Alfa Romeo Giulietta: Die Super-Jule

Mit der Giulietta schicken die Italiener eine Verführerin in den Golf-Club.

Düsseldorf. Giulietta? Da war doch noch was? Es ist in der Tat schon eineWeile her, als sich Alfa mit der Giulietta zwischen 1954 und 1964 das erste in Großserie gebaute Auto gönnte. Nun könnte man meinen, dass die Dame etwas in die Jahre gekommen sein könnte. Aber bei rassigen Autos ist es wie mit Frauen: Sprechen Sie die nie auf ihr Alter an! Sie ernten bestenfalls Unverständnis, im schlimmsten Fall ein Fauchen.

Die aktuelle Jule hat das, was manch anderer Schönen bisweilen fehlt: Charakter. Da nimmt man gern auch mal ein Fauchen hin, besonders wenn es vom Turbolader stammt. Die Alfa-Ingenieure lassen einen nur 1,4 Liter messenden Benziner werkeln, der dank Turbo aber energische 170 PS (125 kW) bereitstellt.

Der Vierzylinder ist vom Start an wach bei der Sache und arbeitet nach dem Die Super-Jule Multiair-Prinzip. Dabei wird jeder Zylinder nur nach dem tatsächlichen Bedarf mit dem Treibstoffgemisch beschickt. Das spart Benzin, ohne dem Triebwerk die Agilität zu nehmen. Eine kurzgehaltene Sechs-Gang-Handschaltung trägt (in Serie) ihr Übriges zum Fahrvergnügen bei.

Richtig zur Sache geht die Super- Jule aber mit dem neuen TCT-Doppelkupplungsgetriebe. Das vereint, wie der Name vermuten lässt, zwei Kupplungen in seinem Gehäuse, was komplizierter klingt, als es sich fährt. Der Fahrer tut nämlich nicht mehr, als die Fahrstufe einzulegen und aufs Gas zu treten. Im Hintergrund des gerade gefahrenen Ganges „lauert“ dann bereits der nächst höhere, um sich nach Erreichen des Schaltpunktes automatisch und ruckfrei dem Geschehen anzuschließen. Das Schalten erfolgt beim TCT völlig ohne Leistungsverlust.

Aus dem Häuschen geraten kann die Giulietta, wenn sie ihre DNA spielen lässt. Ein Schalter in der Mittelkonsole gestattet eine spezielle Dynamik- Voreinstellung. Üblicherweise läuft derWagen im N(ormal)-Modus. Drehmomentverlauf, Schaltpunkte und Servolenkung sind auf optimale Ökonomie und Komfort gepolt.

Wählt man den D(ynamik)-Modus, tourt das Getriebe die Gänge länger aus und entlockt dem Triebwerk zu den normalen 230 Nm Drehmoment noch 20 weitere. Federungseinstellung und Lenkung straffen sich, die Lady wird zur Leistungssportlerin. Die Reifen schaben hitzig am Asphalt, und keine acht Sekunden später denkt man nicht mehr an Tempo 100, sondern freut sich auf das Ende derHatz bei etwa 210 km/h.

Ob dann jedoch weiterhin knapp sechs Liter Super aus den Düsen sprühen, darf bezweifelt werden. Letztlich soll auch der A(llwetter)-Modus nicht unerwähnt bleiben. Er ist das zahme Winterprogramm für Eis und Schnee.

Alfas wollten schon immer eines sein: schön. Die Jule ist es. Sie hat den Reiz, der ein Auto zum Liebling werden lässt. Das gelungene Design der Außenhaut, die abfallende Dachlinie und der Alfa-typische Kühlergrill zeigen, dass Autos im Golf-Segment auch elegant sein können. Stilsicher geht es auch im Innenraum zu.

Die Mittelkonsole taucht nach unten weg und trennt Fahrer und Beifahrer nicht wie eine Mauer. Die Sitze sind straff und seitenführend. Klare Rundinstrumente gestalten das Cockpit kompakt. Einzig das Klappdisplay unter der Scheibe fremdelt. Hier sollte bei der Modellpflege noch einmal nachgeschminkt werden.