Audi A3 Clubsport Quattro Concept: Der Wahnsinnige vom Wörthersee
Berlin (dpa-infocom) - Geht's noch? Audi hat eine Limousine aus der Kompaktklasse auf 525 PS aufgerüstet. Zwar bleibt der A3 Clubsport Quattro Concept fürs GTI-Treffen ein Einzelstück. Doch ganz ohne Relevanz ist der Wahnsinnige vom Wörthersee nicht, sagen die Bayern.
Da soll noch einer sagen, kompakte Limousinen seien nur was für Spießer. Schon im Serientrimm haben Autos wie der 2er BMW, der Mercedes CLA und der Audi A3 erfolgreich den Staub vom Stufenheck geblasen. Doch was Audi jetzt als A3 Clubsport Concept für das GTI-Treffen am Wörthersee auf die Räder gestellt hat, schlägt dem Fass den Boden aus: Der Viertürer mit den dicken Backen, dem wütenden Kühlermaul und dem ausklappbaren Heckspoiler sieht nicht nur aus, als wolle er jedem Superportwagen die Schau stehlen - er fährt auch so.
Leistung wie ein Supersportwagen
Der Motor wurde bis an die Grenze seiner Belastbarkeit aufgerüstet: Wo der Fünfzylinder-Turbo der Bayern in den bisherigen Sportmodellen auf maximal 265 kW/360 PS kommt, entlocken ihm die Entwickler der Quattro GmbH mit einem neuen Lader und einem von allen Hemmnissen befreiten Luftsystem irrwitzige 386 kW/525 PS und ein maximales Drehmoment von 600 Nm.
Auf dem Papier ist so etwas ein Kinderspiel, und auf dem Prüfstand mag das auch noch funktionieren. Doch Audi hat es diesmal nicht bei einer Trockenübung belassen, sondern den Clubsport Quattro tatsächlich voll funktionsfähig aufgebaut. Zwar mussten dafür zwei Dutzend Techniker drei Monate lang rund um die Uhr arbeiten. Dafür ist die auf Basis einer konventionellen S3-Limousine konstruierte Studie jetzt vollgasfest, sagen die Ingenieure und bitten zu einer ersten Testfahrt auf einer abgesperrten Rennstrecke.
Ein Gefühl wie im Rennwagen
Dort hat man die vergleichsweise konventionelle Form des Clubsport Concept ebenso schnell vergessen wie das vornehme Innenleben in Lack und Leder: Schon das tiefe Grollen beim Druck auf den Startknopf im Lenkrad klingt gefährlich nach Rennwagen, und sobald nur ein Schatten aufs Gaspedal fällt, hat der Clubsport Concept jede Verwandtschaft mit dem normalen A3 abgeschüttelt.
Mit fast explosiver Kraft schleudert der 2,5-Liter-Motor die Limousine dem Horizont entgegen, so dass Tempo 100 bereits nach 3,6 Sekunden erreicht ist. Und es liegt nur an den kurzen Geraden auf dem Kurs, dass man nicht wenig später zum allerersten Mal mit einem A3 die Schallmauer von 300 km/h durchbricht und weiter bis 310 km/h beschleunigt.
Der Adrenalin-Schub
Macht nichts. Denn die Längsbeschleunigung ist nur die halbe Miete. Die andere Hälfte zahlt die Querkraft ein, wenn der natürlich vom Allradantrieb geführte und über die 275er Walzen auf den 21-Zoll-Felgen fest mit dem Asphalt verzahnte Viertürer durch die Kurven fliegt.
Dazu noch das Stakkato aus Zwischengas und provozierten Fehlzündungen bei jedem der rasend schnellen Gangwechsel, der ganz eigene Rhythmus der fünf Zylinder und das wilde Fauchen aus den riesigen, von innen fein ziselierten Rohren im Heck - schon macht die Vernunft Pause. Wer fragt da noch nach Maß und Sinn? Und dem Verbrauch, der nur der realitätsferne Normzyklus auf gut acht Liter und einen CO2-Ausstoß von knapp 200 g/km schönrechnet?
Airbrake auf dem Heckdeckel
Zwar sollte man bei so einem Ritt die Augen schön brav an die Ideallinie heften. Doch zumindest beim Bremsen lohnt sich der Blick in den Rückspiegel - weil man dort plötzlich nichts mehr sieht. Wer jenseits von 150 km/h in die Eisen steigt, verzögert nicht allein mit den Karbonscheiben aus dem RS5, sondern aktiviert auch die so genannte Airbrake: Wie man es von Flugzeugen und wenigen Supersportwagen kennt, stellt sich dann am Heck blitzartig eine riesige Klappe fast senkrecht in den Wind und baut damit zusätzlichen Widerstand auf. Das wirkt, sagen die Ingenieure und messen bei einer Vollbremsung aus Tempo 250 immerhin 15 Meter weniger Anhalteweg.
Dass sich Audi mit der Studie diesmal so viel Mühe gegeben hat und man den Clubsport Quattro fast bis an seine Grenzen belasten darf, hat einen einfachen Grund: Das Auto bleibt kein Einzelstück. Vielmehr ist das in „magnetic blue“ lackierte Showcar der Vorbote für den nächsten RS3, der im Frühjahr als Sportback in Genf stehen und im Sommer 2015 in den Verkauf gehen soll. Mit Rücksicht auf die Dauerhaltbarkeit des Motors und erst recht auf die RS-Modelle in den größeren und teureren Baureihen wird es mit den 386 kW/525 PS wohl erst einmal nichts werden. Das müssen die Männer der Quattro GmbH einräumen. Doch die Fünf an erster Stelle gilt ihnen als hehres Ziel.
Fazit: Eine Kampfansage an Konkurrenz und Kollegen
Egal ob es am Ende 368 kW/500 PS, 331 kW/450 PS oder nur 294 kW/400 PS werden: Auf jeden Fall ist dieser Bodybuilder im Tarnkleid eine ernst zunehmende Kampfansage. Nicht nur an Konkurrenten wie den BMW M 235i mit 225 kW/306 PS oder den Mercedes CLA 45 AMG mit 265 kW/360 PS - wenn Audi ernst macht mit dieser Limousine, dann müssen sich auch die Konzernkollegen bei Porsche warm anziehen.
Datenblatt: Audi A3 Clubsport Quattro Concept
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke