenchef John Edwards. „Mit dieser Version untersuchen wir, welche Möglichkeiten sich bei einer nochmaligen Erweiterung des Evoque-Angebots ergeben und wie das Auto bei den Kunden ankommt.“ Doch auf dem Messestand hört man hinter vorgehaltener Hand ganz andere Worte: „Wenn es nach uns ginge“, sagen die Entwickler, „dann könnten wir das Auto schon bald in Serie bringen.“