Autotest Alpina B5 und BMW M5 im Vergleich: Boldiden fürs Business
Berlin (dpa-infocom) - Die Limousine fürs Geschäft, der Kombi für die Familie und der Plug-In-Hybrid fürs Gewissen - so bedient BMW mit dem neuen Fünfer mittlerweile fast alle Bedürfnisse. Nur die betont sportliche Kundschaft haben die Bayern lange auf die Folter gespannt.
Doch das Warten hat sich gelohnt. Denn für die eilige Business-Elite gibt es jetzt zu Preisen ab 117 900 Euro nicht nur einen neuen M5. Parallel dazu hat der eng mit BMW verbandelte Veredler Alpina aus dem Allgäu auch noch einen B5 aufgelegt, der zu Preisen ab 112 000 Euro verkauft und anders als das Original aus Garching für einen Aufschlag von 3300 Euro auch als Touring angeboten wird.
Dieser Tribut an Kind und Kegel mag zwar der augenfälligste Unterschied sein. Aber er ist bei weitem nicht der größte. Denn obwohl die beiden Autos von der Plattform über den Allradantrieb bis zum Achtzylinder-Turbomotor mit 4,4 Litern Hubraum überraschend viel gemeinsam haben, könnten sie kaum weiter auseinanderliegen.
M5 auf der Rennstrecke geboren
Der M5 ist wie immer auf der Nordschleife geboren und für die Rennstrecke gemacht. Zwar werden damit die meisten Kunden eher von einem Termin zum nächsten hetzen als ernsthaft für Bestzeiten trainieren. Und natürlich taugt der M5 auch für den Alltag. Wofür bietet er schließlich all die Assistenzsysteme und das ganze Infotainment, das man auch aus den normalen Modellen kennt?
Und warum wohl ist die M GmbH über ihren eigenen Schatten gesprungen und hat nun erstmals diesseits der X-Modelle einen Allradantrieb eingebaut, damit auch Laien am Lenkrad die irrwitzige Kraft des V8-Motors gefahrlos auskosten können? Vom hohen Restkomfort des Fahrwerks ganz zu schweigen. Doch gemacht und gedacht ist der M5 für die Zeit, die man zwischen den Terminen mit ein paar schnellen Autobahn-Etappen herausfährt und dann auf der Landstraße oder besser noch tatsächlich auf der Rennstrecke verbringt.
Auf Knopfdruck zum Biest
Dort kann nicht nur der Bolide für die Business-Elite zeigen, wie viel Elan und Emotionen 441 kW/600 PS und 750 Nm entwickeln. Nicht umsonst beschleunigt der M5 in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und wird bei Vollgas erst bei 305 km/h abgeregelt.
Vor allem kann man dort so lange durch die unterschiedlichen Modi des Allradantriebs und die elektronische Charakterregelung schalten, bis der bisweilen überraschend brave M5 zu einem Biest wird, das noch schwerer zu beherrschen ist als die erste Generation des Kraftmeiers vor über 30 Jahren. Entspannend ist das zwar nicht mehr, weil man dann ständig das Messer zwischen den Zähnen und nach ein paar Minuten den Schweiß auf der Stirn hat. Doch der Spaß am Steuer ist unbeschreiblich.
Der B5 ist schneller und hat mehr Stil
Bis man irgendwann im Alpina B5 landet. Denn die Alternative aus dem Allgäu ist mit 447 kW/608 PS und 800 Nm nicht nur stärker als das Original und fährt mit bis zu 330 km/h spürbar schneller.
Der B5 hat auch noch mehr Stil - vom größeren Alltagsnutzen als Kombi ganz zu schweigen. Selbst wenn der oft nur als Alibi für vermeintlich fürsorgliche Familienväter dient.
Dezent im Auftritt, brachial im Antritt
Während der M5 protzt wie ein Bodybuilder auf der Bühne, präsentiert der B5 seine Stärke ganz im Stillen und spart sich einen vorlauten Auftritt. Selbst der V8-Motor klingt verhalten und vornehm wie ein Symphonie-Orchester und nicht wie eine Heavy-Metall-Combo. Doch wehe, wenn man Gas gibt. Schon auf der Landstraße bleckt er die Zähne, wenn er in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/ sprintet.
Auf der Autobahn wird er zu einem Kilometerfresser mit einem schier unstillbaren Appetit: Mir nichts, dir nichts hat man die 250 hinter sich gelassen und stößt in Geschwindigkeitsbereiche vor, die sonst nur Supersportwagen erreichen. Während man dort die Hände ins Lenkrad krallt, bis die Knöchel weiß werden, bleibt man im Alpina nicht zuletzt wegen der stabilisierenden Hinterachslenkung vergleichsweise entspannt. Dafür nimmt Alpina gerne ein paar Abstriche bei den Rundenzeiten auf der Rennstrecke in Kauf. Denn weiter als in die Boxengasse kommen solche Autos ohnehin in den seltensten Fällen.
Fazit: David schlägt Goliath
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Spektakuläre Sportlimousinen sind sie beide. Und wer mit seinem Firmenwagen tatsächlich auf die Rennstrecke möchte, der bekommt dafür kein besseres Auto als den BMW M5. Doch für den eiligen Alltag auf der Autobahn gibt es in dieser Klasse nichts besseres als den neuen Alpina B5. Denn er ist kräftiger und kultivierter, hat mehr Stil, lässt sich entspannter Fahren und ist obendrein das billigere Auto. So schlägt der David aus dem Allgäu den Goliath aus Garching.
Datenblatt: BMW M5
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
Datenblatt: Alpina B5
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke